Was macht eigentlich Jörg Asmussen?

GDV-Geschäftsführungsmitglied Jörg Asmussen (l.) besucht Coya-Gründer Andrew Shaw, Quelle: GDV/ Coya

Schon vor dem Amtsantritt beim GDV dürfte der Name Jörg Asmussen Beobachtern des Finanzumfelds geläufig gewesen sein. Durch seine verschiedenen Rollen, u.a. als Europäischer Zentralbanker oder Staatsekretär im Finanzministerium, ist der gebürtige Flensburger in Fachkreisen bestens bekannt – und noch besser vernetzt. Seit seinem Start sammelte Asmussen beim Social-Media-Dienst Twitter innerhalb weniger Wochen über 1.000 Follower. Seine Zeit beim Branchenverband indes begann mit einem unerwarteten Donnerwetter namens Corona. Eine Zwischenbilanz nach 100 Tagen.

Vor genau 100 Tagen, am 1. April, rückte Jörg Asmussen in das Präsidium des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In weniger als 100 Tagen wird er planmäßig zum Vorsitzenden der Geschäftsführung und zum geschäftsführenden Präsidiumsmitglied bestellt. Er folgt auf Jörg von Fürstenwerth, der nach fast 25 Jahren aus den Diensten des GDV ausscheiden wird. Eine neue Ära beginnt.

Beim Amtsantritt Asmussens lauteten die Kernthemen u.a. Altersvorsorge, Klimawandel, Cybersicherheit – Herkulesaufgaben. Die Versicherer könnten hier einen großen Beitrag leisten, sagte Asmussen Anfang des Jahres über seinen neuen Job. „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, die Interessen des starken deutschen Versicherungssektors in Zukunft als Hauptgeschäftsführer vertreten zu dürfen.“

Asmussen stellt sich um

Im April war die Welt dann eine andere. Mit dem Ausbruch des Coronavirus haben sich die Prioritäten und Interessen des Verbandes zwar nicht in Luft aufgelöst, doch zumindest temporär verschoben. Asmussen musste sich plötzlich harten Debatten stellen, die nicht nur die Branche, sondern Teile der breiten Öffentlichkeit bewegen. Vor allem in der Frage um die Betriebsschließungsversicherung musste er Stellung beziehen.

Was können Versicherer tun, um in der Krise Partner zu bleiben? Wo muss die Branche Probleme schnell lösen? Wie kann sie ihrer Verantwortung nachkommen, ohne selbst in finanzielle Bedrängnis zu geraten? Ein Balanceakt, der viel Fingerspitzengefühl erfordert, gerade wenn es um berufliche und wirtschaftliche Existenzen geht.

PPP für Pandemierisiken

Asmussen seinerseits macht seine Sache gut. Ob im Zeitungsinterview oder beim Fernsehauftritt. Der künftige GDV-Chef kommuniziert klar, argumentiert fachlich pro Branche, fordert aber auch Fairness. Wo im Fall der BSV etwa Leistungsansprüche vorhanden seien, werde ohne jeden Zweifel gezahlt. Darüber hinaus gäbe es freiwillige Leistungen der Industrie für ihre Kunden. Diese Klarheit tut Versicherern, aber auch den Kunden gut.

Viel Einsatz zeigt der 53-jährige bei der Entwicklung neuer Projekte. Aktuell wird an einem Konzept gearbeitet, um Pandemie-Risiken künftig effizienter abzusichern.

Medienberichten zufolge sehe der konkrete Plan einer Arbeitsgruppe unter der Führung von Asmussen privat-staatliche Deckungen für kleine und mittlere Unternehmen vor und enthalte neben einer Beteiligung von Versicherern und öffentlicher Hand auch eine Kapitalmarktkomponente in Form von Pandemiebonds. Ein Konzept, mit dem man in den deutschen und europäischen politischen Raum gehen wolle.

Meet and Greet bei Rieß, Rollinger und Co.

Ohne Schlips und Kragen tritt Asmussen neuerdings auf dem Social-Media-Kanal Twitter auf. Innerhalb weniger Wochen entstand seit seinem Antritt beim GDV ein Netzwerk von über 1.000 Followern. Die Botschaft: Der Finanzplatz Deutschland umfasse nicht nur Banken, sondern „sehr erfolgreiche Versicherungsunternehmen“.

Was Asmussen sagt und twittert, wirkt anders. Und es kommt anders an. Vielleicht, weil er in seiner Karriere über den Tellerrand hinausgesehen hat. Sein Profil auf Twitter zum Beispiel geht über die reine Branchen-PR hinaus. Der GDV-Mann zeigt offen, wie er arbeitet, welche Themen ihn bewegen, wofür er als Privatmensch brennt, aber auch, wen er trifft. Eine gekonnte Transparenzoffensive.  

Bei den Versicherern scheint Asmussen ein gern gesehener Gast zu sein. Vor einigen Tagen traf er sich etwa mit Ergo-CEO Markus Rieß zum Gespräch über Nachhaltigkeit und Strategien im Vertrieb. Anfang des Monats flog Asmussen zum R+V-Chef Norbert Rollinger nach Wiesbaden, um über die digitale Transformation zu reden. Zuvor gab es u.a. Treffen beim Noch-Talanx-Mann Immo Querner, Ideal-Vorstand Rainer Jacobus oder Coya-Gründer Andrew Shaw.

Das Netzwerk wird größer.

Autor: Michael Stanczyk

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