Corona-Schäden in Höhe von 1,5 Mrd. Euro: Talanx erleidet Gewinneinbruch, bleibt aber bei stabiler Dividende

Konzernsitz der Talanx in Hannover. Quelle: Talanx
Die Talanx hat das Geschäftsjahr 2020 wie erwartet mit einem deutlichen Gewinneinbruch abgeschlossen. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von rund 673 Mio. Euro (2019: 923 Mio. Euro). Die Corona-Schäden beziffert der Versicherer auf rund 1,5 Mrd. Euro. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 4,1 Prozent auf 41,105 Mrd. Euro (2019: 39,494 Mrd. Euro). Dennoch sollen die Aktionäre in diesem Jahr eine stabile Dividende von 1,50 Euro ausgezahlt bekommen.
Demnach waren die Rückversicherung mit 1,2 Mrd. Euro am stärksten betroffen. Auf die Industrieversicherung entfielen 174 Mio. Euro, auf HDI International 40 Mio. Euro und auf HDI Deutschland 24 Mio. Euro. Im Rahmen der Betriebsschließungsversicherung zahlte die Talanx den betroffenen Kunden wie Gastronomen und Hoteliers hierzulande für die Schäden, die diesen durch die behördlich angeordneten flächendeckenden Schließungen entstanden waren.
„Wir waren im Moment of Truth für unsere Kunden da – auch in der Betriebsschließungsversicherung in Deutschland haben wir vielen Gastronomen, Bäckern, Hoteliers und vielen anderen kleineren und größeren Betrieben mit unseren Zahlungen durch die Krise geholfen. Das entspricht ganz unserem Purpose ‚together we take care of the unexpected and foster entrepreneurship‘.“
Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx
Allein in der deutschen Privat- und Firmenkundenversicherung registrierte der Versicherer nach eigenen Angaben rund 2.500 Schäden durch Betriebsschließungen. Dafür legte es 88 Mio. Euro zurück und zahlte 64 Mio. Euro aus. Allerdings hat der Versicherer nun die Bedingungen geändert. So will die HDI im Fall von Pandemien künftig nur noch zahlen, wenn Behörden einzelne Betriebe etwa wegen eines Infektionsausbruchs vor Ort schließen. Im Fall der flächendeckenden Schließung ganzer Branchen wie im Fall des Corona-Lockdowns sollen keine Leistungen mehr erfolgen. Laut Versicherer hätten 75 Prozent der Kunden diese Regelung bereits akzeptiert.

Auf die Schäden durch Naturkatastrophen entfielen im letzten Jahr insgesamt 658 Mio. Euro (773 Mio. Euro). Die größten Naturkatastrophen-Schäden entstanden demnach in den USA, verursacht durch den Hurrikan „Laura“ (145 Mio. Euro), den Hagelsturm „Derecho“ (111 Mio. Euro) und den Tornado „Nashville“ (55 Mio. Euro).
Die Konzerntochter Hannover Rück hatte sich dabei erst jüngst als stabiler Pfeiler für den niedersächsischen Versicherer erwiesen. So brach der Konzerngewinn gegenüber dem Vorjahr zwar um 31,2 Prozent auf 883,1 Mio. Euro (2019: 1.284,2 Mio. Euro) ein. Dennoch wurden die eigenen Gewinnerwartungen von 800 Mio. Euro damit noch deutlich übertroffen. Die Anteilseigner sollen eine höhere Basisdividende von 4,50 Euro je Aktie bekommen.
Hintergrund: Höhepunkte der vergangenen Monate
22.02.2021: Talanx ernennt Raha Anssari zur Managerin für Diversity & Inclusion
Die Talanx hat mit Raha Anssari eine neue Managerin für Diversity & Inclusion. Künftig soll die 36-Jährige eine Diversity-Strategie entwickeln und die Bedeutung von Diversity im Unternehmensalltag erhöhen. Anssari übernimmt die neue Funktion zum 1. März 2021.
27.01.2021: Talanx-Finanzvorstand Wicke: „Ich halte nichts davon, die Aussetzung der Insolvenzanmeldung wieder und wieder zu verlängern“
Die Aussetzung der Insolvenzregeln für Corona-gebeutelte Unternehmen stößt in der Versicherungsbranche zunehmend auf Kritik. So hat sich Talanx-Finanzvorstand Jan Wicke nun gegen eine mögliche nochmalige Verlängerung ausgesprochen: „So leid es mir für die betroffenen Firmen tut – das Problem wird so nicht gelöst, sondern nur verschoben und vergrößert“.
21.01.2021: Talanx investiert 125 Mio. Euro in U-Bahn von Barcelona
Die Talanx beteiligt sich mit 14 weiteren Investoren an der Konstruktion und Instandhaltung von 13 Stationen der Linie 9 (Sektion 4) des Metro-Systems in der katalonischen Hauptstadt Barcelona. Mit 125 Mio. Euro ist der Versicherer dabei größter kommerzieller Fremdkapitalgeber der Transaktion.
27.11.2020: Talanx verkauft Versicherungen über die Deutsche Bank
Privatkunden von Deutscher Bank, Postbank und BHW Bausparkasse können ab dem Jahr 2023 ihre Konsumenten- und Hypothekenkredite exklusiv bei der Talanx Gruppe.
23.10.2020: Talanx übernimmt italienischen Sachversicherer Amissima Assicurazioni
Neuer Zukauf: Die Talanx übernimmt sämtliche Anteile des italienischen Sachversicherer Amissima Assicurazioni. Käufer ist die HDI Assicurazioni. Der niedersächsische Versicherer will die Transaktion nach eigenen Angaben aus vorhandenen, liquiden Mitteln zu finanzieren. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden.
03.06.2020: Finanzvorstand Immo Querner verlässt die Talanx „in gegenseitigem Einvernehmen“
Finanzvorstand Immo Querner (57) wird die Talanx zum 31. August 2020 im besten gegenseitigen Einvernehmen verlassen. Sein Nachfolger wird Unternehmensangaben zufolge Jan Wicke (51), bisher im Vorstand verantwortlich für die Privat- und Firmenversicherung Deutschland. Neuer Deutschlandchef wird der bisherige Gothaer-Vorstand Christopher Lohmann (51).
07.04.2020: Talanx investiert in französisches Glasfasernetz
Die Talanx investiert 200 Mio. Euro in ein französisches Glasfaserprojekt und beteiligt sich damit an einer 2,1 Mrd. Euro umfassenden internationalen Fremdkapitalfinanzierung. Damit steigen die Infrastruktur-Investitionen des niedersächsischen Versicherers auf rund drei Mrd. Euro.
Der Hauptversammlung am 6. Mai 2021 will der Versicherer eine Dividendenzahlung von 1,50 (1,50) Euro je Aktie vorgeschlagen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 56 Prozent des IFRS-Gewinns. Für das laufende Geschäftsjahr 2021 peilt Konzernchef Torsten Leue einen Gewinn „zwischen 800 und 900 Millionen Euro an – damit werden wir weiter eine sehr profitable Gruppe sein“. Die Bruttoprämien sollen um etwa fünf Prozent steigen.
Autor: VW-Redaktion