Munich Re legt ambitionierten Fünf-Jahres-Plan vor
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat sich für die kommenden fünf Jahre ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm verordnet. Unter dem Label „Ambition 2025“ wollen die Münchener ihre Rendite auf das Eigenkapital auf zwölf bis vierzehn Prozent steigern, den Gewinn pro Aktie um durchschnittlich mindestens fünf Prozent erhöhen, ihre Dividendenpolitik fortführen (plus fünf Prozent) sowie die Solvenzquote bei im „optimalen Bereich“ genannten 175 bis 220 Prozent halten.
Zusätzlich verfolgt der Konzern mit Joachim Wenning an der Spitze eine „Dekarbonisierungsstrategie“, soll heißen, Munich Re investiert und engagiert sich nicht mehr in den Energiebereichen Kohle, Öl und Erdgas. Aus aktueller Negativerfahrung werden zudem keine Pandemieversicherungen im Rahmen von Großveranstaltungen wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele mehr angeboten.
Insgesamt rechnet der Rückversicherer in diesem Jahr mit coronabedingten Schäden von rund 3,4 Mrd. Euro. Zudem kündigte Finanzvorstand Torsten Jeworrek an, dass die Munich Re Großveranstaltungen nicht mehr gegen den Ausfall durch Pandemien versichern. Zwar will der Versicherer auch weiterhin einen Versicherungsschutz für entsprechende Events anbieten. Die Zusatzklausel zum Pandemieschutz werde es aber nicht mehr geben.
„Mit der Munich Re Group Ambition 2025 schaffen wir eine gruppenweit einheitliche Strategie – von der Rückversicherung über Ergo bis zum Assetmanagement. Wir verpflichten uns auf ambitionierte finanzielle Ziele und schaffen einen Mehrwert für Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter und das Gemeinwesen. Mit der Munich Re Group Ambition 2025 werden wir Munich Re auf ein neues Erfolgslevel heben.“
Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re
„Die Munich Re Group Ambition 2025 entfaltet sich dabei entlang der drei Dimensionen Scale, Shape und Succeed“, heißt es zur Einleitung und gemeint ist damit erstens mehr Wachstum im Kerngeschäft, zweitens die Weiterentwicklung neuer Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sowie schließlich drittens, größerer Mehrwert für alle Stakeholder. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang auch noch das Thema Frauenquote: Bis zum avisierten Jahr 2025 sollen 40 Prozent der Manmagementpositionen unterhalb der Vorstandsebene mit Frauen besetzt sein. Wie und wo all diese Kapazitäten gehoben werden sollen, ob bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt werden und ob und wann dieses Diktum auch für die Topebene gilt wurde nicht weiter ausgeführt.
Ob in Reaktion auf den Gewinneinbruch durch das Coronavirus oder angesichts der skizzierten Pläne, der Börsenkurs der Munich Re Aktie entfaltete nach Bekanntwerden von „Ambition 2025“ bislang noch keine Fantasie unter den Anlegern. Welchen Ansatz die Munich Re bei der Ausgestaltung ihres neuen Fünf-Jahres-Plans verfolgte und welche Auswirkungen von Covid-19 bei der Umsetzung zu berücksichtigen waren erklärt Joachim Wenning in der online veranstalteten Pressekonferenz auf Nachfrage. Hier seine Antwort:
Worauf sich Investoren mit Blick auf das Thema Aktienrückkäufe einrichten müssen, welche Neuerungen im Bereich der Veranstaltungsausfallversicherung zu erwarten sind und schließlich welche Rolle das Tochterunternehmen Meag, der konzerneigene Kapitalanleger der Munich Re, zukünftig übernehmen wird erläutern hier im Video Vorstandssprecher Joachim Wenning, Finanzvorstand Christoph Jurecka und Rückversicherungsvorstand Torsten Jeworrek.
Bei der Dividende zeigt sich die Munich Re auch weiterhin freigiebig: Demnach sollen die Ausschüttungen für die Aktionäre bis 2025 um satte fünf Prozent steigen. Allein für 2019 lag die Dividende bei 9,80 Euro je Aktie.
Mit Blick auf das Versicherungsgeschäft setzt sich die Munich Re ebenfalls ehrgeizige Ziele: So sollen die Beiträge in der Schaden-/Unfall Rückversicherung bis zum Jahr 2025 auf ca. 31,5 Mrd. Euro steigen (Prognose 2020: ca. 24 Mrd. Euro). Davon sollen ca. 22 Mrd. Euro (Prognose 2020: ca. 18 Mrd. Euro) auf das traditionelle Rückversicherungsgeschäft und ca. 9,5 Mrd. Euro (Prognose 2020: ca. sechs Mrd. Euro) auf den Bereich Risk Solutions entfallen. Zudem strebt die Munich Re in den kommenden Jahren bis 2025 jeweils eine Schaden-Kosten-Quote von etwa 95 Prozent an.
Im Segment Rückversicherung Leben/Gesundheit erwartet der Rückversicherer ein durchschnittliches jährliches Beitragswachstum von etwa vier Prozent auf dann rund 15 Mrd. Euro im Jahr 2025 (Prognose 2020: ca. 12,5 Mrd. Euro) erwartet.
Auch bei der Konzerntochter Ergo soll der bisherige Kurs fortgesetzt werden. Demnach sollen die Beitragseinnahmen jährlich um durchschnittlich rund 2,5 Prozent steigern. Zudem erwartet die Ergo, dass die Schaden-Kosten-Quoten in den kommenden fünf Jahren weiter sinken. Im Jahr 2025 soll sie für die Schaden-/Unfall-Versicherung in Deutschland bei ca. 90 Prozent (Prognose 2020: ca. 92 Prozent) und für ERGO International bei ca. 91 Prozent (Prognose 2020: 94 Prozent) liegen.
Autor: Alexander Kaspar