Aviva-Chefin Amanda Blanc: Mächtigste Versicherungsfrau der Welt bescheinigt Branche schwere Reputationsverluste wegen BSV

Amanda Blanc, CEO von Aviva. Quelle: Unternehmen.

Es gilt Entscheidungen zu treffen. Amanda Blanc sprach zur Branche so, wie ein Präsident in einer Krise zu seinem Volk. Überparteilich zeigte die Aviva-Chefin auf der Konferenz von S&P Global Ratings die dringlichsten Schwierigkeiten in der Coronakrise auf – und nannte Lösungen in. „Wir müssen ein- nicht ausschließen“, war der zentrale Satz.

Das Thema der European Insurance Conference war „Insurance in Transition – Plotting a Course in a Chaotic World“. Wohl niemand wird bestreiten, dass Covid-19 die Welt unplanbarer macht, doch dass die Krise die Branche verändert hat, glaubt Blanc nicht. „Die Megatrends waren bereits vor Covid-19 sichtbar, sie wurden nur verstärkt“, erklärt die  Aviva-CEO. Diesen sind nach wie vor eine alternde Gesellschaft, der Trend zu Technik wie Data Analytics and AI sowie die Gesundheitsvorsorge national wie international. Immer wichtiger werde das Thema Nachhaltigkeit, betonte sie mehrmals. „Was ist die Rolle der Versicherer in diesem Spiel“, fragt sie rhetorisch und gibt direkt die Antwort: „Wir spielen als Branche eine wichtige Rolle bei der Erreichung der ESG-Ziele in der Gesellschaft.“

Keine guten Krisenmanager

Der Branche schreibt sie für die Performance unausgesprochen eine glatte fünf ins Corona-Notenbuch. „Die Reputation der Versicherungswirtschaft hat gelitten“, speziell wegen des Vorgehens in der Betriebsschließungsversicherung (BSV) – VWheute hatte über das BSV-Geschehen in Großbritannien mehrfach berichtet.

Die Versäumnisse wiegen doppelt schwer, denn die Branche hatte „zuvor schon Schwierigkeiten“ im Bereich (Kunden-) Vertrauen. Die Versicherungswirtschaft hätte bekannte Problem nicht in Angriff genommen, stattdessen habe sie erst reagiert, „als die Aufseher tätig wurden“.

„Das ist nicht gut, wir müssen gründlich nachdenken und die Probleme dann gemeinsam angehen“, formuliert sie ihre Wünsche für die Zukunft. Ob sie mit den anzugehenden Problemen die BSV oder die Branche allgemein meint, erklärte sie nicht. Der Moderator Simon Ashworth von S&P, fragte nicht nach.

Das nicht zu ändernde Grundproblem der Versicherung sei, dass der Kunde ein Produkt kauft, dass er niemals nutzen möchte, erklärt Blanc.  „Von daher starten wir beim Kunden schon von einer schwierigen Position.“ Wir müssen die Menschen sehen und ihre Probleme lösen, der Klient ist ein Kunde, kein Policen-Halter, mahnt sie.

Über alle Kanäle erreichbar

„Wenn wir diese Schwieirgkeiten nicht angehen, werden wir als Branche für die Kunden irrelevant“, erklärt sie die Bedeutung eines offenen Dialogs. „Als Versicherer müssen wir über alle Kanäle erreichbar sein, auch für die Personen, die keine neuen Medien nutzen.“ Gleichzeitig müssen wir mit allen Kunden nach deren Wünschen kommunizieren und ihnen zeigen, was wir in der Community Gutes tun, das gilt für Aviva wie die Branche insgesamt.

Noch sieht sie die Versicherer nicht im Verschwinden begriffen. „Gerade die Krise hat gezeigt, dass ein gut kapitalisierter, effizienter Versicherer mit starker Brand in der Krise wichtig ist“. Die Beliebtheit von Aviva bei sei in der Krise „sogar gewachsen“.

Die Kunden würden Erreichbarkeit und guten Kontakt wertschätzen. Wäre das gegeben, dann sei der Preis eines Produktes auch nicht mehr das wichtigste Kriterium, erklärte sie im Hinblick auf Vergleichsportale.

Zukunft der Arbeit und Klima

Was die Krise verändert, ist die Arbeit, sowohl innerhalb wie außerhalb der Branche. Der Blick der Unternehmen hat sich gewandelt, ist sich Blanc sicher. „Ich denke es werden mehr Arbeits- und Projektgruppen gebildet werden und es wird weniger feste Arbeitsplätze geben“, das habe auch Auswirkungen auf die Bürosituation.

Ernst wurde die CEO, als der Moderator das Gespräch auf den Klimawandel brachte. „Wir werden mehr Unwetterkatastrophen sehen, das bedeutet auch, dass die Risikoabsicherung schwieriger werde.“ Das bisherige Modell „dosen’t work at all“. Wir dürfen nicht vergessen, dass Katastrophen meist die Ärmsten treffen, die sich oft keine Versicherung leisten könne. Das müsse gelöst werden: „Wir müssen als Branche ein- nicht ausschließen“.

Mehr Katastrophen und Datenqualität

Das Thema Klimawandel war auch in der Gruppendiskussion das große Thema. Namhafte Teilnehmer stellten ihre Sicht der Zukunft dar.

Das von Bronwyn gezeichnete Klimabild lässt keine zweite Meinung zu, es wird ungemütlich auf unserem Planeten. Sie erklärte, dass bessere und qualitativ hochwertige Informationen benötigt werden, um eine bessere Risikoeinschätzung vornehmen zu können. Nur so könne die Einschätzung und bei den Versicherern das Underwriting verbessert werden.

Die Wichtigkeit von hochwertigen Daten erklärte auch Freiner. Besonders bei den Investmentprozessen und der Einschätzung von Transaction-Risks wären valide Informationen essenziell. Die Zurich wäre schon „weit“, doch wir können es „noch besser machen“, erklärte sie.

Dass die Versicherer eine Verschnaufpause bekommen, glaubt Brook nicht. Er ist sich sicher, dass die Regulierungsbehörden weltweit den Druck zu mehr ESG-Anstrengungen erhöhen werden. Es gilt wohl das Wort von CEO Blanc, die Branche hat noch „einen weiten Weg zu gehen“.

Autor: Maximilian Volz

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