Branchenpuls: Löhne und Gehälter, Quartalszahlen, Deutsche Bank

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Wie gut verdienen die Mitarbeiter der Versicherungsunternehmen? Laut einer Analyse des Statistischen Bundesamtes lag der durchschnittliche Brutto-Monatsverdienst im 2. Quartal bei 5.671 Euro – ohne Sonderzahlungen. Doch stimmen die Zahlen wirklich? Keine falschen Zahlen stehen jedenfalls in den Bilanzen der Versicherer.

Was bisher geschah …

Glaubt man der Analyse des Statistischen Bundesamtes, verdienen vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer in diesem Bereich das höchste Gehalt von allen Branchen. Damit liegen die Versicherer noch vor der Medienbranche mit einem durchschnittlichen Brutto-Monatsverdienst von 5.348 Euro sowie Mitarbeitern der Energieversorgung mit etwa 5.218 Euro. Mit mehr als 7.000 Klicks war der Beitrag das Topthema der letzten Woche bei VWheute. Allerdings sparten die Leser dabei nicht mit Kritik:

„Wie wurde das ermittelt? Das entspricht sicher nicht den durchschnittlichen Gehältern in der Branche. Hier wurden sicher die Gesamtgehaltsaufwendungen in Beziehung zu den Angestellten gesetzt, d.h. aus Unternehmenssicht – inkl. aller Vorstandsgehälter. Nur dann entstehen so unrealistisch überhöhte Zahlen“, hinterfragte ein Leser.

„Das liegt an den hohen Vorstandsgehältern und an der Vielzahl der Vorstände! In keiner zweiten Branche gibt es eine vergleichbar hohe Anzahl von Vorstandsposten. Der ’normale‘ Versicherungsmitarbeiter (Innendienst) wird so in ein völlig falsches Licht gestellt! Man muss sich nur die Tariferhöhungen der letzten 20 Jahre in der Branche anschauen!“, betonte Leser Hans Engeln.

Um Finanzen wird sich künftig auch Allianz-Vorständin Laura Gersch kümmern. Zum 1. Januar 2022 übernimmt sie bei der Allianz Versicherungs-AG das Finanzressort von Katja de la Vina, die ebenfalls zum Jahreswechsel den Vorstandsvorsitz der Allianz Leben von Andreas Wimmer übernimmt.

Bleibt noch die Bilanz der diesjährigen Leitmesse DKM, die sich in diesem Jahr praktisch neu erfunden hat. Neben dem hybriden Veranstaltungsformat präsentiert sich die Leitmesse der Versicherer in einem neuen Look. Oder anders formuliert: kein medialer Bombast mehr mit überdimensionalen Leinwänden und Promis in Dauerschleife, keine Oldtimer oder Schweizer Skihütten mit „Kunstschnee“ aus Wattebällchen. Vielmehr präsentiert sich die Messe in einer eher ungewohnten Nüchternheit. Die Themen sind dennoch weitgehend die alten.

Die zentralen O-Töne von der DKM 2021

„Was die Krake Berlin einmal hat, gibt sie nicht mehr her.“ (Michael H. Heinz, Präsident des BVK)

„Dem Vermittler muss durch die Digitalisierung nicht bange sein.“ (Uwe Reuter, CEO VHV Holding)

„Amazon verwirrt die Kunden.“ (Theodoros Kokkalas, CEO Ergo Deutschland)

„Eine Versicherung zu verkaufen, ist das eine. Eine Versicherung profitabel zu verkaufen, ist das andere.“ (Theodoros Kokkalas, CEO Ergo Deutschland)

„Nachhaltigkeit ist in der Kapitalanlage eher angekommen als in der Sachversicherung.“ (Frank Sommerfeld, CEO Allianz Versicherung AG)

„Es macht keinen Sinn, unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit eine bestimmte Zeichnungspolitik zu betreiben.“ (Norbert Rollinger, CEO R+V Versicherung)

„Eine allgemeine Impfpflicht haben wir ausgeschlossen und halten diese auch für problematisch.“ (Alena Buyx, Vorsitzende Deutscher Ethikrat)

„Die neue Bundesregierung wird nur erfolgreich sein, wenn sie liefert.“ (Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußenminister)

„Weltpolitik verstehen wir nicht – und wollen wir auch nicht mehr verstehen.“(Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußenminister)

„Um den Gesundheitszustand der Versicherer müssen wir uns keine Sorgen machen.“ (Tobias Warweg, Geschäftsführer der GGW Holding)

„Wenn ich höre, dass Vorstandsvorsitzende auf dieser Messe in den letzten Jahren sagen, der Kunde muss marginalisiert werden, kann einem doch nur Angst und Schrecken werden als Makler. Da muss man doch sagen, das ist mein Kunde und nicht dein Kunde.“ (Tobias Warweg, Geschäftsführer der GGW Holding)

„Versicherungsgeschäft ist ein Beziehungsgeschäft. Man muss die Sprache der Kunden kennen.“ (Hermann Hübner, Vorstandsvorsitzender der VEMA)

Was diese Woche jeder wissen muss …

Mit Beginn des Novembers steigt auch die Versicherungsbranche in die aktuelle Berichtssaison über die Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate ein. Gleich am Donnerstag veröffentlichen die Axa und die Hannover Rück ihre Q3-Zahlen. Axa-Chef Thomas Buberl fährt dabei in derzeit ruhigen Gewässern.

