Bilanz für das Ausnahmejahr 2020: Corona kostet die R+V rund 321 Mio. Euro VWheute Sprint

Konzernsitz der R+V in Wiesbaden. Quelle: R+V Versicherung
Die Corona-Pandemie hat die R+V Versicherung bislang rund 321 Mio. Euro gekostet. Davon entfielen rund 30 Mio. Euro für Zahlungen aus der Betriebsschließungsversicherung (BSV). Insgesamt zeigte sich Konzernchef Norbert Rollinger mit der Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 dennoch zufrieden.
Unter dem Strich stand ein IFRS-Gewinn vor Steuern von 291 Mio. Euro in der Bilanz der R+V. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem deutlichen Minus von 70,2 Prozent (2019: 976 Mio. Euro). Demgegenüber stieg das Beitragsvolumen der R+V Versicherungsgruppe um 8,3 Prozent auf 19,913 Mrd. Euro (2019: 18,394 Mrd. Euro). Im deutschen Erstversicherungsgeschäft um 7,5 Prozent auf 16 Mrd. Euro.
Bei den gebuchten Beiträgen verzeichnete die R+V Lebens- und Pensionsversicherung einen Zuwachs von 9,5 Prozent auf mehr als neun Mrd. Euro. Den größten Anteil steuerte mit einem Beitragsvolumen von 2,9 Milliarden Euro die betriebliche Altersversorgung bei (plus 8,5 Prozent). Den höchsten Zuwachs verzeichnete die R+V im Geschäftsfeld private Altersversorgung Neue Garantien mit einem Plus von 733 Mio. Euro (plus 42,8 Prozent) auf 2,5 Mrd. Euro.
Die R+V Krankenversicherung verzeichnete 2020 ein Beitragsplus von 6,3 Prozent auf 653 Mio. Euro. In der Vollversicherung stieg die Zahl der Versicherten um 2,4 Prozent und in der Zusatzversicherung um 4,1 Prozent auf insgesamt 1,2 Millionen Krankenversicherte.
In der Schaden-/Unfallversicherung legte die R+V bei den Beitragseinnahmen im Corona-Jahr 2020 um 4,8 Prozent auf 6,3 Mrd. Euro zu. In der Kfz-Versicherung steigerte die R+V ihren Umsatz in einem weiterhin von starkem Wettbewerb gekennzeichneten Markt um 3,1 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro. Der Bestand an versicherten Fahrzeugen stieg im zurückliegenden Jahr um 176.000 auf 4,9 Millionen.
Im Firmenkundengeschäft stieg der Umsatz um 7,3 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Wachstumstreiber waren unter anderem erneut das wohnungswirtschaftliche Geschäft (plus 16,1 Prozent auf 114 Mio. Euro) und die Agrarversicherung (plus 22,7 Prozent auf 148 Mio. Euro). Coronabedingt hat die Nachfrage zur Warenkreditversicherung 2020 um 11,5 Prozent auf 103 Mio. Euro angezogen.
Das R+V-Privatkundengeschäft wuchs um 5,9 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro. Große Nachfrage verzeichnete 2020 die Unfallversicherung: Die Beiträge erhöhten sich um 8,5 Prozent auf 450 Millionen Euro. In der aktiven Rückversicherung wuchsen im zurückliegenden Geschäftsjahr die Beiträge um 9,2 Prozent. Die R+V knackte damit die Beitragsmarke von drei Mrd. Euro.
R+V Versicherung im Rückblick: Die Höhepunkte der vergangenen Monate
11.03.2021: R+V Versicherung zahlt zehn Mio. Euro an Kunden aus
Die R+V will ihren rund 273.000 Mitglieder-Plus-Kunden Beiträge von rund zehn Mio. Euro zurückerstatten. Geld zurück gebe es demnach für die fünf Bausteine der Mitglieder-Privatpolice: Hausrat, Wohngebäude, Haftpflicht, Rechtsschutz und Unfall, außerdem für die eigenständige Mitglieder-Risiko-Unfallpolice und die Mitglieder-Kfz-Police.
02.03.2021: Klaus Endres wechselt von der Axa Deutschland zur R+V
Der Aufsichtsrat der R+V hat Klaus Endres (44) in den Holding-Vorstand berufen. Er übernimmt spätestens zum 1. Januar 2022 die Verantwortung für das Ressort Komposit-Versicherungen/Passive Rück. Er folgt damit auf Edgar Martin (63), der Ende 2021 planmäßig in den Ruhestand geht.
12.02.2021: R+V will weiterhin Pauschalreisen absichern
Mitte Februar 2021 hat das Bundeskabinett die Neuregelung zur Absicherung von Kundengeldern bei Pauschalreisen abgesegnet. Die R+V Versicherung will auch weiterhin einen Versicherungsschutz für Reisebüros und Reiseveranstalter anbieten.
05.02.2021: R+V-Umfrage: Mehrheit der Deutschen befürchtet Konjunktureinbruch durch Corona
Die andauernde Corona-Pandemie befeuert zunehmend die Furcht der Deutschen vor einer Rezession und immer wiederkehrenden Lockdowns bis zum Ende der Impfungen. Auch das Vertrauen in die Politik nimmt weiter ab, heißt es in einer Sonderbefragung zur R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen“ Ende Januar 2021.
