Gewinneinbußen, Personalwechsel, strategische Investments: Der Drahtseilakt der Generali

Quelle: Generali

Mit der Generali legt heute der nächste Big Player der Versicherungsbranche seine Bilanz für das Jahr 2020 vor. Nach neun Monaten stand ein deftiger Gewinneinbruch in den Geschäftsbüchern. Konzernchef Philippe Donnet gibt sich dennoch angriffslustig.

So meldete die Generali in den ersten drei Quartalen einen Gewinneinbruch von 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 auf 1,3 Mrd. Euro. Vor allem die Turbulenzen an den Kapitalmärkten machen den Italienern deutlich zu schaffen: Während die Schaden- und Unfallsparte ihren operativen Gewinn um fast 19 Prozent steigerte, ging das Ergebnis im Lebensversicherungsgeschäft um 15 Prozent zurück. Die Schaden-Kostenquote sank um 2,3 Prozentpunkte auf 89,7 Prozent.

Allerdings erwies sich das Deutschlandgeschäft im ersten Halbjahr 2020 als wesentliche Stütze für die Versicherungsgruppe. Der operative Gewinn sei mit 428 Mio. Euro „im Wesentlichen stabil“ geblieben, heißt es aus München. Die Beitragseinnahmen stiegen demnach um 2,1 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro. Die Schaden-Kosten-Quote in der Sachversicherung verbesserte sich auf 88,8 Prozent (HJ 2019: 89,8 Prozent). Für das profitable Wachstum sei vor allem der Finanzvertrieb DVAG verantwortlich, über den Generali den Löwenanteil der Policen verkauft, betont Deutschlandchef Giovanni Liverani.

So blicken die Analysten recht zuversichtlich auf die heutigen Zahlen: So rechnen diese im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie von 1,33 Euro. Ein Fiskaljahr zuvor waren es 1,38 Euro je Aktie gewesen. Beim Umsatz gehen einige Analysten davon aus, dass im jüngst beendeten Fiskaljahr insgesamt 69,69 Mrd. Euro umgesetzt werden sollen. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2019 waren es noch 68,14 Mrd. Euro.

Hintergrund: Höhepunkte im Corona-Jahr 2020 bei der Generali

25.02.2021: Neues Fünfjahresprogramm: Generali investiert 3,5 Mrd. Euro zur Unterstützung der Realwirtschaft
Anlässlich des 190-jährigen Firmenjubiläums hat die Generali mit Fenice 190 ein Fünfjahresprogramm über 3,5 Mrd. Euro aufgesetzt, um die Erholung der von Covid-19 betroffenen europäischen Volkswirtschaften zu unterstützen. Der Fokus liegt zunächst auf Italien, Frankreich und Deutschland.

17.12.2020: Vorstandsumbau bei der Generali: David Stachon verlässt den Konzern
Pünktlich zum zweiten Adventswochenende hat die Generali Deutschland einige umfassende personelle Veränderungen auf den Weg gebracht. Die wohl wichtigste Entscheidung vorweg: David Stachon (50), Chief Business Officer Digital sowie CEO der CosmosDirekt und Dialog Versicherung, wird das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen.

23.10.2020: Exklusives Pressegespräch: Dialog und Generali Deutschland erwarten trotz Corona besseres Jahresergebnis
Gut durch die Pandemie gekommen: Generali Deutschland und die Maklertochter Dialog erwarten im laufenden Jahr trotz Corona ein „leicht besseres Ergebnis als im Vorjahr“. Die Aussage habe nur Gültigkeit, wenn nicht noch ein weiterer Lockdown das Jahresendgeschäft stört, erklären die Dialog-Vorstände Stefanie Schlick, Head of Broker, und David Stachon, Vorstandsvorsitzender, im prä-DKM-Pressegespräch. In die klassische Altersvorsorge führe „kein Weg zurück“.

17.09.2020: Brief an die EU: Generali geht in Sachen Klimaschutz in die Offensive
Umweltschutz ist für Unternehmen ein nicht zu gewinnendes Rennen. Egal wie sehr sie sich bemühen, die Anforderungen nehmen mindestens in gleichem Maße zu. Der Generali-CEO Philippe Donnet kann davon ein Lied singen, doch statt zu resignieren, läuft er weiter.

05.08.2020: Generali: In der Schweizer Versicherungswelt wird gerüchteweise wieder geliebt und befördert
Die Schweiz, Land der Versicherungs-Romeos. Nach der Swiss Life hat jetzt auch die Generali im Alpenland einen Fall, in dem Liebe und Beförderung in der Führungsetage nicht ganz sauber getrennt wurden, wird medial gemunkelt.

14.07.2020: Generali rührt die Werbetrommel global
Nach 189 Jahren die erste globale Werbekampagne. Niemand kann sagen, dass der Versicherer vorschnell tätig wurde. Im Mittelpunkt der Idee stehen zunächst die 150.000 Generali-Vertriebspartner, unterstrichen werden soll die Lebenspartnerschaft zwischen Unternehmen und Kunde.

