Munich Re hat ambitionierte Pläne für die Zukunft

Konzernsitz der Munich Re. Quelle: Munich Re

Die Vorstände der Munich Re müssen heute auf der Jahresversammlung zusammen den eigenen Anteilseignern Rede und Antwort stehen. Während der Rückversicherer 2020 wegen Corona einen deutlichen Gewinnrückgang verbuchte, hat sich das einstige Sorgenkind Ergo unter Markus Rieß zu einem Vorzeigeunternehmen in der Branche gemausert. Die Pläne für die kommenden Jahre sind jedenfalls ambitioniert.

Allein 2020 musste die Munich Re wie schon erwartet einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. So ging der Gewinn 2020 deutlich auf 1,211 Mrd. Euro (2019: 2,707 Mrd. Euro) zurück. Die pandemiebedingten Schäden belaufen sich Unternehmensangaben zufolge derzeit auf 3,4 Mrd. Euro. Davon entfielen 370 Mio. Euro auf die Rückversicherung Leben/Gesundheit und etwas über drei Mrd. Euro auf die Schaden-/Unfall-Rückversicherung.

Auch im ersten Quartal 2021 hat der Munich Re eine hohe Schadenbelastung zu schaffen gemacht. Dazu zählen nach Angaben des Rückversicherers eine außergewöhnliche Kältewelle in den USA, insbesondere im Bundesstaat Texas.

Zudem fielen in beiden Segmenten der Rückversicherung weitere Corona-bedingte Schäden an, die sich allerdings im Rahmen der Erwartungen hielten. Unter dem Strich stand am Ende des ersten Quartals 2021 ein vorläufiges Nettoergebnis von ca. 600 Mio. Euro (Konsens: 466 Mio. Euro; Q1 2020: 221 Mio. Euro).

Die Belastung durch Großschäden aus Naturkatastrophen lag mit 906 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert (2019: 2,053 Mrd. Euro). Die teuerste Naturkatastrophe für Munich Re im Jahr 2020 war Hurrikan „Laura“ mit einer Schadenbelastung von etwa 280 Mio. Euro. Insgesamt sind die Schäden aus Naturkatastrophen laut Rückversicherer im letzten Jahr deutlich gestiegen. So verbuchte der Rückversicherer für das Jahr 2020 einen wirtschaftlichen Schaden von insgesamt 210 Mrd. US-Dollar, einem Anstieg um 44 Mrd. US-Dollar gegenüber dem Vorjahr (2019: 166 Mrd. US-Dollar). Dabei kam Europa noch recht glimpflich davon.

Die Pläne für die kommenden Jahre sind dennoch ambitioniert: Unter dem Label „Ambition 2025“ wollen die Münchener ihre Rendite auf das Eigenkapital auf zwölf bis vierzehn Prozent steigern, den Gewinn pro Aktie um durchschnittlich mindestens fünf Prozent erhöhen, ihre Dividendenpolitik fortführen (plus fünf Prozent) sowie die Solvenzquote bei im „optimalen Bereich“ genannten 175 bis 220 Prozent halten.

Höhepunkte bei der Munich Re in den vergangenen Monaten

03.03.2021: Big Deal im Cybergeschäft: Munich Re kooperiert mit Google Cloud und Allianz
Die Munich Re will künftig gemeinsam mit der Allianz und Google Cyberrisiken versichern. Dafür bringt der Rückversicherer eine Cyberversicherungslösung namens „Cloud Protection +“ auf den Markt, die sich exklusiv Google-Cloud-Kunden richten soll.

02.03.2021: Ergo übernimmt Zurich-Nachfolge als exklusiver Versicherungspartner von Miles & More
Die Ergo ist seit Monatsbeginn neuer exklusiver Versicherungspartner von Miles & More. Sie übernimmt den Staffelstab damit von der Zurich, deren Kooperation mit dem Vielflieger-Programm zum 31. Dezember 2020 geendet hat.

25.02.2021: Ergo-Chef Markus Rieß zündet vier Jahre vor Vertragsende noch einmal den Turbo
Lange Zeit hatte der Versicherer aus Nordrhein-Westfalen massiv mit Skandalen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Hinzu kamen niedrige Zinsen, die das einst so lukrative Geschäft mit der Lebensversicherung spürbar einbrechen ließen, und dringender digitaler Nachholbedarf. Ergo-Boss Markus Rieß hat sich davon scheinbar nie beirren lassen. Mit viel Ruhe und aus dem Hintergrund stellte der Manager den Konzern wieder auf die Beine. Mutter Munich Re, die heute ihre Jahresbilanz zeigt, hat gut daran getan, Ergo bei sich zu behalten.

