Bätes Umbau wird die Allianz auf Jahrzehnte prägen – wenn er die Mitarbeiter überzeugt

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE Quelle: Allianz

Oliver Bäte hat dazu gelernt. Während er früher die eigene Belegschaft mit Sätzen wie „können keinen Job garantieren“ marterte, hat er beim jüngst verkündeten Totalumbau das genaue Gegenteil getan. Nicht nur wurden den Mitarbeitern die Stellen zugesichert, auch die Standortzugehörigkeit ist sicher. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Arbeitnehmervertretung ist noch nicht überzeugt und die letzte Hürde für den CEO. Ein Kommentar.

Die Details des Umbaus sind komplex, im Wesentlichen wird die mächtige Deutschland-Holding nach 16 Jahren aufgelöst – VWheute berichtete ausführlich. Die Spartengesellschaft – LV, PKV und Allgemeine Versicherung – werden gestärkt und europäisiert. Das bedeutet, dass die LV-Einheiten aus den verschiedenen Ländern zusammenarbeiten und beispielsweise gemeinsam Produkte entwerfen. Dadurch „sinken die Kosten“ und „Kluge Köpfe werden zusammengeführt“, wie ein Sprecher erklärt.

Ein wichtiger Motor der Internationalisierung wird das „Allianz Customer Model“ (ACM). Die Einheit ACM wird „von den Allianz-Gesellschaften zusammen entwickelt“ und soll „entlang der gesamten Wertschöpfungskette“ nichts weniger als „harmonisierte Prozesse und Standards – für perfekte Kundenerlebnisse“ garantieren. Gleichzeitig erreicht ACM Größenvorteile durch die internationale Verwendung der einfachen und digitalen Produkte und Prozesse. Die Führung dieses „Herzstücks“ der neuen Allianz, die genau Bätes Vorstellungen entspricht, „werde noch bekannt gegeben“.

Mit Animositäten des CEO Oliver Bäte gegenüber der Macht der Allianz Deutschland, die seit seinem Antritt kursieren, soll der Umbau nichts zu tun haben. Die zentrale Frage drehe sich nicht um die Struktur, sondern um die Frage, „was erreicht werden sollte“, erklärt das Unternehmen.

Die Mitarbeiter als Zünglein an der Waage

Ohne die Zustimmung und Motivation der Belegschaft wird die Allianz keine Ziele erreichen. Wohl ein Grund, warum die Münchener bemüht sind, die Sicherheit und den Fortbestand aller Verträge zu garantieren. Der angedachte Umbau steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Arbeitgebervertretung, es seien noch „Gespräche zu führen“. Schüttelt der Betriebsrat also den Kopf, wird es keinen Umbau geben.

In Gesprächen mit der Allianz fallen daher derzeit häufig Beteuerungen, dass „jeder Mitarbeiter gebraucht wird“. Nicht mehr gebraucht wird Vorstand  Fabio De Ferrari. Zumindest sieht er es so, er tritt Ende dieses Monats freiwillig zurück. Die anderen Vorstände der (praktisch) aufgelösten Holding müssen laut Unternehmen nicht bangen, sie haben weitere Aufgabenfelder in den Spartengesellschaften oder der SE. Diese Mehrfachtätigkeiten der Führungskräfte sind ein weiteres Merkmal der bäte’schen Vorstellungen, wie VWheute analysierte.

„Das passiert, wenn der Vorstandsvorsitzende ein Mackie ist“

Dass Bäte recht hat und die Auflösung der Allianz Deutschland eine gute Idee ist, sieht auch Ex-Vorstand Reiner Hagemann so. Die Gründung der Allianz Deutschland AG im Jahr 2005 habe „mehr Bürokratie und andere Probleme“ geschaffen als gelöst. Zudem wurde „Kapital und Personal“ gebunden, erklärte er gegenüber boerse-online.de. Damals war die neue Zwischenebene eingezogen worden, damit die deutschen Tochtergesellschaften sich besser gegenüber der mächtigen SE positionieren konnten. Diesen Schritt hat Bäte, der seine Vorstellungen mittlerweile offenbar ohne Gegenwehr durchsetzen kann, mit der neuen Struktur wieder kassiert.

