R+V-Umfrage: Mehrheit der Deutschen befürchtet Konjunktureinbruch durch Corona

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Die andauernde Corona-Pandemie befeuert zunehmend die Furcht der Deutschen vor einer Rezession und immer wiederkehrenden Lockdowns bis zum Ende der Impfungen. Auch das Vertrauen in die Politik nimmt weiter ab, heißt es in einer Sonderbefragung zur R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen“ Ende Januar 2021.
Ein Blick auf die Ergebnisse habe demnach gezeigt: „Die erzwungene Isolation und die Dauer der Pandemie befeuern die Ängste“, konstatiert Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters. So haben die hohen Infektionszahlen in den vergangenen Monaten haben die Angst vor einer Erkrankung geschürt. Etwa die Hälfte der Befragten (48 Prozent) ist besorgt, dass das Coronavirus sie selbst oder die Familie und Freunde infiziert. Gegenüber dem Sommer ist das ein Anstieg um 16 Prozentpunkte.

Auch Menschenansammlungen, illegale Feiern und Maskenverweigerer lassen die Deutschen nicht kalt. Eine deutliche Mehrheit (60 Prozent) befürchtet, dass immer mehr Menschen die Lockdown-Regeln missachten. „Der Widerstand gegenüber den staatlichen Beschlüssen zur Pandemie-Bekämpfung wächst. Dass viele Kritiker ihren Unmut äußern, indem sie die Corona-Maßnahmen ignorieren, löst bei vielen Menschen große Ängste aus“, kommentiert Politikwissenschaftler Manfred G. Schmidt von der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.
„Die Kritik am Krisen-Management von Bund und Ländern spiegelt sich auch im nachlassenden Vertrauen in die Politiker. Die von vielen Menschen als hochgradig kritisch eingestufte Impfsituation dürfte den Unmut über die Politik weiter in die Höhe treiben.“
Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg
Gleichzeitig sinkt das Vertrauen der Deutschen in die eigenen Politiker. 54 Prozent der Befragten befürchten, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Dies entspricht einem Anstieg von 14 Prozentpunkten gegenüber dem vergangenen Sommer. Der Impfstart zum Jahreswechsel hat sich dabei noch nicht positiv auf die Stimmung ausgewirkt: 58 Prozent der Befragten befürchten laut Studie, dass Lockdown auf Lockdown folgt, bis alle geimpft sind.
Wie bereits vor einem Jahr gilt im Lockdown eine Hauptsorge vieler Menschen der Stabilität der deutschen Wirtschaft. Mit 59 Prozent ist die Furcht vor einem Konjunktureinbruch auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren. Damals hatte die Finanzmarktkrise diese Angst auf Rekordwerte von weit über 60 Prozent getrieben.
„Derzeit leidet ein erheblicher Teil der Wirtschaft unter der Last des fortwährend verlängerten Lockdowns. Die umfangreichsten Finanzhilfen für die Wirtschaft in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wirken jedoch dämpfend auf die Ängste. Zusammen mit der wiedergewonnenen Exportdynamik verhindern sie einen größeren Abschwung und entschärfen die Krise.“
Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg
Trotz steigender Arbeitslosenzahlen bleibt die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs jedoch weiter auf einem niedrigen Stand (21 Prozent). Der Politikwissenschaftler führt dies auf das Kurzarbeitergeld zurück: „Dessen massenhafter Einsatz und die Garantie, die Kurzarbeit zu verlängern, wirken wie ein automatischer Konjunkturstabilisator. Das ist in den Augen des Großteils der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften eine Beschäftigungsgarantie und stabilisiert die politische Lage in großem Umfang.“
Autor: VW-Redaktion