Umstrukturierung: Axa will Gewinne um „drei bis sieben Prozent“ pro Jahr über Kranken- und Industrieversicherung steigern

Der Axa-Vorstand beim Investor Day 2020 im virtuellen Studio. Quelle: Axa.

Sowohl Ziel wie Weg sind klar: Über die Bereitstellung von Health-Leistungen und einem Turnaround in der Industrieversicherung will die Axa über Jahre Wachstum generieren. Auf dem Investor Day 2020 stellten  CEO Thomas Buberl und seine Vorstandskollegen ihren Plan vor, der gut klingt, aber einige Fallstricke birgt.

Das tiefere und (meist) unausgesprochene Ziel eines Investorentages ist Eigenwerbung. Die potenziellen Geldgeber und Aktionäre sollen vom künftigen Kurs überzeugt werden, mögliche Zweifel an der Strategie oder den handelnden Personen beseitigt werden. Aus diesem Grund wurde häufig von „cash returns“ und Dividende gesprochen, meistens in Verbindung mit den Adjektiven „stabil“ oder „steigern“. Den Aktionären wurde das Bild einer Dividende von 55 bis 65 Prozent des Gewinns je Aktie gemalt.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Um Auszuschütten muss Gewinn erwirtschaftet werden. Das Ziel des Konzerns ist ein jährlicher Gewinnanstieg von drei bis sieben Prozent pro Jahr, die Eigenkapitalrendite soll zwischen 13 und 15 Prozent liegen. Im Jahr 2019, also prä-Corona, lag sie bei 16 Prozent. Erreicht werden soll das Ziel mit Technikeinsatz, Wachstum und Effizienz.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Kranken- und Industrieversicherung

Die Axa hat große Ziele, der Schlüssel dazu sind Health-Services und „technische Versicherungen“ bei denen „weiteres Wachstum“ generiert werden soll. Zudem soll der Cash-Flow gesteigert werden.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Die Ziele im Bereich Health sind sportlich. Die Beitragseinnahmen in der Sparte sollen bis 2023 im Schnitt um fünf Prozent pro Jahr wachsen. Erreicht werden soll das mit einer Doppelstrategie. In den entwickelten Ländern sollen bestehende Angebote, wie hierzulande Meine Gesundheit, ausgebaut werden. Gleichzeitig soll die Plattformidee auf andere Länder des Kontinents übertragen werden. Das Ziel ist eine Plattform mit allen relevanten Krankendienstleistungen und -services im jeweiligen Land.

In bisher noch nicht so entwickelten, außereuropäischen Ländern, Buberl nannte Mexiko und Ägypten, sollen medizinische Plattformen aufgebaut werden. Diese sollen eine Gesundheitsversorgung bieten und „maßgeschneidert“ auf die Bedürfnisse und Besonderheiten des lokalen Marktes zugeschnitten werden.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Viel Zeit wurde dem Axa-XL-CEO Scott Gunter im virtuellen Studio eingeräumt, in dem die Sprecher manchmal etwas verloren wirkten.

Quelle: Axa Investor Day 2020

In einer gewissen Breite stellte der XL-Chef seine Umbaupläne und Ziele vor. Vielleicht wollten sich Buberl und Gunter gegenüber den Kritikern rechtfertigen, die den Kauf von XL Catlin als zu teuer bezeichneten.

Ein besonderes Augenmerk beim Turnaround von XL will Gunter auf die Bereiche Underwriting und Organisation legen. Zudem will das Unternehmen von den guten Marktbedingungen in der Industrieversicherung profitieren, VWheute berichtete mehrmals.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Die Struktur bei XL wurde gestrafft, die Geschäftsfelder reduziert und das Arbeiten digitalisiert. So lassen sich die Ausführungen Gunters zusammenfassen. Das Augenmerk liegt auf dem Management für Einnahmen und Ausgaben, für die die jeweiligen Chefs der Regionen  „Amerika“, „Asien und Europa“, „UK und Lloyds“ sowie „Rückversicherung“ verantwortlich sind. Unausgesprochen schwang immer mit, dass der Versicherer beim Ausgaben-Management, sowie in den Bereichen Führung und Struktur in der Vergangenheit so seine Probleme hatte.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Zudem betonte Gunter die Wichtigkeit der Underwriting-Disziplin und auch die Reduktion von Volatilität.

Quelle: Axa Investor Day 2020

Sowohl im Bereich Industrie wie auch in allen anderen Sparten soll die Digitalität und entsprechende Tools die Kostenbasis reduzieren und die Axa „noch enger an den Kunden bringen“, wie Gunter betonte. Klingt gut, doch andere Unternehmen wie Allianz, HDI oder Chubb haben dasselbe Ziel. Unklar, ob der Kuchen für alle, in einer wegen Corona geschwächten Wirtschaft ausreicht.

Sowohl Buberl wie auch Gunter bestätigten, dass eine konsequente Reduktion der Geschäftsfelder ein elementarer Baustein des künftigen Erfolgs sind. Sowohl weitere Ver- wie auch Zukäufe wurden nicht ausgeschlossen, in die Karten ließen sich die Manager aber nicht blicken.

Zuletzt hatte sich die Ergo von ihrem Geschäft in der Golf-Region getrennt, zuvor waren es 13 andere Bereiche gewesen, aus denen sich der Konzern zurückzog. Wenn es zu weiteren Verkäufen kommt, wurde den Aktionären eine Beteiligung in Form eines Rückkaufprogramms in Aussicht gestellt.

Und Deutschland?

Die Axa Deutschland spielt bei den Vorstellungen des Konzerns eine große Rolle, wie Buberl mehrfach betonte. Gemeinsam mit Frankreich soll das Land eine wichtige Stütze für das Erreichen der Ziele sein. Ebenso wichtig wird es sein, dass XL einen Wechsel zu mehr Profitabilität schafft, sodass am Ende das Ziel vom jährlichen Gewinnanstieg von drei bis sieben Prozent realisiert werden kann.

Buberl setzt sich und sein Management unter Druck. Auf dem Papier ist sein Plan nachvollziehbar und schlüssig, die Realisierung wird in einer angeschlagenen Weltwirtschaft und einem sehr kompetitiven Markt allerdings schwierig. Gleichzeitig will das Unternehmen „Vorreiter beim Umweltbewusstsein bleiben. Beide Ziele seien „keine Gegensätze mehr“.

„Ambitioniert, aber realistisch“ nennt Buberl selbst seine Zielvorgaben, umsetzen müssen sie die Mitarbeiter, am Erfolg werden die Aktionäre ihn messen.

Autor: Maximilian Volz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

14 + 3 =