Munich Re: Europa kommt bei Naturkatastrophen glimpflich davon

Quelle: Bild von enriquelopezgarre auf Pixabay

Die Schäden aus Naturkatastrophen sind nach Angaben der Munich Re im letzten Jahr deutlich gestiegen. So verbuchte der Rückversicherer für das Jahr 2020 einen wirtschaftlichen Schaden von insgesamt 210 Mrd. US-Dollar, einem Anstieg um 44 Mrd. US-Dollar gegenüber dem Vorjahr (2019: 166 Mrd. US-Dollar.). Dabei kam Europa noch recht glimpflich davon.

Von den Gesamtschäden entfielen laut Munich Re etwa 95 Mrd. US-Dollar (2019: 51 Mrd. US-Dollar) und von den versicherten Schäden 67 Mrd. US-Dollar (2019: 26 Mrd. US-Dollar) auf Naturkatastrophen in den USA. Die teuerste Naturkatastrophe des Jahres war ein schweres Hochwasser in China während des Sommermonsuns. Die Gesamtschäden betrugen rund 17 Mrd. US-Dollar, nur etwa zwei Prozent waren versichert. Insgesamt lag der nicht versicherte Anteil bei Naturkatastrophenschäden 2020 bei rund 60 Prozent. Etwa 8.200 Menschen kamen bei den Naturkatastrophen des Jahres ums Leben.

Die meisten Leben haben demnach die Überschwemmungen und Sturzfluten in Pakistan mit rund 400 Toten gefordert. Auch die afrikanischen Staaten Ruanda, Uganda und Kenia sowie das asiatische Bangladesch und Afghanistan waren von hydrologischen Katastrophen betroffen – auch hier gab es 190 bis 281 Todesfälle.

Quelle: Statista

Von den zehn teuersten Naturkatastrophen entfielen sechs auf die USA. Schadenträchtigstes Ereignis war der Hurrikan „Laura“, der am 27. August bei Lake Charles im Westen Louisianas mit Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde auf Land traf. „Laura“ verursachte dabei erhebliche Wind- und Sturmflutschäden sowie ausgedehnte Überschwemmungen auch im Landesinneren. Der Gesamtschaden betrug 13 Mrd. US-Dollar zehn Mrd. US-Dollar waren versichert. Insgesamt übertraf die Hurrikansaison im Nordatlantik mit 30 Stürmen (davon 13 Hurrikane) sogar das Rekordjahr 2005 (28 Stürme, davon 15 Hurrikane). Hinzu kam, dass noch nie so viele Wirbelstürme (zwölf) in einer Saison auf die US-Küste trafen. Der bisherige Höchstwert lag bei neun. Insgesamt betrugen die Schäden durch die Hurrikansaison in Nordamerika 43 Mrd. US-Dollar, davon waren 26 Mrd. US-Dollar versichert.

Eine der teuersten Katastrophen mit Schäden von 6,8 Mrd. US-Dollar war ein „Derecho“, eine schnell fortschreitende Linie schwerer Gewitter, der am 10. August 2020 über den Mittleren Westen der USA zog. Besonders betroffen war Iowa, wo mehrere Millionen Hektar Mais- und Sojabohnenkulturen zerstört wurden. Insgesamt waren die Schwergewitterschäden in den USA deutlich höher als im Vorjahr: 40 Mrd. US-Dollar (2019: 30 Mrd. US-Dollar), davon waren 30 Mrd. US-Dollar (2019: 20 Mrd. US-Dollar) versichert.

Im Westen der USA wütete laut Munich Re erneut eine Reihe enormer Waldbrände, darunter die größten, die sich je in Kalifornien und Colorado ereignet haben. Begünstigt wurde die Entwicklung durch Dürre vor allem in Nordkalifornien und an der Nordwest-Pazifikküste. Insgesamt 47 Menschen fielen den Flammen zum Opfer. In Kalifornien wurden bis Anfang Dezember 2020 rund 9.600 Waldbrände gezählt. Viele der Feuer waren klein und verursachten keine Schäden, aber bei einigen sehr großen Bränden wurden alleine rund 10.500 Gebäude beschädigt oder zerstört. Die Gesamtschäden durch die Waldbrände im Westen der USA betrugen rund 16 Mrd. US-Dollar, davon waren rund elf Mrd. US-Dollar versichert.

