Axa Next: Was macht eigentlich Buberls Hoffnungsträger Jef Van In?

Jef Van In, CEO Axa Next und Chief Innovation Officer Axa, Quelle: Axa

Jef Van In trägt keine Krawatte, natürlich. Als CEO von Axa Next und damit Chefinnovator der Axa Gruppe bevorzugt er das offene Hemd und verzichtet auf jeden sichtbaren Körperschmuck oder bunte Partybändchen. Öffentliche Auftritte werden unprätentiös, jedoch mit Dreitage-Bart absolviert. Der Manager hat eine Mammutaufgabe vor sich. Er soll das traditionelle Geschäftsmodell der Axa in ein Ökosystem überführen.

Im Gespräch ist der Belgier sachlich-klar und gewinnt mit Überzeugung und dem Einsatz starker gestischer Mittel die Unterstützung seines Stabes wie seiner Mitarbeiter. Gut möglich, dass die mit Haut und Haaren gelebte „Philosophie“ Van Ins, neben den beruflichen Erfolgen maßgeblich auch zur Berufung an die Spitze des vor gut eineinhalb Jahren gegründeten Axa-Think-Tank Axa Next geführt haben.

Diese Unternehmung wird von der Axa, einem der größten Versicherer der Welt, wie folgt beschrieben: „Innovation für das nächste Level.“ Axa hat beschlossen, jedes Jahr 200 Millionen Euro in ihr Innovationsvehikel zu investieren. Am 1. Januar 2019 wird Axa Next offiziell geboren. Dieses neue Unternehmen wurde innerhalb der Axa mit einem einzigen Ziel gegründet: neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle aufzubauen, die über den Versicherungsschutz hinausgehen, um ein echter Partner unserer Kunden zu werden. „Die neue Struktur ermöglicht es uns, von einer engagierten Organisation und Ressourcen sowie neuen Sichtweisen auf die Geschäftsentwicklung zu profitieren.“

„Lebensbegleiter Axa“

Axa-CEO Thomas Buberl kommentierte: „In einer Welt, die von großen technologischen und gesellschaftlichen Störungen betroffen ist, steigen die Erwartungen an den Schutz dramatisch. Ich bin überzeugt, dass Axa Next und ihre großartigen Innovationen Axa in die Lage versetzen, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen und ein enger Partner in ihrem Leben zu werden.“

Axa Next mit seinen rund 10.000 „Nexters“ ist laut Unternehmensangaben in 40 Ländern tätig. Die Firma generiert Umsätze in Höhe von drei Mrd. Euro jährlich. Selbsternanntes Ziel von Axa Next ist es, aufkommende globale Risiken frühzeitig zu erkennen, innovative gesellschaftliche Lösungen zu liefern sowie die sogenannte Customer Experience zu verbessern und zu vereinfachen. Der Fokus des Unternehmens liegt im B2B-Sektor.

Das hört sich nicht nur nach jeder Menge Vorschusslorbeeren für den neuen Macher an der Spitze an, sondern ist auch eine glasklare Vorgabe für das, was sich die Mutter von der Tochter erwartet, auch wenn es für eine erste Bilanz vielleicht noch etwas zu früh ist. Jef Van In ist entschlossen zu liefern und nicht nur Thomas Buberl, sondern die gesamte Branche wartet mit Spannung auf den Output, den die Mannen und Frauen rund um Van In da auf die Rampe schieben werden.

Langjährige Bankenerfahrung

Nach der Schulzeit schreibt sich Jef Van In 1986 in die Katholieke Universiteit Leuven ein und absolviert fünf Jahre später den Studiengang Commercial Engineering mit einem Master’s Degree. 1995 erlangt der Belgier, der neben seiner Muttersprache Niederländisch auch des Englischen, des Französischen, Deutschen und schließlich auch des Russischen mächtig ist, an der Flanders Business School zusätzlich noch einen Executive MBA. Im Jahr 2002 schließt sich Van In dem Finanzdienstleister ING als Commercial Director in Brüssel an, um ab 2004 in der belgischen Hauptstadt als Regional Director Retail and Private Banking zu wirken.

Ab 2006 lernt der begeisterte Radrennfahrer, dessen Profilbild ihn beim Businessnetzwerk LinkedIn in Bikermontour zeigt, russisch, und zwar als General Manager Retail Banking der ING Bank in der Ukraine. Dreieinhalb Jahre bleibt Van In dort, um 2009 als Program Director der ING Bank Belgien zurückzukehren. Eine Fortsetzung seines Engagements bei den belgischen Bankern gibt es für Van In keine, vielmehr wechselt er nicht nur den Arbeitgeber, sondern mit seinem Wechsel im Jahr 2011 zur Axa auch die Branche, auch wenn weiter das Bankgeschäft auf der Tagesordnung steht. In zehn Jahren im Hause der Axa Bank Belgien steigt Jef Van In vom CEO der Area Antwerpen zum Vice President of the Supervisory Board bis zum President of The Board of Directors auf.

Dabei strukturiert er die Axa Bank Europe um, indem die Niederlassungen in der Schweiz, Tschechien, Slowakei und Ungarn geschlossen werden und sich das Unternehmen auf seine Kernmärkte konzentriert. Erst ab 2012 dominiert das Versicherungsgeschäft Van Ins Tagesgeschehen: zuerst als Head of Insurance Activities of Axa in the CEE Region und ab 2016 als Member of the Axa Partner Group. Gleichzeitig übernimmt der Manager Verantwortung als CEO der Axa in Belgien.

Internationale Expertise

Als Jef Van In schließlich 2021 zum CEO der neu gegründeten Axa Next, sowie zum Group Chief Innovation Officer berufen wird, hat der Vater zweier Kinder nicht nur intensive Erfahrungen im In- und Ausland gesammelt, Neugründungen gestartet, zum Erfolg geführt und sich gleichzeitig auch als Sanierer empfohlen, mithin eine enzyklopädische Ausbildung absolviert und darf als solcher heute durchaus auch als Eigengewächs des Hauses Axa gelten.

„Ich bin überzeugt, dass seine Tatkraft, seine breite Erfahrung, seine Erfolgsbilanz bei der Transformation unserer Aktivitäten in Belgien und seine starken Überzeugungen in Bezug auf Kundenorientierung und Innovation maßgeblich dazu beitragen werden, unseren Transformationsweg zu beschleunigen“, kommentierte Antimo Perretta, CEO der Axa Europe, dessen Berufung. Auch das hört sich nicht nach einem Freifahrtschein an, eher nach einer klaren Forderung. Aber bis heute hat Jef Van In geliefert.

Autor: Alexander Kaspar