Bätes Plan wird wahr: Allianz löst mächtige Deutschland-Holding auf

Allianz Gebäude, Treptow-Towers in Berlin. Quelle: Allianz.

Die Spekulationen um die Zukunft der Deutschland-Tochter der Allianz sind seit geraumer Zeit durch den medialen Blätterwald gegeistert. Schon im November 2019 wurde gemunkelt, dass Konzernchef Oliver Bäte die Allianz Holding auflösen will. Nun macht er Nägel mit Köpfen: Die Allianz stellt sich in Deutschland neu auf. Rund 16.000 Mitarbeiter müssen sich auf Veränderungen – und turbulente Zeiten – einstellen.

Demnach will der Konzern die drei Spartengesellschaften Allianz Versicherungs-AG, Allianz Lebensversicherungs-AG und Allianz Private Krankenversicherungs-AG stärken und die Position im Heimatmarkt ausbauen. Dazu sollen diesen neben der Produktentwicklung weitere Operations- und Zentralfunktionen zugeordnet werden, heißt es in einer Unternehmensmitteilung am späten Montagnachmittag.

So sollen die Zentralfunktionen der Allianz Deutschland AG entweder den Spartengesellschaften bzw. der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) zugeordnet werden, sofern sich ihre Aufgaben hauptsächlich auf einen Produktgeber oder Vertrieb beziehen oder der Allianz SE bzw. einer ihrer Tochtergesellschaften, soweit sich daraus Größenvorteile ergeben.

„Wir wollen die Verantwortung für die Prozesse – Schadenabwicklung oder Vertragsabschluss – in die Hand desjenigen legen, der das Produkt und seine Deckung entwickelt. Viele Produkte sind sich international sehr ähnlich. Wir entwickeln jetzt Lösungen mit vielen Ländern gemeinsam.“

Bernd Heinemann, Vorstandsmitglied in der Allianz Deutschland

Zudem sollen der Vertrieb und der Marktauftritt in Deutschland vereinheitlicht werden. Dies betrifft laut Versicherer auch die Unternehmens-Töchter, die nicht zur Allianz Deutschland gehören, darunter die Vermögensverwaltung AGI. Neben der etablierten Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG soll es künftig zusätzlich eine neue „Markteinheit“ geben.

Allianz-Deutschland-Chef Klaus-Peter Röhler: „Vor dem Hintergrund wachsender Kundenerwartungen wird es im nächsten Schritt darum gehen, diese einheitliche Markt- und Kundensteuerung auf die weiteren Allianz-Einheiten im deutschen Markt auszuweiten. So bieten wir eine Marke, eine Botschaft, eine Kundenerfahrung.“

De Ferrari scheidet auf eigenen Wunsch aus

Verbunden mit den strukturellen Veränderungen geht – wenig überraschend – auch ein Stühlerücken im Management einher. So wird Vorstand Fabio De Ferrari, seit Oktober 2018 Chief Operating Officer (COO) der Allianz Deutschland AG, zum 31. März 2021 auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand der Allianz Deutschland AG ausscheiden und sich außerhalb des Konzerns neuen Aufgaben widmen.

„Er hat dadurch wichtige Grundlagen geschaffen, von denen wir auch in der internationalen Zusammenarbeit, zum Beispiel beim Allianz Customer Model, profitieren. Fabio De Ferrari hat in der Allianz Deutschland zudem den Prozess des Umbaus und der Integration von Operations in die Sparten erfolgreich mitgestaltet und begleitet“, kommentiert Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler die Personalie. Er selbst ist bereits Mitglied des Konzernvorstands und soll seine Rolle behalten.

Verluste im Leben-Geschäft vermiesen Allianz Deutschland die positive Bilanz

Die Allianz Deutschland hat das Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von 2,8 Prozent auf 40,8 Mrd. Euro (2019: 42,0 Mrd. Euro) abgeschlossen. Bei der Leben-Sparte sanken die Prämieneinnahmen um 5,4 Prozent. Dennoch bleibt dies der zweithöchste Umsatz in der Geschichte nach dem Rekordjahr 2019. Beim Schaden- und Unfallgeschäft sowie der Krankenversicherung verzeichnete man hingegen Zuwächse.

