Axa gibt Buberl mehr Zeit für den großen Umbau

Thomas Buberl, Axa-CEO. Bildquelle: Rapahael Dautigny über Axa.

Ein Umbau in Verbindung mit einer „excellent performance“ im ersten Halbjahr sichert Thomas Buberl wohl für vier weitere Jahre die Axa-Spitze. Der Kapitän des französischen Versicherungsdampfers war in den vergangenen Jahren umtriebig und hat im Konzern tiefgreifende Veränderungen vollzogen. Eine davon war der Fokus auf Sach-, Industrie- und Health-Angebote. Wenn die Halbjahreszahlen 2021 ein Indikator für künftigen Erfolg sind, steuert der Kapitän auf schatzträchtige Seegründe zu.

Der Aufsichtsrat ist mit der Arbeit des Managers Buberl zufrieden. Seit seinem CEO-Amtseintritt 2018 werkelt er unermüdlich und mutig an einer neuen Axa – weg vom Leben- hin zum Sach- und Industriegeschäft. Das schafft nicht nur Freunde, doch Management und Belegschaft scheinen hinter seinem Kurs zu stehen.

Buberl will das Unternehmen straffen und, ganz wie der französische Staat, auf die Pariser-Zentrale und speziell den CEO ausrichten. Zimperlich ist er dabei nicht, wie die Beispiele zeigen, in denen er erfahrene und verdiente Manager absetzt, eigene Talente wie Jef van In fördert oder direkt komplette Führungsteams austauscht. Ein Kontrollfreak ist er allerdings nicht; vertraut er einem Manager, erhält dieser, wie Axa XL-Chef Scott Gunter, weitgehend freie Hand. Insgesamt betrachtet wird die Führung verkleinert, die Manager erhalten größere Aufgabengebiete und unterstehen dem Kapitän Buberl direkter.

Bei der Straffung des Geschäfts wird ebenfalls nicht gezaudert. Das gilt für den Bereich Industrie ebenso wie für das Asiengeschäft, wie Malaysia und Indien zeigen. Selbst eine Dividendenhalbierung konnte Buberl coronabedingt ankündigen, ohne dass die Aktionäre die Messer wetzten. Wer sich solche Aufgaben setzt und derlei Widrigkeiten übersteht, prädestiniert sich für eine Vertragsverlängerung.

Dies sieht auch der Aufsichtsrat so. Auf der nächsten Jahreshauptversammlung im April 2022 wird das Gremium eine vierjährige Vertragsverlängerung des zum Termin auslaufenden Arbeitspapiers des CEOs vorschlagen. Bis dahin muss Buberl neben dem Umbau die Spätfolgen der Pandemie meistern. Er selbst lässt trotz des eigenen Arbeitspensums keine Müdigkeit erkennen: „Ich bin stolz auf das, was wir zusammen erreicht haben. Zudem bin ich dankbar für die Gelegenheit, dieses einzigartige Unternehmen für weitere vier Jahre zu führen und eine neue Seite seiner Reise zu schreiben.“ Für die Reise 2021 ist der Dampfer Axa auf einem guten Weg.

Halbjahreszahlen 2021

Die Axa ist mit ihren ersten sechs Monaten zufrieden, wie die Präsentation der Zahlen zeigte.

Auszug aus dem HJE-2021. Quelle: Axa

Der Konzern will seine Gewinne um „drei bis sieben Prozent“ pro Jahr steigern und das speziell über die Kranken- und Industrieversicherung, erklärte Buberl auf dem „Axa Investor Day 2020“ im Dezember. Tatsächlich zeigt der Trend beim Industrieversicherer Axa XL nach oben.

Auszug aus dem HJE-2021. Quelle: Axa

Dieser Steigerung waren einschneidende Maßnahmen im Industriebereich vorangegangen. Buberl hatte das Potenzial ebenso wie die Probleme erkannt und keine Maßnahmen gescheut. Das geschieht wohl auch aus Selbstschutz heraus, denn beim Kauf von XL Catlin, bei dem die Allianz ausgestochen wurde, hatten Kritiker Buberls hohen Kaufpreis kritisiert. Bei den Halbjahreszahlen betonte Buberl die Erfolge von „XL“ besonders und verschwieg nicht, dass diese auf besserem Portfolio-Underwriting und steigenden Marktpreisen basiere.

Health-Bereich im Ausbau befindlich

Der „Driving Progress 2023“ Umbau im Health-Sektor würde andauern, erklärte Buberl bei der Präsentation. Er führte die Plattform in Zusammenarbeit mit Microsoft als Beispiel für den Fortschritt an, VWheute berichtete. Progression in allen Ehren, doch am Ende wird auch die Axa an Zahlen gemessen. Insgesamt sind die Health-Prämien um drei Prozent gewachsen, was gemessen an den Media-Day-Zielen  dem Minimum entspricht.

Auszug aus dem HJE-2021. Quelle: Axa

Ergebnis und Ausblick

Insgesamt sind die Halbjahreszahlen des Konzerns beachtlich. Inwieweit  sie allerdings belastbar sind, ist vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie fraglich. Ein dreistelliger Anstieg in den Sektoren „Underlying Earnings“ und „Net Income“ wird wohl kaum dauerhafte Realität werden.  Besonders, wenn der Prämieneinstieg drei Prozent beträgt.

Auszug aus dem HJE-2021. Quelle: Axa

Die internationalen Einheiten konnten ihre Prämien insgesamt um zwei Prozent auf 4,1 Mrd. Euro steigern. Der Motor hierfür war Europa – plus vier Prozent –, insbesondere die Landeseinheiten Deutschland, Schweiz, Spanien und UK. Das internationale Geschäft wuchs um 13 Prozent, das Asiengeschäft fiel um fünf Prozent. Die Schäden durch die Flut „Bernd“ schätzt der Konzern auf 400 Mio. Dollar, hauptsächlich tragen wird ihn wohl die Deutschlandtochter. Die „Holdings underlying earnings “ fielen um acht Prozent auf 407 Mio. Dollar, hauptsächlich getrieben  vom „non-repeat of an exceptional investment result in Germany Holdings“. Insgesamt ist das Ergebnis der Deutschlandtochter unspektakulär:

Auszug aus dem HJE-2021. Quelle: Axa

Ausblick

Einen Tanker wie die Axa bewegt selbst Kapitän Buberl nicht über Nacht, ihm wird Zeit gewährt. Der Grund dafür ist wohl, dass die Ausrichtung des Unternehmens stimmt. Geschwindigkeitshemmende Teile wurden von Buberl entfernt und eine auf ihn zugeschnittene Crew an Offizieren ernannt. Den Aufsichtsrat wie auch die Managerebene hat er hinter sich, kommt er in den nächsten sechs Monaten unbeschadet durch das covid-gespickte  Untiefengebiet 2021, winken ihm vier weitere Jahre an Deck der „MS Axa“.

Autor: Maximilian Volz

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