Der Kapitän des französischen Versicherungsdampfers war in den vergangenen Jahren umtriebig und hat im Konzern tiefgreifende Veränderungen vollzogen. Eine davon war der Fokus auf Sach-, Industrie- und Health-Angebote. Wenn die Halbjahreszahlen 2021 ein Indikator für künftigen Erfolg sind, steuert der Kapitän auf schatzträchtige Seegründe zu.

Der Aufsichtsrat ist mit der Arbeit des Managers Buberl zufrieden. Seit seinem CEO-Amtseintritt 2018 werkelt er unermüdlich und mutig an einer neuen Axa – weg vom Leben- hin zum Sach- und Industriegeschäft. Das schafft nicht nur Freunde, doch Management und Belegschaft scheinen hinter seinem Kurs zu stehen. Neue Unterstützung erhält Buberl dabei vom bisherigen Deutschlandchef Alexander Vollert, der zum 1. Dezember 2021 als COO in die Konzernzentrale nach Paris wechselt.

„Als Vorstandsvorsitzender von Axa Deutschland fordere und fördere ich mehr Mut und Agilität für meine Teams, damit unsere grundlegende Transformation gelingen kann. Wir wollen als Versicherer relevant im Leben unserer Kunden sein, ihnen Sicherheit und Schutz vermitteln.“

Alexander Vollert, designierter COO des Axa-Konzerns

Die Hannover Rück hält indes trotz der jüngsten Naturkatastrophen weiterhin an ihrem bisherigen Gewinnziel von 1,15 bis 1,25 Mrd. Euro fest. Die Schadenbelastung im Rahmen des Großschadenbudgets von 1,1 Mrd. Euro, von denen bis Ende Juni 2021 rund 327 Mio. Euro aufgebraucht waren. Allerdings rechnet der Rückversicherer in den derzeit beginnenden Gesprächen über die Erneuerung der Verträge zum Jahreswechsel mit steigenden Preisen und verbesserten Konditionen.

Gleichzeitig setzt der niedersächsische Rückversicherer bei der Auszahlung ihrer Dividende auf Stabilität. Demnach soll die Ausschüttung für die Anteilseigner künftig auch im Fall eines Gewinnrückgangs mindestens stabil bleiben, teilte der Rückversicherer am Donnerstag auf dem Investorentag mit. Im Gegenzug falle das bisherige Ziel einer Ausschüttungsquote von 35 bis 45 Prozent für die Regeldividende.

Zum Vergleich: Auch die Swiss Re ist trotz hoher Schadenbelastung wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. So schloss der Schweizer Rückversicherer die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres mit einem Konzerngewinn von 1,3 Mrd. US-Dollar ab. Die Großschäden infolge von Naturkatastrophen beliefen sich in den ersten neun Monaten des Jahres auf 1,7 Mrd. US-Dollar.

Was über Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Vermeintlich gute Zahlen hat dieser Tage auch die Deutsche Bank vorgelegt. So verbuchte Deutschlands größtes Kreditinstitut in den ersten neun Monaten 2021 einen Vorsteuergewinn bei 3,3 Mrd. Euro, obwohl Umbaukosten von 798 Mio. Euro und Belastungen von 324 Mio. Euro im Zusammenhang mit dem BGH-Urteil zu den Gebührenrückzahlungen zu Buche schlugen. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 bezifferte die Deutsche Bank den Vorsteuergewinn auf 846 Mio. Euro, wobei 283 Mio. Euro an Umbaukosten angefallen waren. Der Gewinn nach Steuern war in den ersten neun Monaten mit 2,2 Mrd. Euro mehr als fünfmal so hoch wie im Vorjahreszeitraum (435 Mio. Euro).

„Im dritten Quartal haben wir erneut die operative Stärke unseres Geschäfts bewiesen: Wir haben unsere Erträge im Jahresvergleich behauptet, unseren Vorsteuergewinn trotz zusätzlicher Umbaukosten gesteigert und unser Nachhaltigkeitsziel für 2021 bereits übertroffen. Wir setzen nun alles daran, unsere Kosten weiter zu senken, ohne Abstriche bei unseren Kontrollen zu machen. Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für 2022 zu erreichen.“

Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Bei den Investoren herrscht indes noch kritisch: Das Problem: Die Kosten der Transformation sind noch hoch. Und sie führen bislang nicht zu steigenden Erträgen oder gar Gewinnen. Und der Nachsteuergewinn ist in den vergangenen Quartalen sogar zurückgegangen. Konzernchef Christian Sewing steht daher vor der Aufgabe, neue Ertrags- und Gewinnquellen zu identifizieren.

Dennoch seien laut Sewing 90 Prozent der bis Ende nächsten Jahres geplanten Kosten bereits verdaut. Den Großteil der verbleibenden Aufwendungen will das Management daher noch in diesem Jahr buchen. Die Belastungen, die dann noch 2022 anfallen können, werden somit reduziert, was den Druck auf die Gewinne nimmt, berichtet das Finanzmagazin Der Aktionär.

Autor: Tobias Daniel

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