Dividenden-Pläne: Axa und Uniqa ziehen Reißleine

Bildquelle: Deutsche Börse

Die Axa will angesichts der Corona-Krise ihre Dividende nahezu halbieren. Demnach werde der Hauptversammlung am 30. Juni die Auszahlung einer direkten Gewinnbeteiligung an die Aktionäre von 73 Cent je Anteil vorgeschlagen. Ursprünglich sollten die Aktionäre des französischen Versicherers eine Dividende von 1,43 Euro je Anteil erhalten.

Ganz darauf verzichten sollen die Anteilseigner jedoch nicht. So könnten die übrigen 70 Cent noch im vierten Quartal ausgeschüttet werden, wenn es die Lage an den Märkten und die Finanzausstattung hergibt. Zudem hat die Axa auch die finanziellen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie konkretisiert.

So rechnet der französische Versicherungskonzern in der Schaden- und Unfallversicherung von Belastungen in Höhe von 1,2 Mrd. Euro aus, hauptsächlich wegen Betriebsunterbrechungen und Absagen von Veranstaltungen. Weitere Belastungen von 300 Mio. Euro gehen Unternehmensangaben zufolge auf das Konto von sogenannten Solidaritätsmaßnahmen wie erweiterte Krankenversicherungen für bedürftige Kunden, vor allem in Frankreich.

Dabei stellt die Axa allein 500 Mio. Euro für Firmen und Restaurantbesitzer in Aussicht, die von den coronabedingten Betriebsschließungen betroffen sind. Ein Handelsgericht hatte jüngst Stephane Manigold, Betreiber von vier Restaurants in Paris, Entschädigungen für Umsatzausfälle für zwei Monate zugesprochen. Der Richter hat in einer einstweiligen Anordnung Axa aufgefordert, Manigold 45.000 Euro Entschädigung für Betriebsverluste durch die am 14. März staatlich angeordnete Schließung aller Gaststätten zu zahlen.

Die Axa gehört damit zu den wenigen Versicherungskonzernen, welche die Dividendenzahlungen wegen der Corona-Krise kürzen werden. Anfang April hatte die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa die Versicherer und Rückversicherer dazu aufgefordert, vor dem Hintergrund der Corona-Krise, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe vorübergehend auszusetzen.

So warnten die europäischen Versicherungsaufseher vor dem Hintergrund der noch nicht absehbaren Folgen der Infektionskrankheit Covid-19, ihr Geld beisammen zu halten. Dabei schlägt die Eiopa vor, die Aussetzung der Dividendenzahlungen zu überdenken, sobald die finanziellen und auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise deutlicher werden. Auch die Boni und sonstigen Managervergütungen sollten nach Ansicht der Eiopa „konservativ festgesetzt und möglicherweise hinausgeschoben werden“.

Kritik gab es hingegen von der deutschen Finanzaufsicht. „Ein pauschales Ausschüttungsverbot für Versicherungsunternehmen und Pensionskassen hält die BaFin derzeit nicht für geboten“, hieß es in einer Stellungnahme der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

„Bei der Dividendenpolitik ist natürlich die individuelle Situation der Versicherer zu berücksichtigen, insbesondere deren Risikotragfähigkeit. Wir stehen diesbezüglich in engem Dialog mit den Unternehmen und erwarten eine überzeugende Begründung, falls sie Dividenden ausschütten wollen“.

Frank Grund, Exekutivdirektor der Bafin

Uniqa streicht Dividende und Boni für 2020

Auch die Uniqa hatte jüngst angekündigt, die Dividende für die Aktionäre deutlich kürzen zu wollen. Demnach will der österreichische Versicherungskonzern seinen Anteilseignern eine Sonderzahlung von 18 Cent je Aktie gewähren. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 53 Cent. Für das Geschäftsjahr 2020 plant die Uniqa, keine Dividende auszuschütten. Die Bonuszahlungen (STI) für den Vorstand für das Geschäftsjahr 2020 werden ebenso entfallen.

Ende Mai hatte die Uniqa erstmals seit der Eurokrise 2011 mit einem Verlust nach Steuern von 13,9 Mio. Euro ein negatives Quartalsergebnis verkündet. So stiegen die gesamten verrechneten Prämien der Uniqa Group inklusive der Sparanteile der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung im ersten Quartal 2020 um 3,2 Prozent auf 1.578,3 Mio. Euro.

Das Kapitalanlageergebnis sank ebenfalls im ersten Quartal 2020 um 11,7 Prozent auf 89,7 Mio. Euro. Gleichzeitig stiegen auch die gesamten Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 um 9,3 Prozent auf 379,0 Mio. Euro. Die Combined Ratio stieg ebenfalls auf 97,8 Prozent (96,3 Prozent im Vorjahreszeitraum). Aufgrund der hohen Unsicherheiten hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen durch COVID-19 erwartet die Uniqa daher ein möglicherweise negatives Ergebnis vor Steuern für das Gesamtjahr 2020.

Deutsche Versicherer halten an Dividendenzahlung fest

So hatte die Munich Re zwar vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ihre Gewinnprognose für 2020 zurückgezogen. Begründet hatte der Rückversicherer diesen Schritt mit einer hohen Schadenbelastung in der Schaden- und Unfallrückversicherung durch die finanziellen Auswirkungen von Covid-19. Auch das Aktienrückkaufprogramm soll vorerst ausgesetzt werden. An der geplanten Dividenden-Zahlung von 9,80 Euro je Aktie hält die Munich Re aber dennoch fest – auch wenn diese momentan zu den größten Pandemie-Verlierern unter den 30 Dax-Konzernen gehört.

Quelle: Statista

Auch andere Versicherer scheinen von den Vorschlägen der Eiopa nicht sonderlich begeistert. „Die Allianz ist gut aufgestellt, deshalb gibt es keinen Grund für uns, unsere Pläne zu ändern“, betonte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ). Die Talanx will ebenso wie geplant ihre Dividende von 1,45 Euro auf 1,50 je Aktie erhöhen.

Die Wüstenrot & Württembergische (W&W) will ebenfalls wie geplant 65 Cent je Aktie ausschütten. Da die Situation jedoch hochdynamisch sei, beobachte der Konzern die Entwicklungen genau, wird ein Sprecher in der SZ zitiert. Die Axa hingegen verlegte ihre Jahreshauptversammlung vom 30. April auf den 30. Juni 2020 und will zwischenzeitlich mit der Eiopa und der französischen Finanzaufsicht in Gespräche treten.

Immerhin: Noch zu Jahresbeginn rechneten die Analysten der Allianz Global Investors (AGI) für das laufende Jahr 2020 mit Ausschüttungen in Höhe von rund 359 Mrd. Euro von europäischen Unternehmen. Die Summe übertrifft das Dividendenrekordjahr 2019 um 3,6 Prozent (zwölf Mrd. Euro), so die Einschätzung zu Jahresbeginn. Angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Folgen von Covid-19 dürfte diese Prognose aber wohl kaum noch zu halten sein.

Autor: VW-Redaktion

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