Klickhits 2019: Allianz vs. Huk-Coburg, Thomas Cook, Gökers Liebesgrüße, Ex-DVAGler packt aus

Redaktion Versicherungswirtschaft und VWheute: David Gorr (l.), Tobias Daniel (2 v.l.), Michael Stanczyk (3 v.l.), Maximilian Volz (r.)

Das Jahr 2019 neigt sich allmählich dem Ende zu. Wie in den Jahren zuvor kämpften die Versicherer auch in diesem Jahr wieder mit harten Bandagen um Marktanteile, erzürnten sich über eine vermeintlich überbordende Regulierung und suchten auf neuen digitalen Wegen nach mehr Effizienz und Kundenbindung. Doch was hat die Leser in diesem Jahr bewegt? VWheute auf Spurensuche.

Ob autonome Fahrzeuge oder Car-Sharing: Die Zukunft der Kfz-Versicherung durch die „neue Mobilität“ beschäftigt die Versicherer auch über die alljährliche Wechselsaison hinaus. Wie jedes Jahr konzentriert sich dabei alles auf die all entscheidende Frage: Huk-Coburg oder Allianz – wer sticht wen im heiß umkämpften Kfz-Versicherungsmarkt aus? Rund 22.784 Seitenaufrufe bescherte daher die Frage nach der Crashgefahr in der Kfz-Versicherung Mitte November 2019.

Einen Trend zu höheren Prämien kann nicht festgestellt werden. Ganz im Gegenteil, der Markt ist umkämpft wie selten zuvor. Das liegt neben den beiden Großen auch an aufstrebenden Unternehmen wie Verti. Und dennoch: „‚New mobility‘ ist ein gewaltiges Thema für uns Versicherer. Es gibt immer mehr Mobilitätsformen – und hierfür brauchen wir neue Versicherungsangebote“, glaubt Ergo-Deutschlandchef Achim Kassow.

DVAG: Vertriebsass oder fragwürdiges Geschäftsgebahren?

An der DVAG schieden sich auch 2019 wieder die Geister der Versicherungsbranche. Die Erfolge sind ebenso unbestritten wie die Vertriebsmethoden umstritten. Die DVAG spaltet die Menschen in Gläubige und Kritiker. Der ehemalige Vertriebler Ralf Scheffner hat mit der Versicherungswirtschaft über das Modell DVAG aus seiner Sicht gesprochen. So empfinde er es „als Verpflichtung, derartiges Geschäftsgebaren öffentlich zu machen“

Die Resonanz auf das Topthema vom 7. Oktober 2019: 15.201 Seitenaufrufe und mehr als 20 durchaus kontroverse Kommentare. Die DVAG spaltet wohl auch weiterhin die Versicherungsgemeinde in zwei Lager. Daran ändert wohl auch nichts, dass die DVAG neben der Generali laut einer Umfrage zu den Vertriebsassen der Branche gehört.

Liegt die Zukunft im Homeoffice?

Agiles Arbeiten gehört auch in den Unternehmensetagen der Versicherungskonzerne zum guten Ton – die Axa Deutschland lässt grüßen. Durch die moderne Kommunikation wird auch Heimarbeit trotz Festanstellung immer beliebter. Nicht immer spielt aber der Arbeitgeber mit. Wie sieht das in der Praxis der Versicherungsunternehmen aus? Ein Blick auf die Angebote ausgewählter Gesellschaften traf mit 14.392 Seitenaufrufen ebenfalls den Nerv der VWheute-Leserschaft.

Wie steht es um die Allianz-Deutschlandtochter?

Oliver der Outperformer“ titelte VWheute vor einem Jahr über Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte. Der Topmanager hat den Versicherungstanker seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren deutlich durcheinander gewirbelt. Das klare Ziel: Die Allianz soll digitaler, schlanker und effizienter werden. Sein Kurs scheint sich jedenfalls auszuzahlen: Der Versicherer hat im letzten Quartal erneut einen Gewinn von mindestens einer Milliarde Euro erzielt.

