Hat der Swiss-Life-Chef seine Geliebte zur Top-Managerin befördert?
Eine Geschichte, fast so alt wie die Institution Liebe selbst. Ein Top-Manager verliebt sich in seine Sekretärin, deren Karriere im Anschluss einer Rakete ähnelt. War das auch bei Markus Leibundgut, Chief Executive Officer Schweiz Swiss Life, und seiner ehemaligen Assistenz der Fall? Ein Schweizer Medium berichtet, die Swiss Life spricht von einem Mix aus „Falschaussagen, Behauptungen und Meinungen“. Der Fall zeigt, das Private ist heutzutage alles, aber nicht privat.
Was ist denn aktuell in der Schweizer Finanzindustrie los, die haarsträubenden Geschichten häufen sich. Bei der Crédit Suisse kommt es zu Spionage und Verfolgungsjagden, die Generali Schweiz entlässt die Chefs gleich bündelweise und die Bank Sarasin glaubt, dass für ihre illegalen Cum-Ex-Geschäfte gefälligst AIG einstehen sollte. Nun reiht sich auch die Swiss Life in diese Riege ein – oder ist alles nur ein Missverständnis?
Alles beginnt im Jahr 2014, als Leibundgut Chef des Unternehmens in Deutschland ist. Der studierte Mathematiker und Physiker, geboren 1969, lernt dort die damals 26-jährige X. kennen, die als seine Sekretärin arbeitet. Laut der Webseite werden sie ein „Tandem“, es ist unklar, ob sie bereits ein Paar sind, berichtet Insideparadeplatz.
Im Frühling 2017 geht Leibundgut zurück nach Zürich und wird dort CEO Schweiz. Frau X folgt ihm und wird zunächst wie in Deutschland seine „strategische Assistentin“.
Ein Jahr später wird sie „Stabsleiterin CEO Schweiz“. Die spezielle Beziehung zwischen Leibundgut und X., sei zu diesem Zeitpunkt bereits „offensichtlich“ gewesen, wie eine „interne Quelle“ erklärte.
X. zog in das Vorzimmer des Managers und arbeitete ihm als Stabsleiterin zu. Die Ernennung war ein doppeltes Novum, denn erstens hatte X. keinen Stab zum leiten und andere Manager hatten keine Stabsleiterin in ihrem Vorzimmer. Dazu kam, dass die frühere Sekretärin des Magers für X. ihr Büro „räumen musste“.
Der Aufstieg von X. war aber noch nicht beendet. Laut dem Blog machte Leibundgut sie zur Leiterin der Projektmannschaft Transformation Office, kurz TO. Die Gruppe sollte die Swiss Life 2021-Strategie in der Schweiz umsetzen. Offenbar lief der Wechsel aber nicht reibungslos. „Vor Jahresfrist kam es zuoberst im TO zum Knall. Der Programmleiter wurde damals abgesetzt und auf die Straße gestellt. Neu verantwortlich wurde … Frau ,Stabsleiterin‘.“
Der Blog fragt, ob die Qualifikation von X. für die Position im Team TO ausreichte, schließlich habe sie etwas anderes studiert, wie ihr Titel Master of Arts „Sozial- und Organisationspädagogik“ zeigt. Ihr Auftreten im Unternehmen sei dennoch oder deswegen „laut, fordernd und direkt“ gewesen.
Was tut das Unternehmen?
Laut Insideparadeplatz ist „das Rätsel über den eigenartigen Aufstieg der Frau im Expresstempo gelöst“ worden. Sie und Leibundgut seien „seit ein paar Monaten ein Paar“, wurde intern mitgeteilt.
An ihrer Position hat sich dadurch offenbar nichts geändert. Sie bleibt in ihrer neuen Rolle „direkt für den Bereich Schweiz tätig“. Lediglich organisatorisch ist sie jetzt in der „Gruppenkommunikation statt im Bereich Schweiz angesiedelt“.
Insideparadeplatz fragt etwas uncharmant: „Ein 20 Jahre älterer Topshot zieht eine junge Frau mit sich die Karriereleiter hoch. Warum? Weil bei ihm der Verstand zusammengekracht ist?“
Die Frau in einer „für die Zukunft zentralen Position“ zu belassen, sei unverständlich. Hier gehe es um eine der wichtigsten Firmen des Finanzplatzes, „nicht um eine Bäckerei“.
Was sagt das Unternehmen zu der Casa – VWheute hat gefragt. „Es handelt sich um eine private Angelegenheit, die den Geschäftsalltag nicht beeinflusst. Um die Unabhängigkeit zu wahren und die Fähigkeiten der betreffenden Kollegin weiter bestmöglich für das Unternehmen einzubringen, war es Swiss Life als Arbeitgeberin ein Anliegen, eine transparente und klare Lösung zu finden. Mit der personellen Eingliederung bei einer Konzerneinheit ist sichergestellt, dass keine Interessenkonflikte entstehen.“
Sowohl die betroffenen Personen als auch das Management seien sich der „besonderen Situation“ bewusst und haben sich gemeinsam für „einen transparenten Umgang damit entschieden“.
#MeToo versus Liebe?
Der Fall ist ein weiterer Beleg dafür, dass nichts so öffentlich ist wie das Private. Aktuell musste die demokratische Kongressabgeordnete Katie Hill aus Kalifornien zurücktreten. Sie hatte eine Affäre mit einer jüngeren Wahlkampfmitarbeiterin, was den Regeln des Repräsentantenhauses zumindest teilweise zuwiderläuft.
Diese Vorschriften waren im Zuge der #MeToo-Debatte verschärft worden, ahnden aber eigentlich nur sexuelle Beziehungen zwischen Kongressabgeordneten und ihren Untergebenen. Eine Wahlkampfmitarbeiterin ist streng genommen kein Kongressmitarbeiter.
Genützt hat Hill dieser Sachverhalt nichts, nachdem die laut Spiegel Online rechtspopulistische Website Redstate und ein britisches Klatschblatt vergangene Woche kompromittierende Bilder sowie Textnachrichten von Hill veröffentlicht hatte.
Ist das die neue Realität der Politik- und Arbeitswelt, in denen vorgeschrieben wird, wer wen lieben darf? Können Manager und (ehemalige) Sekretärinnen kein Paar sein, ist der Aufstieg einer Frau schon deswegen suspekt, weil ihr Partner der Boss ist und darf ein Chef seine Partnerin nicht fördern – Fragen über Fragen.
Autor: VW-Redaktion