Allianz: Corona verhagelt Bätes Bilanz

Allianz-Chef Oliver Bäte Quelle: Allianz

Die Allianz hat im Corona-Jahr 2020 besser performt als von den Analysten erwartet. So brach der Nettogewinn um 14 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro ein, teile Europas größter Versicherungskonzern am Freitag in München mit. Der Umsatz des Konzerns sank leicht um 1,3 Prozent auf 140 Mrd. Euro. Konzernchef Oliver Bäte sorgt sich indes vor allem vor einer Spekulationsblase.

So ähnele die Lage – insbesondere an den Aktienmärkten – der Situation vor dem Crash 2008/09 und dem Crash des Jahres 2000, konstatiert der Vorstandschef der Allianz. „Da kauft irgendeine Celebrity irgendein Bitcoin und dann explodieren die Preise für diese Assets. Das ist schon ziemlich verrückt, da müssen wir wirklich aufpassen“, warnte er auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Und dennoch: „Ich kann keinen Crash vorhersagen, sonst hätte ich wahrscheinlich einen anderen Job, (…) sonst hätte ich wahrscheinlich was Anderes vor“.

Weniger Sorgen dürfte Bäte allerdings die aktuelle Geschäftsentwicklung seines Konzerns machen. Corona zum Trotz fiel das Minus bei Gewinn und Umsatz niedriger aus als von den Analysten ursprünglich erwartet. Daher sei er mit der Bilanz für 2020 im Großen und Ganzen zufrieden. So habe die Sachversicherung habe „signifikante Einschläge“ gut wegstecken können, die Lebensversicherung sei „sehr widerstandsfähig“ und die Vermögensverwaltung habe „absolute Höchstleistungen“ abgeliefert.

So verzeichnete die Schaden- und Unfallsparte im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von 59,4 Mrd. Euro, was einem leichten Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der operative Gewinn brach jedoch um mehr als 13 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro ein. Besonders hoch sind die Schäden in der Versicherung gegen Betriebsunterbrechung und den Ausfall von Großveranstaltungen. Insgesamt schätzt die Allianz die Schadenbelastung durch Corona auf derzeit 1,3 Mrd. Euro. Die Schaden-Kosten-Quote stieg im Jahr 2020 um 0,8 Prozentpunkte auf 96,3 Prozent.

„Unsere robusten Ergebnisse beweisen, dass wir unseren Kunden dank unserer hochengagierten Mitarbeiter*innen und unserer modernen Geschäftsabläufe weiterhin Wert und Sicherheit bieten. Demzufolge sind wir in einer guten Position, um unser Ziel für 2021 zu erreichen.“

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE

Deutlich härter traf die Pandemie den Kreditversicherer Euler Hermes, der im letzten Jahr einen deutlichen Gewinneinbruch von drei Viertel auf 107 Mio. Euro. Auch die Industrieversicherungstochter AGCS bleibt weiterhin das Sorgenkind mit einem Verlust von 482 Mio. Euro (2019: 284 Mio. Euro). Die Prämieneinnahmen stiegen indes gegenüber 2019 um 2,3 Prozent auf 9,312 Mrd. Euro. Die Combined Ratio für 2020 liegt bei 115,5 Prozent (12M 2019: 112,3 Prozent), was der Industrieversicher hauptsächlich auf Forderungen im Zusammenhang mit Covid-19 (521 Mio. Euro) zurückführt.

In der Lebensversicherung sank das operative Ergebnis auf 4,4 Mrd. Euro (2019: 4,7 Mrd. Euro). Der Rückgang ist vor allem auf den Verkauf der Allianz Popular in Spanien sowie eine Nachreservierung und einen positiven Einfluss aus dem Vorjahr in den Vereinigten Staaten zurückzuführen. 

Deutlich besser lief es für die Vermögensverwaltung: Zum Jahresende verwaltete die Allianz insgesamt knapp 2,4 Billionen Euro eigenes und fremdes Gelder, was einen neuen Rekordwert bedeutet. Das operative Ergebnis stieg um 14,2 Prozent auf 857 Mio. Euro (2019: 750 Mio. Euro). „Die starken Nettomittelzuflüsse im Geschäftsbereich Asset Management sind ein Beleg für das attraktive Werteversprechen an unsere Kunden. Das neue Allzeithoch beim verwalteten Vermögen und die starke Produktivität sind ein gutes Vorzeichen für einen guten Start ins Jahr 2021“, kommentiert Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol.

Den Aktionären kommt der immer noch recht hohe Gewinn jedenfalls in Form einer Dividende von 9,60 Euro je Aktie zu Gute. Für das laufende Jahr 2021 rechnet der Versicherungskonzern nun ein operatives Ergebnis von zwölf Mrd. Euro. Das Urteil der Analysten fällt jedenfalls einhellig aus: „Überraschend positiv“ lautete das Urteil von Jefferies-Analyst Philip Kett zum Abschneiden des Versicherers im vierten Quartal.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Das Wort Spekulationsblase hört sich schon ziemlich gruselig an. In einem geordneten und durch und durch kontrolliertem und geregeltem Markt und Wirtschaftssystem ist das kaum zu glauben. Wenn solche Befürchtungen heute schon bestehen, frage ich mich, wer greift hier regulierend ein und schützt andere Marktteilnehmer und Verbraucher?

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