26.06.2020: Generali kauft sich bei Cattolica ein
Die Generali wird neuer Großaktionär bei Cattolica. Der italienische Versicherer übernimmt für einen Betrag von 300 Mio. Euro Anteile von 24,4 Prozent. Außerdem habe sich der Konzern eigenen Angaben zufolge die Option für weitere 200 Mio. Euro gesichert.

04.06.2020: Arte Generali expandiert in den Nahen Osten
Die Arte Generali expandiert auf die arabische Halbinsel. Dazu hat der Kunstversicherer eine Vereinbarung mit der Oman Insurance Company unterzeichnet. Das gemeinsame Ziel: vermögende Privatkunden im Mittleren Osten durch eine gemeinsame Best-in-Class Versicherungslösung bedienen zu wollen. Die Übereinkunft gilt ab sofort.

06.05.2020: Generali-Managerin: „Digitalisierung hat durch die Corona-Pandemie einen enormen Schub bekommen“
Corona hat auch die Kultur – darunter Museen und Ausstellungen – in den vergangenen Wochen hart getroffen. Viele dürfen indes in diesen Tagen unter strengen hygienischen Auflagen wieder ihre Pforten für die Besucher öffnen. VWheute hat exklusiv mit Iris Handke, Leiterin der ARTE Generali Deutschland, über die Auswirkungen der Pandemie auf die Kunstversicherung gesprochen.

16.03.2020: Generali verbucht Rekordgewinn und richtet Corona-Fonds ein
Überfüllte Intensivstationen, verwaiste Straßen: Das Coronavirus versetzt ganz Italien in eine rote Zone. Die Börse ist so stark eingebrochen, dass Leerverkäufe verboten sind. Auch bei Generali sind viele im Homeoffice, Beratungsgespräche mit Kunden finden kaum statt. Der Versicherer legt einen 100 Mio. Euro Fonds im Kampf den Virus auf. Schließlich ist die Kasse durch den Verkauf mehrerer Sparten im vergangenen Jahr prall gefüllt.

Personalrochaden

Indes wird immer wieder an wichtigen personellen Schaltstellen gearbeitet. So hat etwa Frederic de Courtois, bisheriger General Manager, den Versicherer nach elf Jahren zum 1. Februar verlassen. Timothy Ryan, bislang CIO und CEO Asset & Wealth Management, schied zum 1. März 2021 aus. Ebenfalls zum 1. März 2021 übernahm Sandro Panizza die neu geschaffene Position des Group Chief Insurance & Investment Officer. Bruno Scaroni wurde zum 1. Februar 2021 neuer Group Chief Transformation Officer. Giancarlo Fancel, derzeit Chief Financial Officer von Land Italien & Global Business Lines, wurde zum 1. März 2021 neuer Risikovorstand der Generali. Carlo Trabattoni soll ebenfalls zum 1. März 2021 – als CEO Asset & Wealth Management –  die Aktivitäten der Vermögensverwaltungsgesellschaften der Gruppe und der Banca Generali koordinieren.

Generali-CEO Donnet gab sich für die Zukunft jedenfalls schon angriffslustig und stellte bereits einige neue Zukäufe in Aussicht. „Wir wollen drei bis vier Milliarden Euro investieren, nach einem genauen Plan“, so der Konzernchef. Davon hat die Generali bereits knapp anderthalb Milliarden Euro ausgegeben. Wichtigster Zukauf war demnach die Übernahme der portugiesischen Seguradoras Unidas im Oktober, die Generali mit einem Schlag vom Nischenanbieter zur Nummer zwei im Land machte. An Silvester übernahmen die Italiener zudem für 165 Mio. Euro die Griechenland-Tochter der Axa. Die Transaktion soll bis zum Ende des zweiten Quartals 2021 abgeschlossen sein.

Trotz Corona-Belastungen will die Generali außerdem an ihren Umweltschutzzielen festhalten und daran mitarbeiten, die globale Erwärmung zu verlangsamen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Aktuell hat das Unternehmen eine Aufforderung an die EU-Regierungen für mehr Klimaschutz unterzeichnet. Es soll der Rahmen für eine klimaresistentere Erholung festgelegt werden, der grüne Investitionen ermöglicht, die erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Insgesamt hält die Generali weiterhin an ihrer Strategie und den Unternehmenszielen für 2021 fest. So rechnet der italienische Versicherungskonzern auf seinem virtuellen Aktionärstag für 2020 mit einem Wachstum des Gewinns je Aktie zwischen sechs und acht Prozent. Zudem hat die Generali bereits ein Jahr früher als geplant ihr Ziel erreicht, den Schuldenstand um 1,9 Mrd. Euro senken zu wollen.

Autor: VW-Redaktion

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