Und die Deutschlandtochter des Münchener Versicherungsriesen? Medienberichten zufolge könnte die deutsche Holding bereits im kommenden Jahr aufgelöst und in zwei neue Gesellschaften aufgeteilt werden. Mit 9.872 Seitenaufrufen stießen die Spekulationen um die Allianz Deutschland ebenfalls auf großes Interesse. Auch wenn sich Allianz-Vorstand Axel Theis wenige Tage später redlich bemühte, die Wichtigkeit der Deutschlandtochter als „Motor des Konzerns“ zu betonen. Dessen warme Worte dürften womöglich auch bei manch VWheute-Leser (1.510 Seitenaufrufe) auf offene Worte gestoßen sein.

Der Performer des Jahres 2019: R+V-CEO Norbert Rollinger

Im bundesweiten Vergleich der Versicherungschefs – durchgeführt von der Versicherungswirtschaft – landet Allianz-Chef Bäte allerdings „nur“ auf Platz vier. So gilt dieser zwar als durchaus innovativ. Beim Thema Mitarbeiterführung wäre etwas „Nachhilfe“ allerdings empfehlenswert. Sätze wie: „Die, die nicht mitmachen wollen, muss man nach Hause schicken“ treffen nicht immer den Nerv der eigenen Mitarbeiter.

Vielleicht könnte sich Bäte noch etwas bei seinem R+V-Kollegen Norbert Rollinger abschauen: Der Vorstandschef des Wiesbadener Genossenschaftsversicherers ging als klarer Sieger aus dem Ranking hervor. Bei den Lesern von VWheute traf der CEO-Leistungscheck der besten Versicherungschefs Deutschlands mit weit mehr als 10.000 Seitenaufrufen ebenfalls den richtigen Nerv.

Dunkle Wolken in Koblenz

Auch die Zukunft der Debeka Bausparkasse stieß bei unseren Lesern jüngst mit 6.585 Seitenaufrufen auf reges Interesse. Die Debeka Versicherung muss laut einem Medienbericht ihre eigene Bausparkasse mit Millionen unterstützen. Besteht eine ernsthafte Gefahr für die Kasse der Koblenzer, hat VWheute gefragt. Die Debeka ist nicht das einzige Bausparinstitut mit Problemen.

Neben der Debeka haben auch andere Bausparkassen Probleme, alle leiden sie unter den Niedrigzinsen. Die Wirtschaftswoche spekuliert bereits, dass sich Institute in Fusionen retten müssten. Als Beispiel wird die Aachener Bausparkasse angeführt, die von der Wüstenrot im vergangenen Jahr geschluckt wurde.

Liebesgrüße aus der Türkei

Kennen Sie noch Mehmet Göker? Vermutlich ja. Der ehemalige Vertriebsstar ist derzeit in der Türkei sesshaft und will seine bald wiedererlangte Reisefreiheit für Besuche und Geschäfte in Deutschland nutzen. Der geplante Film über sein Leben kommt. Die Pläne des (Ex-?) Verkaufsstars sind groß, seine Fans begeistert.

„Mehmet, Du bist nicht zurück! Du warst nie weg!“, „Hammer!! Ich kann es kaum erwarten!“ oder „Geil MEG is back, jetzt werden alle rasiert ;-)“ sind einige Kommentare von Followern auf ein Video des schillernden Vertriebsmannes, bei dem er für ein Verkaufsseminar von und mit ihm wirbt. Auch auf VWheute stieß Göker mit 6.751 Seitenaufrufen auf große Resonanz.

Doch keine Sorge: Im kalten Almanya wohnen will er nicht mehr, „da er im Paradies lebe“. Ob ein Besuch in Deutschland eine so gute Idee ist, bleibt offen.