„Die Naturkatastrophenschäden des Jahres 2020 lagen deutlich über denen des Vorjahres. Rekorde bei relevanten Gefährdungen machen nachdenklich. Ob die besonders heftige Hurrikansaison, extreme Waldbrände oder Gewitterserien in den USA: Bei all diesen Gefahren wird langfristig der Klimawandel eine zunehmende Rolle spielen. Vor fünf Jahren hat sich die Welt in Paris das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten. Es ist Zeit zu handeln.“

Torsten Jeworrek, Vorstand der Munich Re

Europa kommt glimpflich davon

In Asien verursachten Naturkatastrophen geringere Schäden als im Vorjahr, obwohl ein Sommerhochwasser in China 2020 das teuerste Einzelereignis weltweit war. Die Gesamtschäden in Asien betrugen 67 Mrd. US-Dollar (2019: 77 Mrd. US-Dollar), davon waren rund drei Mrd. US-Dollar versichert (2019: 18 Mrd. US-Dollar).

Der teuerste tropische Wirbelsturm war laut Rückversicherer Zyklon „Amphan“: Er traf am 20. Mai an der Grenze zwischen Indien und Bangladesch auf Land. Die Schäden beliefen sich auf etwa 14 Mrd. US-Dollar. Versichert davon war nur sehr wenig.

In Europa fiel die Naturkatastrophen-Bilanz 2020 einigermaßen glimpflich aus. Die Schäden betrugen nach Angaben der Munich Re rund zwölf Mrd. US-Dollar 10,6 Mrd. Euro). Davon waren 3,6 Mrd. US-Dollar (3,1 Mrd. Euro) versichert. In Kroatien ereignete sich am 29. Dezember das stärkste Erdbeben in dem Land seit 140 Jahren. Das Epizentrum des Bebens mit einer Magnitude von 6,4 lag nahe der Kleinstadt Petrinja, rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Zagreb. Lokal gab es schwere Schäden, mindestens sieben Menschen kamen nach Medienberichten ums Leben. Wegen der geringen Bevölkerungsdichte nahe des Bebenherds dürften die Schadenssummen insgesamt begrenzt bleiben. Eine konkrete Schadensumme wollte die Munich Re hingegen nicht nennen.

Bereits im März hatte ein Beben der Magnitude 5,3 die Region nördlich von Zagreb erschüttert. Das Epizentrum lag nur rund zehn Kilometer von Zagreb entfernt. Die Sachschäden betrugen rund 1,8 Mrd. US-Dollar (1,6 Mrd. Euro).

2020 war eines der teuersten Schadenjahre in der Geschichte

Glaubt man der Swiss Re, war 2020 eines der teuersten Schadenjahre in der Geschichte. Laut vorläufigen Sigma-Schätzungen des Swiss Re Institute beliefen sich die weltweiten Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen für die Versicherungswirtschaft auf 83 Mrd. US-Dollar. Damit ist das Jahr 2020 das fünftteuerste Jahr für die Versicherungsindustrie seit 1970, teilen die Schweizer mit.

Allein die Naturkatastrophen verursachten einen Schaden von rund 76 Mrd. US-Dollar. Wesentliche Ursachen dafür waren nach Angaben des Rückversicherers eine Rekordzahl schwerer Konvektionsgewitter (Gewitter mit Tornados, Überschwemmungen und Hagel) und Waldbrände in den USA.

„Wir müssen verhindern, dass die Erderwärmung sich ungebremst fortsetzt und die Häufung von extremen Wetterereignissen zum Normalfall wird. So etwas vergisst man leicht angesichts unterdurchschnittlicher Schadenjahre wie 2019. Dort lagen wir mit drei Milliarden Euro Naturgefahrenschäden in Deutschland unter dem langjährigen Mittelwert von 3,7 Milliarden.“

Jörg Asmus­sen, GDV-Haupt­ge­schäfts­füh­rer

In Deutschland haben die Folgen durch Sturm, Hagel und weitere Naturgefahren wie Starkregen die Versicherer im Jahr 2020 rund 2,5 Mrd. Euro gekostet. Die versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Kraftfahrzeugen sowie in Gewerbe und Industrie liegen damit rund 500 Mio. Euro unter dem Wert von 2019 und unter dem langjährigen Mittel von etwa 3,7 Mrd. Euro, heißt es im jüngsten Naturgefahrenreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

zwei × 3 =