11.09.2020: R+V: Deutsche sorgen sich nur wenig
Trotz Corona-Pandemie ängstigen sich die Deutschen so wenig wie lange nicht mehr. Der Angst-Index der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ erreicht mit 37 (39) Prozent den niedrigsten Stand seit seiner Erfassung 1992. „Die Deutschen reagieren auf die Pandemie keineswegs panisch. Das verdeutlicht der Angst-Index – der Durchschnitt aller abgefragten Ängste“, sagt Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters, anlässlich der Vorstellung der Studie. „Sorge Nummer eins“ ist die Politik von Donald Trump.
01.09.2020: R+V schließt sich internationalem Investorennetzwerk von Asset Managern an
Die R+V Versicherung will künftig nachhaltiger investieren und hat dafür die von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Principles for Responsible Investment (PRI) unterzeichnet. Der Wiesbadener Genossenschaftsversicherer hat sich damit einem Rahmenwerk zur nachhaltigen Kapitalanlage angeschlossen. Sie folgt damit der Talanx, die bereits seit November 2019 dem Netzwerk angehört.
20.05.2020: R+V steigt beim 1. VC Wiesbaden als Sponsor ein
Die R+V Versicherung ist neuer Silber-Lilienpartner des Volleyball-Bundesligisten 1. VC Wiesbaden. Die Partnerschaft mit dem Volleyballverein startet zur Saison 2020/21 und ist für drei Spielzeiten angelegt.
BSV: 28 Klagen sind gegen die R+V anhängig
Zudem verbuchte der Genossenschaftsversicherer aus Wiesbaden im abgelaufenen Geschäftsjahr Sonderbelastungen durch Corona in Höhe von 321 Mio. Euro. Diese seien vor allem auf Betriebsschließungen und Veranstaltungsausfälle zurückzuführen. Auch erhöhte Leistungen in der Restkreditversicherung seien darin eingeflossen, die die R+V als einer der wenigen Anbieter auch an ihre von Kurzarbeit betroffenen Kunden zahlte.
Allein auf die BSV entfielen nach Angaben der R+V rund 30 Mio. Euro. Dabei ist das Schadenaufkommen durch den zweiten Lockdown wohl deutlich niedriger: Nach Angaben von Kompositvorstand Edgar Martin gingen durch die neuerlichen Schließungen etwa 300 bis 400 Schadenmeldungen bei der R+V (nach etwa 2.500 Schadenmeldungen durch den ersten Lockdown) ein. Aktuell sind nach Angaben des Genossenschaftschaftsversicherers 28 Klagen gegen die Regulierung bei den Gerichten anhängig. In drei Fällen haben die Gerichte laut Versicherer im Sinne der R+V entschieden, eine Klage sei zurückgezogen worden.
Konzernschef Rollinger betonte dabei erneut, dass ein Pandemieschutz „privatrechtlich sehr schwierig abzusichern“. Allein bei Prämieneinnahmen von rund 75 Mrd. Euro (Gesamtbranche) sei „schon absehbar, dass dies nicht zu leisten ist, weil wir keinen Ausgleich im Kollektiv haben. Alle haben Schaden.“ Auch ein „Ausgleich über Zeit“ sei kaum möglich: „Wir werden kaum drei Generationen gewinnen können für die imaginäre Generation in hundert Jahren aufzusparen, dass davon dann eine Pandemie in hundert Jahren zu bezahlen sei“, so Rollinger. Daher werde dies auch immer eine staatliche Aufgabe bleiben. „Wir haben aber von der Versicherungswirtschaft entsprechende Partnerschaften angeboten“, so der R+V-Vorstandschef.
Für die Zeit nach der Pandemie rechnet Konzernchef Rollinger damit, dass Homeoffice auch weiterhin eine große Rolle spielen werde: „Für die Zukunft bekennen wir uns klar zu einem hybriden Zusammenarbeitsmodell“. Aktuell liege die Präsenzquote in den bundesweiten Standorten weiterhin bei rund zehn Prozent. Seit Beginn der Pandemie seien bundesweit 302 Mitarbeiter an Corona erkrankt, davon sind 285 bereits wieder genesen. Aktuell sind 17 Mitarbeiter akut positiv getestet.
„Wir sind bereit und wollen damit einen Beitrag zur Eindämmung des Corona-Virus leisten, indem wir helfen, die bundesweite Impfquote möglichst zügig zu erhöhen. Die Impfstoffverteilung liegt voll in staatlicher Hand. Hier sind aktuell noch viele Fragen offen.“
Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung
Zudem hatte die R+V angekündigt, dass die Mitarbeiter des Konzerns bereits ab April 2021 gegen Corona geimpft werden könnten. Voraussetzung sei allerdings, dass ein Impfstoff verfügbar sei. So würden die Impfungen momentan an zentralen Standorten der R+V wie beispielsweise Wiesbaden, Hamburg und Stuttgart vorbereitet.
Für das laufende Geschäftsjahr 2021 gibt sich Rollinger jedenfalls optimistisch: „Wir gehen davon aus, unseren Wachstumskurs auch 2021 fortzusetzen. Es lassen sich aber zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Prognosen abgeben, weil die Unsicherheiten anhalten, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Die sehr gute Reputation der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und das große Vertrauen der Kunden in die Genossenschaftsorganisation haben sich gerade auch in schwierigen Zeiten als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen.“
Autor: VW-Redaktion