24.02.2021: „18 weitere Nordstream 2-Austritte“: Auch die Munich Re ist dabei
Nachdem die US-Regierung den Druck auf Staaten und Unternehmen sukzessiv erhöht hat, haben sich nun mehrere Beteiligte aus dem umstrittenen Gasprojekt Nordstream 2 zurückgezogen; darunter viele Versicherer. Kürzlich war die Zurich ausgestiegen, nun folgt unter anderem die Munich Re.

09.12.2020: Munich Re legt ambitionierten Fünf-Jahres-Plan vor
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat sich für die kommenden fünf Jahre ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm verordnet. Unter dem Label „Ambition 2025“ wollen die Münchener ihre Rendite auf das Eigenkapital auf zwölf bis vierzehn Prozent steigern, den Gewinn pro Aktie um durchschnittlich mindestens fünf Prozent erhöhen, ihre Dividendenpolitik fortführen (plus fünf Prozent) sowie die Solvenzquote bei im „optimalen Bereich“ genannten 175 bis 220 Prozent halten.

13.10.2020: Joint Venture: Munich Re plant Kooperation mit Trumpf
Kooperationen mit branchenfremden Unternehmen sind auch in der Versicherungsbranche keine Seltenheit. Medienberichten zufolge will die Munich Re nun mit dem deutschen Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf zusammenarbeiten.

14.09.2020: Munich Re will vorerst keine Policen mit Pandemieschutz verkaufen
Die Munich Re stoppt den Verkauf von Policen in der Schaden- und Unfallversicherung, mit der sich die Kunden gegen die Folgen von Pandemien versichern können. „Derzeit prüfen wir, ob wir künftig noch neue Verträge mit einem Schutz vor Pandemien in der Schaden- und Unfallversicherung anbieten. Das ist unter Revision“, erläutert Vorstand Torsten Jeworrek gegenüber Bloomberg.

Für deutliche Zufriedenheit sorgte indes das einstige Sorgenkind Ergo. Der Düsseldorfer Versicherungskonzern schloss das Jahr 2020 mit einem Gewinn von 517 Mio. Euro (2019: 440 Mio. Euro). Damit habe der Versicherer sein Strategieprogramm erfolgreich abgeschlossen und das Gewinnziel für das Jahr 2020 von 530 Mio. Euro ab. Euro trotz der Belastungen durch Covid-19 nahezu erreicht, heißt es weiter. Die gesamten Beitragseinnahmen über alle Sparten hinweg sanken sich trotz internationaler Portfoliobereinigung und Auswirkungen von Covid-19 nur leicht auf 18,448 Mrd. Euro (2019: 18.880 Mrd. Euro).

Nichtsdestotrotz haben die Münchener mehrere Vorstände bis 2026 an sich gebunden: Freuen dürfen sich CEO Joachim Wenning, Finanzvorstand Christoph Jurecka und Torsten Jeworrek, operatives Rückversicherungsgeschäft. Das erklärte das Unternehmen im Zuge der Veröffentlichung des Geschäftsberichts. Freuen sollen sich auch die Aktionäre: Die sollen – trotz Gewinneinbruch im letzten Jahr – eine Dividende von 9,80 Euro je Aktie bekommen.

Für das laufende Jahr 2021 peilt der Rückversicherer wieder einen Gewinn von 2,8 Mrd. Euro an. Dabei rechnet die Munich Re mit einer deutlich geringeren Schadenbelastung durch Covid-19. Bei den Beitragseinnahmen der Gruppe zielt der Konzern auf einen Wert von etwa 55 Mrd. Euro ab. Die Schaden-Kostenquote soll bei etwa 96 Prozent liegen.

Die Ergo peilt indes erneut einen Gewinn von rund 500 Mio. Euro an. Zudem streben die Düsseldorfer eine Schaden-Kosten-Quote von 92 Prozent im Segment Schaden/Unfall Deutschland und von 93 Prozent in der Sparte International an. Bei den Beitragseinnahmen peilt der Konzern einen Wert von rund 17,5 Mrd. Euro an.

Mit Blick auf das laufende Jahr 2021 zeigt sich Ergo-Chef Markus Rieß zudem „grundsätzlich offen für Zukäufe. Allerdings möchte ich keine zusätzliche Fahne in den Sand setzen, sondern dort stärker werden, wo wir bereits eine Auslandspräsenz haben – Indien und China wären besonders verlockend, aber auch europäische Märkte kommen infrage.“

Autor: VW-Redaktion

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