Ein VWheute-Leser kann den Plänen dagegen nichts abgewinnen: „Das passiert, wenn der VV ein Mackie (McKinsey-Mitarbeiter) ist, denn an so einem Hin und Her verdienen unterm Strich nur die Mackies. Also alles wie immer.“ Die Allianz beteuert allerdings, dass die Kosten der Umstrukturierung „im Vergleich zum erhofften Wachstum minimal sein werden“.

Jetzt muss noch der Betriebsrat der Allianz Deutschland davon überzeugt werden, dass Bätes Pläne für die Belegschaft langfristig vorteilhaft sind. Die Mitarbeiter und deren Vertretung sind die einzigen, die Bätes Pläne noch stören können, wenn sie es denn wollen. Bisher sind aus München allerdings keine Widerstandsparolen zu vernehmen.

Die Neugestaltung der deutschen Einheit ist ein Lackmustest für die anderen Gesellschaften der Allianz in Europa. „Ein Umbau in anderen Ländern könnte ein logischer Schritt sein“, erklärte ein Sprecher, allerdings wären diese „teilweise anders strukturiert“. Eine Absage ist das nicht.

Oliver Bäte hat einen europäischen Direktversicherer installiert, die mächtigste Landesgesellschaft aufgelöst und mit dem „Allianz Customer Model“ eine neue, länderübergreifende Einheit geschaffen. Gelingt ihm noch die Mitnahme der Mitarbeiter, ist ihm etwas gelungen, was die Allianz weit über seine eigene Amtszeit hinaus prägen wird.

Autor: Maximilian Volz

5 Kommentare

  • Diese Maßnahme wird die Allianz kaum verändern, jedenfalls nicht gegenüber dem Zustand von 2005. Damals war die Struktur so wie sie Bäte heute wieder herstellt. Damals war die Bündelung in der Deutschland AG angeblich ein Schritt in die Zukunft. Jetzt verkauft er den Rückschritt um 15 Jahre auch wieder als Fortschritt. Das ist eigentlich ein Eingeständnis des Scheiterns bei deutlich erhöhten Bezügen! Bäte dreht sich also im Kreis und erklärt den Rückschritt als Fortschritt. Den Fehler hat Diekmann 2005 gemacht.
    Dr. Hagemann hat dies ja in aller Deutlichkeit geäußert – auch damals schon

  • Mit der im Artikel genannten „Arbeitgebervertretung“ kann nur die „Arbeitnehmervertretung“ gemeint sein, denn nur diese ist der Betriebsrat…

  • Maximilian Volz

    Sehr geehrte Clara,
    Sie haben natürlich absolut recht, ich habe es geändert. ich danke Ihnen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Maximilian Volz

  • Wenn Hr. Bäte meine Geschäftsidee umsetzt, kann er, auch wenn er nichts ändert-WELWEIT-seine Umsätze erheblich, anfangs völlig konkurrenzlos, steigern.
    Erstmals wird damit fast allen Bürgern adäquate Zukunftsvorsorge ermöglicht. WINWIN für alle.
    Schönrechner Darstellungen sind unnötig und Beratungsprotokolle rechtssicher.
    Rechtzeitig, bevor Stornowellen einen Finanztsunami verursachen.
    Ich kenne mich mit Gefahren relativ gut aus., war Panzerkommandant an der Grenze als die Russen den Prager Frühling beendeten. Skitouren, Bergsteigen und Tennis im Wettkampfniveau ebenfalls.

  • Das „reduzieren“ der Bilanzerzeugenden“ Units ist nichts neues und schadet keinem Mitarbeiter.
    Das was Dr. Hagemann nicht gesagt hat und auch nicht wissen konnte, war der komplette Umbau der mächtigen ZN. Das hat sich bis heute nicht beruhigt, kann aber nun wieder „geordnet“ werden, was dann am Ende Herrn Bäte recht gibt. Alles o.k im großen Tanker Allianz mit nun weniger Bürobedarf da wohl 40-50% der Mitarbeiter im Home-Office bleiben.

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