Großer Auftritt in der New York Times: Axa-Boss Buberl glaubt an branchenweiten Kohleausstieg in den nächsten zehn Jahren

Thomas Buberl, Axa-CEO. Bildquelle: Rapahael Dautigny über Axa.

Selbst für einen globalen Top-Manager wie Thomas Buberl ist ein Interview in der renommierten New York Times (Times) nicht alltäglich. Vielleicht hat sich der Axa-CEO aus diesem Grund einige Thesen zur Nachhaltigkeit und Umweltschutz zurechtgelegt, die sein Haus wie auch die Branche prägen werden. Er will eine „sehr mächtige Koalition schaffen“, um den (Kohle-)Markt wirklich zu verdrängen.

Die Axa ist beim Thema Umweltschutz seit Jahren engagiert, erst kürzlich hat das Unternehmen seine Ausschlüsse bei den fossilen Energieträgern erweitert. Das war auch innerhalb seines Hauses kein einfacher Weg, wie Buberl im Interview mit der Times bestätigt. „Sind Sie verrückt? Sie werden niemals Investitionen finden, die die gleiche Rendite bringen“, hielten ihm Kritiker vor, als er aus Kohle-Investments aussteigen wollte. Buberl tat es dennoch und behielt recht: „Wenn ich mir jetzt, fünf Jahre später, anschaue, haben wir über 20 Milliarden Dollar in grüne Investitionen investiert“. Die Rendite unterscheide sich „nicht so sehr von der, die wir im Kohlesektor gesehen hätten“. Sein Ziel ist es, bei den Green Investments auf „24 bis 25 Milliarden Dollar“ zu kommen.

“Are you crazy? You will never find investments that have the same yield.” 

Interner Kritiker gegenüber AXA-CEO Buberl

Der Umbau des Geschäfts sei ohne Rückgang bei den Bruttozahlen erreicht worden. Er gesteht allerdings ein, dass die Handhabung der Kundenbeziehungen mitunter schwierig sei; denn die Fossilunternehmen sind auf der Zeichnungsseite „sehr große Kunden“. Offenbar ist Buberl der Spagat gelungen, denn die Axa Group hat aktuell wie auch in der jüngeren Vergangenheit solide Zahlen vorgelegt und ein Milliardengeschenk an die Aktionäre angekündigt.

Zusammenhalt schaffen

Intern hat der CEO mit Andy Macfarlane einen Umweltverantwortlichen ernannt, der eine schwierige, aber aussichtsreiche Position innehat, wie eine Analyse zeigt. Doch Buberl will über den Axa-Tellerrand hinaus Synergien schaffen. Den Versicherern kommt bei der Bekämpfung des Klimawandels eine einzigartige Rolle zu, denn sie bieten eine einzigartige Leistung. „Auf der Versicherungsseite gibt es ohne Versicherung keine Finanzierung – sei es privat, öffentlich, von einem Versicherer, einem Vermögensverwalter oder von wem auch immer“, sagt Buberl. Diese Stellung müsse genutzt werden. „Wenn wir die Mehrheit dieses Marktes zusammenbringen und uns auf Grundsätze einigen, was wir noch versichern, werden wir eine sehr mächtige Koalition schaffen, um diesen Markt wirklich zu verdrängen“, erklärt Buberl.

Bei diesen klaren Vorstellungen wundert es nicht, dass Buberl der Vorsitzende der Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) ist. Das ist eine Vereinigung von acht der weltweit größten Versicherer, die sich für Klimaschutz einsetzen. Die Häuser haben eine Verpflichtung unterzeichnet, bis zum Jahr 2050 ein Versicherungsportfolio mit Netto-Treibhausgasemissionen von null zu erreichen.

Mitgliedsunternehmen der Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) . Quelle: https://www.unepfi.org/

Das scheint auch kein Lippenbekenntnis zu sein. Auf der Klimakonferenz in Glasgow bekräftigte die Versicherungsbranche, allen voran die Munich Re, noch mal ihr Bestreben für einen grünen Planeten. Harte Worte an die Politik gab es obendrauf. Es fehle meist eine „ganzheitliche Bewertung“ der Klimarisiken sowie eine „umfassende Verantwortung“, erklärte Munich Re CEO Joachim Wenning.

Alle für einen?

Entscheidend für die Klimabemühungen der Branche wird sein, ob auch die großen Häuser jenseits des Atlantiks überzeugt werden können – AIG und Berkshire Hathaway sind bisher keine NZIA-Mitglieder. Nur wenn das gelingt, entsteht tatsächlich eine „mächtige Koalition“. Buberl ist überzeugt, dass auf einen Komplettausstieg der großen Versicherungsgesellschaften aus der Kohle „keine 20 Jahre mehr gewartet  werden muss“. Er ließ sich sogar eine präzise Einschätzung entlocken: „Ich würde sagen, dass wir in zehn Jahren größtenteils draußen sein werden“. Die Hilfe von Staatsseite ist nicht nötig. „Man braucht keine Regierung, wenn man es selbst in die Hand nehmen kann“. Wir sind noch „früh genug dran“, um es „selbst in den Griff zu bekommen“. Dass Buberl der grüne Umbau bei gleichzeitigem Unternehmenserfolg gelingt, davon ist der Axa-Aufsichtsrat überzeugt, sein Vertrag wird verlängert.

Wünschen wir dem grünen Buberl und seinen Umweltbrüdern und Schwestern wie Oliver Bäte und Amanda Blanc viel Glück – ein sauberer Planet hilft allen.

Autor-Maximilian Volz