Allianz-Chef Bäte: „Das Geschäftsmodell Deutschlands steht auf dem Spiel“

Allianz-Chef Oliver Bäte Quelle: Allianz

Allianz-CEO Oliver Bäte spricht Klartext über den verprellenden Wahlkampf, Lügen zu den (Konsum-)Folgen des Klimawandels und den neuen Dreijahresplan der Münchener. Schmallippig(er) wird er im Interview mit einer Wirtschaftszeitung beim Skandal um Allianz Global Investors. Für seine Nachfolge sieht er keine Probleme: Jeder ist ersetzbar, denn der „Friedhof ist voll von scheinbar unverzichtbaren Menschen“.

Der CEO ist frustriert von Parteien und Wahlkampf. „Die Politik muss endlich ehrlich sagen, dass Klimaschutz ohne höhere Kosten bei Mobilität, Energie und teilweise auch Lebensmitteln nicht möglich ist“, sagt Bäte im Gespräch mit dem Handelsblatt. Klimaschutz bedeute auch Verzicht. Würden beim Energieumbau Fehler gemacht, sei die Wirtschaftskrise „unausweichlich“, weil der „Kern unserer Wirtschaft in Schwierigkeiten gerät“. Die Kosten des „grünen“ Umbaus würden vielfach unterschätzt. Es müsste „massenhaft privates Kapital reingehen“, aber es gäbe „kein regulatorisches Konzept“.

Den Wahlkampf empfand Bäte als „unglaublich frustrierend“. Gefehlt hätten ihm wichtige Themen wie steigende Inflation oder Rekordausgaben für Soziales. „Wir laufen hier auf ein riesiges Finanzierungsproblem zu“, vielen sei nicht klar, dass „gerade das gesamte Geschäftsmodell Deutschlands auf dem Spiel steht“. Die deutsche Volkswirtschaft basiere auf einer starken Industrie.

Schweigen zu USA und Plan

Bedeckt hält sich Bäte zu den aktuellen Problemen der Allianz in den USA. Fondseigner haben wegen Milliardenverlusten Klage gegen die Verantwortlichen der “Structured Alpha Fonds eingelegt. Das hat auch personelle Folgen, die Vorständin Jacqueline Hunt steht auf der Kippe. „Wir sind gerade dabei, das Thema aufzuarbeiten“, erklärt Bäte. Die Personalie wäre Aufgabe des Aufsichtsrates. Einen eigenen Fehler sieht er in dem USA-Fonds-Fall bisher nicht. Die Allianz müsse in der Casa die Balance zwischen „ökonomischen Aufwand“ und „Angemessenheit“ finden.

Anfang Dezember werde die Allianz ihre neue Dreijahresstrategie präsentieren.  Neben Finanz- und Unternehmenszielen sollen auch die „derzeitigen Grundprobleme der Gesellschaft“ einfließen. Dazu gehören laut ihm Altersvorsorge, Gesundheit und bezahlbares Wohnen.

Gegenüber Investitionen ist er offen, es werde weiter „nach guten und passenden“ Gelegenheiten geschaut, auch außerhalb des Versicherungssektors. Lediglich bei „langfristigen Großinvestitionen in Infrastruktur“ sieht er „Vorteile auf der Renditeseite“, erklärt er gegenüber dem Handelsblatt.

Bei der Frage nach der eigenen Endlichkeit als Allianz-CEO bleibt er entspannt. Für jeden Topjob im Unternehmen gäbe es mindestens zwei bis drei Leute, die diese übernehmen und „vielleicht sogar besser machen könnten“. Das müsse auch für den Vorstandsvorsitzenden gelten.

Autor: VW-Redaktion