Branchenpuls: Allianz, Coface, Talanx, Deutsche Bank

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Der Wonnemonat Mai startet in seine heiße Phase. Im Fokus stehen in diesen Tagen aber vor allem profane Geschäftszahlen. Während die Bayerische und die Öffentliche Versicherung Braunschweig ihre Jahresbilanz ziehen, berichtet die Munich Re bereits über den Start in 2021. Coface beschäftigt sich hingegen dieser Tage mit dem Ende des Schutzschirmes für Lieferketten.

Was bisher geschah …

Wie steht es um die Zukunft der Versicherungsbranche? Und welche Rolle spielen dabei die viel beschworenen Ökosysteme? Zwei von vielen Fragen die am frühen Dienstagabend im Rahmen des VersicherungswirtschaftsClubs des Verlags Versicherungswirtschaft mit hochkarätigen Gästen diskutiert wurden. „Ökosysteme sind die Zukunft“, zeigte sich Generali-Deutschlandchef Giovanni Liverani sicher, die Versicherer werden diese entscheidend mitprägen. Er verwies auf ein bald erscheinendes Angebot der Generali, bei dem anhand eines Eigenfotos Schlüsse auf die Gesundheit des Kunden gezogen werden können.

Auf der einen Seite äußerten Finleap-CEO Ramin Niroumand und Norbert Rollinger, Vorstandschef der R+V Versicherung Zweifel, ob die Branche abseits von der Rolle des Produktgebers in Ökosystemen bestehen kann. „Der Traum ist schön“, erklärte Niroumand, aber die Branche werde eher eine „lukrative Funktion als Zulieferer haben“. Die Versicherer wollen dahin, „wo die Kunden sind“, ergänzte Rollinger, aber bei der Fähigkeit der Unternehmen zum Erstellen eines Ökosystems habe er „Bedenken“, auch wenn das Thema Absicherung ein wichtiger Bestandteil davon sei. Ob Allianz-Chef Oliver Bäte die Allianz mit seinen Ökosystem-Ambitionen womöglich gar überfordert, liegt im Auge des Betrachters. Denn der Weg zum Ökosystem ist noch lang und voller Tücken.

Was diese Woche jeder wissen muss

Die Bilanzen der vergangenen Jahre haben Bäte jedenfalls recht gegeben: Seit 2015 toppte er einen Rekordgewinn mit dem nächsten. Erst Corona hatte seine Bilanz im vergangenen Jahr deutlich verhagelt. So brach der Nettogewinn um 14 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro ein, teilte Europas größter Versicherungskonzern Ende Februar 2021 in München mit. Der Umsatz des Konzerns sank leicht um 1,3 Prozent auf 140 Mrd. Euro.

Transformation ist keine Sache von einem oder zwei Jahren. Das Thema wird uns über die nächsten Jahre fortwährend begleiten. Es wäre fahrlässig zu sagen ‚alles ist wunderbar, wir haben die Nuss geknackt‘. Dem ist natürlich nicht so.

Veit Stutz, Head of Business Transformation der Allianz SE

Wie die Allianz ins Geschäftsjahr 2021 gestartet ist, kommuniziert der Versicherer zwar am 12. Mai 2021 mit der Veröffentlichung der Bilanzzahlen für das erste Quartal. Die Aktionäre werden am kommenden Mittwoch auf der Jahreshauptversammlung ihre Meinung über den Kurs des aktuellen Vorstandes kundtun.

Nach Einschätzung mehrerer Analysten dürfte der Gewinn je Aktie für das vergangene Quartal auf durchschnittlich 4,71 Euro je Aktie belaufen. Im Vorjahresviertel hatte Allianz 3,21 Euro je Aktie erwirtschaftet. Beim Umsatz erwartet ein Analyst ein Minus von 2,83 Prozent auf 41,40 Mrd. Euro. Im Vorjahresviertel hatte Allianz noch 42,60 Mrd. Euro umgesetzt.

Am selben Tag kommen auch die Anteilseigner der Hannover Rück zur Jahreshauptversammlung des Rückversicherers zusammen. Dabei haben die Niedersachsen das Corona-Jahr 2020 noch vergleichsweise glimpflich überstanden. So brach der Konzerngewinn gegenüber dem Vorjahr zwar um 31,2 Prozent auf 883,1 Mio. Euro (2019: 1.284,2 Mio. Euro) ein. Dennoch wurden die eigenen Gewinnerwartungen von 800 Mio. Euro damit noch deutlich übertroffen. Die Anteilseigner sollen eine höhere Basisdividende von 4,50 Euro je Aktie bekommen.

Die Hannover Rück hat im Pandemiejahr 2020 ein sehr gutes Ergebnis erzielt und damit erneut ihre herausragende Risikotragfähigkeit und ihre breite Diversifizierung unter Beweis gestellt. Wir profitieren in besonderem Maße von der nachhaltigen Verbesserung der Preise und Konditionen in unserem Markt. Damit wir die sich daraus bietenden Geschäftschancen voll ausschöpfen können, haben wir uns entschlossen, für 2020 auf die Zahlung einer Sonderdividende zu verzichten und stattdessen die Basisdividende leicht anzuheben.

Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück

Nur einen Tag danach kommen die Aktionäre des Mutterkonzerns Talanx zusammen. Ebenfalls am Donnerstag öffnet der Versicherer seine Geschäftsbücher und zieht eine Bilanz für die ersten drei Monate des Jahres 2021. Das vergangene Jahr schloss der Konzern noch mit einem deutlichen Gewinneinbruch ab. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von rund 673 Mio. Euro (2019: 923 Mio. Euro). Die Corona-Schäden beziffert der Versicherer auf rund 1,5 Mrd. Euro. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 4,1 Prozent auf 41,105 Mrd. Euro (2019: 39,494 Mrd. Euro). Dennoch sollen die Aktionäre in diesem Jahr eine stabile Dividende von 1,50 Euro ausgezahlt bekommen.

Dennoch will die Talanx eine Dividendenzahlung von 1,50 Euro je Aktie (2019: 1,50 Euro je Aktie) vorschlagen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 56 Prozent des IFRS-Gewinns. Für das laufende Geschäftsjahr 2021 peilt Konzernchef Torsten Leue einen Gewinn „zwischen 800 und 900 Mio. Euro an – damit werden wir weiter eine sehr profitable Gruppe sein“. Die Bruttoprämien sollen um etwa fünf Prozent steigen.

Der Kreditversicherer Coface lädt am Donnerstag wieder zu seinem Kongress „Länderrisiken“ in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz – wenn auch coronabedingt in diesem Jahr im Online-Format. Keynote Speaker Richard David Precht und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft geben dabei einen Ausblick, worauf sich Deutschland in den kommenden Jahren als Folge der Corona-Pandemie einstellen sollten.

Weitere relevante Termine: Am Dienstag zieht die Bayerische in einer Online-Pressekonferenz ihre Bilanz für 2020. Am Donnerstag folgt dann der Jahresrückblick der Öffentlichen Versicherung Braunschweig. Zudem lädt die TH Köln am Mittwoch zum 18. Kölner Rückversicherungs-Symposium.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Für eine Überraschung sorgte indes die Deutsche Bank: Deutschlands größtes Kreditinstitut legte 2021 den besten Jahresstart seit 2014 hin. So belief sich der Gewinn nach Steuern auf rund eine Mrd. Euro (2019: 66 Mio. Euro). Die Konzernerträge stiegen um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 7,2 Mrd. Euro.

Wie das Institut schon im Rahmen seiner Jahresbilanz bekannt gab, endete das Geschäftsjahr 2020 unter dem Strich trotz Pandemie positiv. Die großen Verluste aus dem Jahr 2019 sind damit zwar nicht wieder ausgeglichen, dennoch scheint die Großbank eine erfolgreiche Trendwende vollzogen zu haben. Auch CEO Christian Sewing sieht das Unternehmen in allen vier Kerngeschäften auf dem richtigen Weg. Und gibt sich zuversichtlich in Bezug auf die Finanzziele des Jahres 2022.

Quelle: Statista

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

03.05.2021: Der Internationale Tag der Pressefreiheit wurde von der UNESCO initiiert. Hintergrund ist die Deklaration von Windhuk von 1991. Nach Angaben der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ rangiert Deutschland im Vergleich von 180 Ländern auf dem 13. Platz. Im Vorjahr hatte die Bundesrepublik zwei Plätze höher gelegen.

08.05.2021: Am Sonntag wird der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. Etwa 65 Millionen Menschen verloren zwischen 1939 und 1945 ihr Leben. Über die Hälfte davon waren Zivilisten, die zum Beispiel durch Bombardierungen von Großstädten ums Leben kamen oder aufgrund mangelnder Lebensmittelversorgung verhungerten. Besonders betroffen waren dabei die Sowjetunion mit etwa 27 Millionen Toten und China mit insgesamt rund 13 Millionen Toten.

09.05.2021: Der Europatag erinnert an die sogenannte Schuman-Erklärung und die damit verbundene Geburtsstunde der Europäischen Union (EU). Der damalige französische Außenminister Robert Schuhmann schlug in seiner Rede einen überstaatlichen, europäischen Zusammenschluss der Kohle- und Stahlindustrie zu einer gemeinsamen Produktionsgemeinschaft vor. Daraus ging die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) – die sogenannte Montanunion – hervor. Sie garantierte allen Mitgliedsstaaten einen zollfreien Zugang zu Kohle und Stahl und gilt als Grundstein der heutigen EU.

09.05.2021: Der Muttertag wird traditionell am zweiten Sonntag im Mai begangen. Bereits die alten Römer und Griechen widmeten den Müttern ihrer Götter Feiern und Feste. Im 13. Jahrhundert gab es in England unter König Heinrich III. (1215-1272) am Sonntag Laetare den sogenannten „Mothering Day“: An diesem Tag gingen die Menschen in die Kirche (Mutter Kirche) gingen, um mit der ganzen Familie zusammenzukommen.

Alles in allem gilt die Deutsche Bank immer noch als begehrter Kooperationspartner der Versicherer. Erst Ende November 2020 wurde bekannt, dass Privatkunden von Deutscher Bank, Postbank und BHW Bausparkasse ab dem Jahr 2023 ihre Konsumenten- und Hypothekenkredite exklusiv bei der Talanx Gruppe absichern können. Dazu hat der Versicherer mit dem Kreditinstitut eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

Nachdem die Deutsche Bank im September bereits eine langfristige Vertriebskooperation für Lebens- und Sachversicherungen mit der Zurich Deutschland vereinbart hatte, wird nun auch eine Partnerschaft zur Versorgung ihrer Kunden in Fragen der Kreditabsicherungen abgeschlossen. Die neue Partnerschaft soll ab dem 1. Januar 2023 gelten und ist für zehn Jahre angelegt.

Autor: Tobias Daniel

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