Gruseliges von Verivox

Für mediale Aufmerksamkeit ist das Enfant terrible der deutschen Versicherungsbranche jedenfalls immer gut – im positiven wie im negativen. Viel Werbung braucht der einstige Star am Versicherungshimmel jedenfalls nicht um sich zu machen, wenn es um mediale Inszenierung geht. Vielleicht hätte ja das Vergleichsportal Verivox den einstigen Kasseler als Werbeikone vor seinen Karren spannen sollen.

Die Kritiken hätten vermutlich nicht schlechter ausfallen können als der jüngste Werbespot mit dem Tatort-Schauspieler Andreas Leopold Schadt. Bei den Zuschauern kommt der Spot scheinbar gar nicht gut an: „Ich finde die Werbung mit dem Stressflüsterer eher eklig und schleimig“, lautet ein Kommentar auf VWheute. Andere Leser sehen darin gar „seelische Grausamkeit“ oder „Körperverletzung“. Dabei sind diese Meinungen nur die Spitze des Eisberges.

Ob Fernseh-Trash oder Hartz4-TV: Der Qualitätslevel der Verivox-Werbung unterscheidet sich jedenfalls nicht allzusehr von den „zwei unvergleichlichen Familien“ der Konkurrenzportals Check24. Beide Clips wirken vor allem eher gruselig als gefühlvoll – und sind höchstens auf RTL2-Niveau lustig.

Sorge um Lebensversicherer

Das wirkliche Sorgenkind der Versicherungsbranche bleibt allerdings auch weiterhin die Lebensversicherung. Eine aktuelle Analyse von Policen Direkt kam jüngst zu dem Ergebnis, dass bei 30 von 84 Lebensversicherern die erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage im Jahr 2018 nicht ausreichen, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen.

Wenig verwunderlich, dass solche Aussagen mit 7.191 Seitenaufrufen ebenfalls den Nerv der VWheute-Leser treffen. Und dennoch: Die Lebensversicherung scheint noch lange nicht am Ende zu sein. Trotz niedriger Zinsen und regulatorischer Vorgaben scheinen sich viele Lebensversicherer mittlerweile auf die neuen Gegebenheiten eingestellt zu haben, wie ein aktuelles Rating der Ratingagentur DFSI belegen will.

Allerdings stehen die Lebensversicherer auch vonseiten der Politik noch unter Beschuss – Stichwort Provisionsdeckel. Die „Provisionsauswüchse von teilweise über sieben Prozent sind belegt“, glaubt Jörg Kukies (SPD), Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, und stützt sich dabei auf neue Zahlen der Bafin. Bei den Lesern stießen dessen Erläuterungen mit 2.367 Seitenaufrufen ebenfalls auf große Resonanz.

Immerhin scheint sich der wie immer streitbare BVK-Präsident Michael H. Heinz sicher zu sein, dass sich diese „spinnerte Idee aus dem Finanzministerium“ im politischen Gesetzgebungsverfahren nicht durchsetzen werde. Erste Vorschläge zu einer Entschärfung gibt es ja bereits. Die politische Hängepartie um den Provisionsdeckel wird die Branche jedenfalls auch 2020 begleiten.

#MeToo erreicht die Versicherer

Die #MeToo-Debatte hat 2019 auch die Versicherungsbranche erreicht. Stein des Anstoßes waren dabei die schweren Vorwürfe der ehemaligen Lloyds-Mitarbeiterin Sophie Jarvis. So würde die HR-Abteilung bei Lloyd’s würde nur Frauen nach ihrem Aussehen einstellen und dementsprechend hätten die Frauen auch bestimmte Kleider zu tragen, schreibt Jarvis, „wenn die Frauen es weit bringen wollen.“ Wer eine Lunch-Box mitbringt, wird als „Lesbe“ beleidigt. Die bisexuelle ehemalige Lloyd’s-Chefin Inga Beale hätte männliche Kollegen hinter vorgehaltener Hand als „Muffmuncher“ (Muschileckerin) bezeichnet. Rund 13.044 Seitenrufe zählte der Beitrag am Ende.