So stiegen die Beitragseinnahmen in der Kompositsparte zwar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent auf 10,9 Mrd. Euro (2019: 10,7 Mrd. Euro). Allerdings habe die Corona-Pandemie zu einer gegenläufigen Schadenentwicklung in den verschiedenen Sparten geführt. So zahlte die Allianz aus der Betriebsschließungsversicherung einen höheren zweistelligen Millionenbetrag für die sogenannte „Bayerische Lösung“ an ihre Kunden aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe aus. Auch die Schadenbelastung in der Rechtsschutzversicherung stieg um 2,8 Prozent.

Die geplanten strukturellen Änderungen sollen bis Anfang 2022 umgesetzt werden. In den kommenden Monaten sollen noch die Details sowie die Umsetzung mit Betriebsräten, Belegschaft und Führungskräften besprochen und ausverhandelt werden.

Pläne für Auflösung liegen schon länger auf dem Tisch

Bereits im November 2019 berichtete das Manager-Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass Konzernchef Bäte die Deutschland-Holding wieder auflösen möchte. Demnach sollte das operative Geschäft womöglich schon 2020 in zwei Teile gepackt werden. So würde der Vertrieb wohl der Sachversicherungstochter zugeschlagen, die Krankenversicherung könnte in die Lebensversicherung eingegliedert werden. Die Allianz wollte laut Bericht damals keine Stellungnahme zu den Plänen abgeben.

„Einen angenehmen Nebeneffekt hätten die Pläne für Bäte: Mit der Aufteilung in zwei Gesellschaften wäre die mächtigste Einheit der Allianz zerschlagen. Damit wäre ein Konzern im Konzern aufgelöst, mit Regionalfürsten, die auch mal kräftig Kontra gaben“, berichtete das Blatt.

Bäte soll die Pläne bereits vor fünf Jahren auf die Tagesordnung gebracht haben. Damals scheiterten diese aber wohl am Widerstand des damaligen Deutschlandchefs Manfred Knof und Markus Faulhaber, Vorstandschef der Allianz Leben.

Öffentlich bezeichnete Knof entsprechende Berichte als „absoluten Quatsch“. Ein im Intranet der Allianz veröffentlichtes Interview, welches VWheute vorliegt, sollte für Klarheit sorgen. „Ich bin mit meiner Aufgabe sehr zufrieden, sie füllt mich aus, ich bin also gerne Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland“, erklärte Knof, heute höchster Commerzbanker. Angesprochen auf sein Verhältnis zu Bäte, stellt er klar: „Als bedeutende Gesellschaft im Heimatmarkt der Allianz haben wir natürlich eine herausgehobene Rolle in der Gruppe.“

Funktion der Finanzholding

Im Juli 2020 hatte die Allianz die Führungsspitze der Deutschland-Tochter gehörig umgebaut. So wurde die Führung zentraler Bereiche ihres Kundenservices, die zuvor im Vorstandsressort „Operations“ gebündelt waren, in die Zuständigkeit der Allianz Sach-, Lebens- und Krankenversicherung überführt.

Mit den nun angedachten strukturellen Änderungen wird die Allianz Deutschland ihre bisherige Rolle im Versicherungskonzern verlieren und künftig als Finanzholding fungieren. Für die Mitarbeiter dürften in den kommenden Wochen und Monaten turbulente Zeiten zukommen.

Autor: VW-Redaktion

3 Kommentare

  • Das passiert wenn der VV ein Mackie ist, denn an so einem Hin und Her verdienen unterm Strich nur die Mackies. Also alles wie immer:-)

  • Der Experte hat es auf den Punkt gebracht. Kann man eigentlich irgendwo sehen, wie viel Euro der
    Bäte für „Beratungsleistungen“ an seine Mackie-Spezies der Investoren verbrennt?

  • Genervter Allianzer

    Raider heißer jetzt Twix, für die Vermittler ändert es nichts.

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