Neue Konzernstrukturen: Axa-CEO Buberl folgt Bätes Beispiel

Thomas Buberl, Axa-CEO. Bildquelle: Rapahael Dautigny über Axa.

Vergleichen Sie die Aussagen: „Wir wollen eine einfache und fokussierte Organisation und die Umsetzung der strategischen Prioritäten beschleunigen“ und im Gegensatz dazu: „Wir wollen eine konsistente Marktpräsenz, Internationalisierung und einen gemeinsamen Auftritt im Markt“. Der erste Satz stammt von der Axa, der zweite von der Allianz. Beide bedeuten im Kern Straffung, Zentralisierung und CEO-Zuschnitt. Oliver Bäte hat mit dem Allianz-Umbau vorgelegt, Thomas Buberl zieht mit neuer Struktur nach. Bei der Axa wird der Chef der wichtigsten Landeseinheit getauscht, zentrale Vorstandsaufgaben neu verteilt und die Unternehmensstruktur gewandelt.  

Es ist erstaunlich, wie sehr sich Wortlaut und Bedeutung der Allianz– und Axa-Pressemeldungen zum Umbau gleichen. Linguisten hätten daran wochenlang Freude. Die CEOs Buberl und Bäte teilen neben denselben Ansichten zu Markt und Management zusätzlich die Eigenschaft, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Die jetzigen Umbauten folgen den Zielen des „2023 strategic plan“, den die Axa im Dezember verkündete. Die erfolgten Änderungen schwangen bei der Vorstellung der Strategie, mehr Sach-, Industrie- und Krankenversicherung bereits mit. Jeder der vortragenden Vorstände sprach von schnelleren Entscheidungen, einfacheren Strukturen und zentralisierter Verantwortung.

Zwei Unterbosse unterstützen Buberl

Bei der Axa werden künftig zwei „Deputy CEOs“ alle zentralen Bereiche kontrollieren. Darüber steht nur noch Buberl. Das „Axa Corporate Center“ soll für „Konsistenz und Effektivität“ bei der Umsetzung der „2023-Strategie“ sorgen. Die Änderungen stehen in direkter Verbindung mit dem Modell, das bereits 2017 gestartet wurde.

Frédéric de Courtois wird der Axa am 1. August 2021 erneut beitreten und die Bereiche Finanzen und Investment, Risiko-Management, Strategie und  „Ceded Reinsurance“ verantworten. Zuletzt arbeitete er bei der Generali und fiel dort ironischerweise einem Gruppen- und Management-Umbau zum Opfer.

Der zweite starke Mann ist George Stansfield, Deputy CEO und Group General Secretary. Er wird künftig die Bereiche Kommunikation, Marke, Wirtschaftsprüfung, Compliance und Öffentlichkeitsarbeit übersehen.

Frédéric de Courtois (li.) und George Stansfield. Quelle: Axa, bearbeitet von Redaktion.

Keine Schonung bei Kernelementen

Buberl schreckt wie Bäte nicht vor heiligen Kühen zurück. Bei der Allianz Deutschland wurde Manfred Knof, jetzt Chef der Commerzbank, durch den Bäte-Vertrauten Klaus-Peter Röhler ersetzt. Im Anschluss daran wurde die (Deutschland-)Holding praktisch aufgelöst, auch wenn sich laut Röhler an der „Werthaltigkeit nichts ändert„.

Buberl hat ebenfalls seinen wichtigsten Landeschef abgelöst. Jacques de Peretti, bisher Chairman und CEO der Axa Frankreich, wird zum „Senior Adviser“ des CEO Buberl hochgelobt, bleibt aber im Axa Management Committee. Seine Position in Frankreich wird Patrick Cohen übernehmen, der, wie zuvor Röhler bei der Allianz, Landeschef in Italien war.  Die Änderung wird bereits zum 3. Mai 2021 wirksam, Cohen berichtet direkt an Buberl. Wer bei der Axa Italien künftig das Ruder übernimmt, wurde nicht kommuniziert.

Patrick Cohen, CEO Axa France. Quelle: Axa, bearbeitet von Redaktion.

Mitnichten enden die Änderungen an dieser Stelle. Der bisherige Group Chief Financial Officer, Etienne Bouas-Laurent, wird zum 1. Juli CEO der Axa Belgien und ersetzt Jef Van In. Dieser wird eine „new transversal role“ in der Gruppe übernehmen, die noch bekannt gegeben wird. Neben der Position in Belgien wird Bouas-Laurent die Geschäfte in Luxemburg übersehen.

Auch wenn Buberl sowohl de Peretti wie auch Bouas-Laurent mit warmen Worten zu ihren neuen Funktionen schickt, einen beruflichen Aufstieg bedeuten die neuen Funktionen wohl nicht. Gegensätzlich steht es um Alban de Mailly Nesle. Der Group Chief Risk and Investment Officer übernimmt die Verantwortungen von Bouas-Laurent zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben.

Freiheit bringt Verantwortung

Wie bei der Allianz erhalten bei der Axa einzelne Manager eine große Aufgaben- und Machtfülle, dafür müssen Top-Manager komplett weichen oder zumindest zur Seite treten. Bei der Allianz war es Fabio De Ferrari, bei der Axa ist es Benoît Claveranne, CEO of Axa International & New Markets. Beide werden sich „neuen Aufgaben außerhalb der Gruppe“ zuwenden.

Von den Änderungen ist auch das Management Committee der Axa betroffen. Mit Helen Browne, Group General Counsel, and Ulrike Decoene, Group Chief Communication, Brand and Sustainability Officer, wird das Gremium weiblicher und diverser.

Helen Browne (li.) und Ulrike Decoene. Quelle: Axa, bearbeitet von Redaktion.

Der CEO Buberl hat das Management gestrafft, Vertraute auf Schlüsselpositionen gesetzt und die Struktur auf die künftige Ausrichtung angepasst. Wie bei Bäte überrascht es, wie frei und scheinbar widerstandslos er seine Vorstellungen umsetzen kann.

Sowohl die Axa wie auch die Allianz mussten im vergangenen Jahr coronabedingt Einbußen hinnehmen. Das ist verzeihlich und wird keine Revolution auslösen, doch für beide gelten nach der Erfüllung ihrer Struktur- und Ausrichtungswünsche keine Ausreden mehr. Buberls Vertrag läuft noch bis 2022, Bätes zwei Jahre länger.

Autor: Maximilian Volz

Ein Kommentar

  • Kennt einer Strukturen der anderen Versicherer: dann fehlt jetzt nur noch die Zurich, ERGO und Talanx. Anscheinend ist es bei allen der gleiche Berater. Entweder BDG oder MCKinsey.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

19 + neunzehn =