Dass entsprechendes Fehlverhalten allerdings nicht immer juristische Konsequenzen haben muss, zeigt der Fall des umstrittenen Filmmoguls Harvey Weinstein (67): Er und sein früheres Filmstudio haben Medienberichten zufolge einen vorläufigen Vergleich mit den mutmaßlichen Opfern erzielt. Das Geld kommt von der Versicherung. Mehr als 30 Schauspielerinnen und ehemalige Weinstein-Angestellten erhalten laut der NY Times eine Entschädigung von 25 Mio. Dollar. Die Vereinbarung betrifft Weinsteins Produktionsfirma, The Weinstein Company, die mittlerweile insolvent ist.

Ein ganz anderer Fall war jedoch die vermeintliche Liebesbeziehung zwischen Markus Leibundgut, Chief Executive Officer Schweiz Swiss Life, und seiner ehemaligen Assistenz. Der Fall ist ein weiterer Beleg dafür, dass nichts so öffentlich ist wie das Private. Aktuell musste die demokratische Kongressabgeordnete Katie Hill aus Kalifornien zurücktreten. Sie hatte eine Affäre mit einer jüngeren Wahlkampfmitarbeiterin, was den Regeln des Repräsentantenhauses zumindest teilweise zuwiderläuft.

Diese Vorschriften waren im Zuge der #MeToo-Debatte verschärft worden, ahnden aber eigentlich nur sexuelle Beziehungen zwischen Kongressabgeordneten und ihren Untergebenen. Eine Wahlkampfmitarbeiterin ist streng genommen kein Kongressmitarbeiter. Ist das die neue Realität der Politik- und Arbeitswelt, in denen vorgeschrieben wird, wer wen lieben darf? Können Manager und (ehemalige) Sekretärinnen kein Paar sein, ist der Aufstieg einer Frau schon deswegen suspekt, weil ihr Partner der Boss ist und darf ein Chef seine Partnerin nicht fördern – Fragen über Fragen.

Insolvenz von Thomas Cook trifft die Zurich hart

Offene Fragen hinterlässt auch die Pleite des Reiseunternehmens Thomas Cook. So erstattet zwar die Zurich Deutschland als betroffener Versicherer den betroffenen Kunden rund ein Sechstel des Reisepreises. Am Ende wird aber wohl der Steuerzahler für die Versäumnisse in der Unternehmensführung und der Politik aufkommen müssen – sehr zum Unmut der VWheute-Leser.

„Wieso soll der Steuerzahler für das amateurhafte Verhalten aller Beteiligten aufkommen? Es ist unglaublich, was mit unserem Geld so alles veranstaltet wird. Wenn schon „ein Prozess aus einer Hand“, dann doch erst Zahlungen nach Ausgang des Prozesses. Wie sagte mein Vater immer? Das Fell des Bären kann man erst verteilen, wenn man ihn erlegt hat“, kommentierte unser Leser Ulrich Schönbein die Entscheidung der Bundesregierung, die betroffenen Urlauber der insolventen Reiseveranstalters Thomas Cook finanziell entschädigen.

Die zunehmende Zahl an Unternehmensinsolvenzen beunruhigt allerdings auch die Kreditversicherer: So hat sich die Zahl der Zahlungsausfälle und Unternehmensinsolvenzen 2019 gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Die Gründe dafür sind vor allem eine Stagnation des Welthandels, schwächelndes Wirtschaftswachstum und sinkende Zahlungsmoral der Kunden, berichtete der GDV Anfang Dezember.

Die Schadenregulierung gehört jedenfalls zum Geschäft der Versicherer – auch wenn manch skurrile Schadenmeldungen vermutlich das ein oder andere verschmitzte Lächeln in die Gesichtszüge zaubern dürfte, wie zum Beispiel der vielleicht teuerste Schaden in der Hühnerwelt.

VWheute wird auch 2020 wieder am Puls der Zeit in die Versicherungsbranche reinhören sowie tagesaktuell und meinungsstark über die aktuellen Entwicklungen und Trends berichten – wie immer börsentäglich um 00.04 Uhr.

Autor: Tobias Daniel

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