Brief an die EU: Generali geht in Sachen Klimaschutz in die Offensive

Der Machtkampf um die Strategie und den Spitzenposten von Generali-Chef Philippe Donnet spitzt sich zu (Quelle: Generali)

Umweltschutz ist für Unternehmen ein nicht zu gewinnendes Rennen. Egal wie sehr sie sich bemühen, die Anforderungen nehmen mindestens in gleichem Maße zu. Der Generali-CEO Philippe Donnet kann davon ein Lied singen, doch statt zu resignieren, läuft er weiter. Derweil erhöhen die NGOs den Druck.

Der Group-CEO hat beim italienisch verwurzelten aber international agierenden Versicherer einen umfassenden Umbau hingelegt. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen, die Generali hierzulande weiß davon ein Lied zu singen. Die Gruppe wurde verschlankt, was sich in einem Rekordgewinn widerspiegelte. Gleichzeitig betont der Versicherer, sich auch an den eigenen Umweltzielen messen lassen zu wollen.

Doch natürlich ist der Konzern von Corona betroffen, der Gewinn halbierte sich, es kamen erneut Übernahmegerüchte auf, die in der Zentrale in Triest sofort entschieden dementiert worden sind. Das Unternehmen will den eingeschlagenen Weg fortsetzen, dieser beinhaltet vor allem die Betonung der Verantwortung gegenüber Kunden und der Gesellschaft. So war Donnet einer der ersten CEOs, der einen privat-staatlichen Pandemieschutz forderte, um auf weitere Epidemien vorberietet zu sein. Zudem hat die Generali einen „Corona-Notfallfonds“ eingerichtet, der Partner und Kunden durch die Krise helfen soll.

Das Konstrukt ist auch kein theoretisches Hirngespinst, sondern eine tatsächliche Hilfe, die auch den einen oder anderen Makler vor der Pleite rettete, wie Stefanie Schlick, Vorständin für Vertrieb und Marketing der Generali-Tochter Dialog, im Gespräch mit der Versicherungswirtschaft verriet, die Sie ab sofort bestellen können.

Generali will an Umweltzielen festhalten

Trotz Corona-Belastungen will die Generali an ihren Umweltschutzzielen festhalten und daran mitarbeiten, die globale Erwärmung zu verlangsamen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Aktuell hat das Unternehmen eine Aufforderung an die EU-Regierungen für mehr Klimaschutz unterzeichnet. Es soll der Rahmen für eine klimaresistentere Erholung festgelegt werden, der grüne Investitionen ermöglicht, die erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden

Der Group-CEO Donnet gehört zu den Unterzeichnern eines Briefes, in dem die Staats- und Regierungschefs der EU aufgefordert werden, das Ziel der Treibhausgasemissionen von 40 auf 55 Prozent anzuheben. Das Engagement de Generali steht im Einklang mit bereits getroffenen Maßnahmen, einschließlich der Beteiligung an der Net-Zero Asset Owner -wie der EU Green Recovery Alliance.

Die Reduzierung des CO2-Foodprints des Anlageportfolios der Gruppe und die Unterstützung der Kunden bei der grünen Umstellung sind weitere Ziele der Generali, wobei mehr als 1,3 Milliarden Euro an Prämien aus Umweltprodukten eingenommen wurden.

Viel ist nicht genug

Doch bei allen Anstrengungen, die Bemühungen der Finanzindustrie sind nicht ausreichend. Aktuell haben die Umwelt-NGOs Forderungen an Finanzriesen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele veröffentlicht. Insgesamt 59 internationale Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, darunter auch die den Versicherern hierzulande bekannte Organisation Urgewald, haben mit der NGO Rainforest Action Network Richtlinien für Finanzinstitutionen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erarbeitet. Damit wird der Druck auf die weltweit größten Banken, Versicherer und Vermögensverwalter, deren Geschäfte die Klimakrise befeuern, weiter erhöht, hofft die Gemeinschaft. Die bisherigen Bemühungen der Finanzindustrie seien nicht ausreichend.

“Finanzinstitutionen müssen offen legen, wie sie langfristig planen ihre klimaschädigenden Tätigkeiten zu eliminieren. Zudem müssen sie sofort aufhören den Ausbau fossiler Energien und Abholzung zu finanzieren, erklärt Paddy McCully, Climate and Energy Director bei Rainforest Action Network.Die Energiewende werde leider nicht über Nacht und vor allem nicht von ganz allein stattfinden. Banken und andere Finanziers könnten nicht davon ausgehen, dass es genug ist Klimaziele für das Jahr 2050 – also eine ganze Generation entfernt – zu definieren und dann erwarten ernst genommen zu werden“, erklärt er.

Die Gruppen fordern einen sofortigen Stopp jeglicher Finanzierung neuer Kohle-, Öl- und Gas-Projekte und auch der Firmen selbst, die diese Projekte vorantreiben. „Es gibt nur noch ein schmales Zeitfenster, in dem wir die absolute Klimakatastrophe abwenden können, und es schließt sich schnell – jegliche Verzögerung von Maßnahmen ist unvertretbar,” sagt Lidy Nacpil vom Asian Peoples Movement on Debt and Development (APMDD) und dem Asian Energy Network.

Die Generali, und alle anderen Finanzinstitute, werden also weiter an ihren Umweltprogrammen feilen müssen, die NGOs werden ihren medialen Würgegriff sicher nicht lockern. Das ist gut so.

Autor: Maximilian Volz