R+V will weiterhin Pauschalreisen absichern

Bildquelle: R+V Versicherung

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett die Neuregelung zur Absicherung von Kundengeldern bei Pauschalreisen abgesegnet. Die R+V Versicherung will auch weiterhin einen Versicherungsschutz für Reisebüros und Reiseveranstalter anbieten.

Nach den Plänen der Politik soll es zwei Wege der Absicherung von Pauschalreisen geben: Für Reiseveranstalter mit einem Jahresumsatz von mindestens drei Mio. Euro sieht das Gesetz einen millionenschweren Sicherungsfonds vor. Dieser umfasst ein Volumen von 750 Mio. Euro, welches sich aus Sicherheitsleistungen über 238 Mio. Euro und Einzahlungen von 512 Mio. Euro bis Ende 2026 zusammensetzen. Als Sicherheit müssen Veranstalter sieben Prozent des Jahresumsatzes mit Pauschalreisen hinterlegen.

Reiseunternehmen mit einem Umsatz von weniger als drei Mio. Euro sind von der Verpflichtung zur Absicherung über den Fonds ausgenommen. Allerdings geht die Politik davon aus, dass auf diese Weise rund 130 Veranstalter in den Fonds einzahlen, die insgesamt 94 Prozent der bundesweiten Pauschalreiseumsätze abdecken. Rund 3.000 kleinere Anbieter würden demnach nicht erfasst. Das neue Reisesicherungsfondsgesetz soll am 1. Juli 2021 in Kraft treten.

Unternehmen mit einem geringeren Umsatz sollen sich laut R+V aber weiterhin bei Versicherungen oder Banken absichern können. Bei beiden Varianten erhalten die Kunden wie bisher mit der Buchungsbestätigung einen Sicherungsschein. Diese Regelung gelte auch, wenn ein Urlauber beispielsweise ein Hotelzimmer und ein Wellness-Angebot im Paket bucht.

„Für uns ist dieser Systemwechsel eine tragbare Lösung. Bei dem Fonds wissen wir auf den Cent genau, für welche Summe wir bürgen. Aber auch in Zukunft gilt: Das Risiko muss kalkulierbar bleiben. Deshalb prüfen wir jeden Einzelfall, für uns zählt immer die individuelle Bonität“, kommentiert Achim Scheib, Experte der R+V Versicherung für die Absicherung von Reisepreisen.

Statista-Prognose: Reisemarkt dürfte sich erst 2023 wieder erholen

Der weltweite Reise- und Tourismusmarkt ist wegen Corona im letzten Jahr deutlich eingebrochen. So prognostiziert der Mobility Market Outlooks (MMO) des Daten- und Marktforschungsinstituts Statista erst für 2023 wieder neuen Rekordumsätzen. Demnach rechnet Statista für 2021 mit einem Umsatzwachstum von über 50 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2020. Für 2025 wird sogar eine Umsatzsteigerung von knapp 23 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 vorhergesagt. Für 2020 rechnen die Statistiker mit einem Umsatzeinbruch von 55 Prozent.

Profiteur könnte dabei vor allem der Binnentourismus in Deutschland werden. Nach einer repräsentativen Umfrage der Allianz Partners haben vor dem weltweiten Corona-Ausbruch 22 Prozent der Deutschen eine Fernreisedestination präferiert – nach dem Pandemiebeginn waren es lediglich noch schs Prozent. Der Anteil an Befragten, welcher einen Urlaub im eigenen Land bevorzugt, hat sich hingegen mehr als verdoppelt und ist von knapp 30 Prozent auf 61 Prozent angestiegen.

Modellierungen von Statista, basierend auf Daten des World Travel and Tourism Council (WTTC), WorldData sowie der OECD, verdeutlichen, dass der Binnentourismus in Deutschland wie auch in anderen beliebten Urlaubsländern weniger stark von der Corona-Pandemie betroffen ist als der internationale Tourismus. Machte der Binnentourismus im Jahr 2019 mit knapp 259 Mrd. Euro 85 Prozent der internen deutschen Tourismuseinnahmen aus, wurde für das Jahr 2020 ein Anteil von 91 Prozent (ca. 173 Mrd. Euro) prognostiziert. Der Umsatz durch internationalen Tourismus wird den Prognosen zufolge um über 60 Prozent von rund 45 Mrd. Euro auf etwa 16 Mrd. Euro in Deutschland schrumpfen. Für den Binnentourismus wird bereits für das Jahr 2022 eine Erholung des Umsatzes auf das Niveau von 2019 erwartet.

40 Prozent weniger Gäste in Deutschland im Jahr 2020

„Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche hart getroffen. Damit sie wieder auf die Füße kommt, braucht sie dringend starke Partner“, ergänzt der Experte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben die Reisebeschränkungen und zeitweise Übernachtungsverbote für Privatleute haben das Hotelgewerbe in Deutschland schwer getroffen.

So ist die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland im Vorjahresvergleich um gut ein Drittel (minus 33,4 Prozent) auf 270,3 Millionen gesunken. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland war mit 32,0 Millionen sogar knapp zwei Drittel (minus 64,4 Prozent) geringer als 2019.

Auch im Dezember 2020 mussten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland starke Einbußen hinnehmen. In diesem Monat konnten lediglich 6,7 Millionen Übernachtungen verbucht werden: Dies waren 78,4 Prozent weniger als im Dezember 2019, so die Statistiker. Davon entfielen 6,0 Millionen auf inländische Gäste (minus 75,5 Prozent) und 0,7 Millionen auf Gäste aus dem Ausland (minus 89,5 Prozent).

Von den etwa 52.000 statistisch erfassten Beherbergungsbetriebe hatten im Dezember lediglich rund 60 Prozent beziehungsweise 31.000 geöffnet. Das waren noch einmal gut ein Viertel (25,4 Prozent) weniger im Vergleich zum November 2020 mit 38.800 geöffneten Betrieben, teilte das Statistische Bundesamt weiterhin mit.

Deutsche sind bei der Reiseplanung weiter zurückhaltend

Angesichts des aktuellen Lockdowns sind die meisten Menschen in Deutschland bei der diesjährigen Reiseplanung auch weiterhin zurückhaltend. Laut einer aktuellen Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen des Tabakunternehmens British American Tobacco hat sich gut jeder Fünfte (21,6 Prozent) der rund 3.000 Befragten Deutschen ab 18 Jahren noch nicht entschieden, wo der Urlaub stattfinden soll.

Quelle: Statista

Ein Drittel der Befragten gab an, ihren Urlaub in diesem Jahr in Deutschland verbringen zu wollen (33,9 Prozent). Nur wenige planen für dieses Jahr einen Urlaub in Spanien (5,8 Prozent), Italien (4,0 Prozent) oder Kroatien (2,1 Prozent). Der Anteil der Befragten, die für die nächsten zwölf Monate eine Fernreise planen, nahm sogar um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.

Autor: VW-Redaktion

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