Der Moderator: Wie Alexander Vollert die Axa Deutschland digital auf Vordermann bringt

Alexander Vollert ist ab dem 1.September der zweitwichtigste Deutsche bei der Axa Gruppe. Quelle: Axa Deutschland.

Berührungsängste kennt Alexander Vollert, seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Axa Deutschland, keine. Vollert, der soeben am 24. Juni seinen 52. Geburtstag gefeiert hat, ist auf allen Kanälen unterwegs um seine Botschaft zu verbreiten. Egal ob Branchenkongress, Pressetermin, Intranet, Print oder online in Business-Netzwerken: Unermüdlich wirbt der Manager für die „Digitale Transformation“.

„Als Vorstandsvorsitzender von Axa Deutschland fordere und fördere ich mehr Mut und Agilität für meine Teams, damit unsere grundlegende Transformation gelingen kann. Wir wollen als Versicherer relevant im Leben unserer Kunden sein, ihnen Sicherheit und Schutz vermitteln“, formuliert Vollert selbst seine Zielsetzung auf einschlägigen Businessportalen, wo er mit pointierten Beiträgen offensiv die Diskussion sucht und zahlreiche Kommentare erntet. Transparenz ist für Vollert, der auf eine geschlossene Bürotür verzichtet („Abschottung ist kontraproduktiv“) kein einfaches Schlagwort, sondern gelebte Praxis.

Angesichts der hochregulierten Versicherungswirtschaft bleibt der Branche gar keine andere Wahl als ihr „ungeheures Innovationspotenzial“ zu heben, ist sich Vollert sicher und weiter: „Jetzt kommt es aber auf Geschwindigkeit an. Es braucht dafür ein neues Denken innerhalb der Versicherungswirtschaft. Unser Weg ist es, kundenorientierteres Denken im gesamten Unternehmen konsequent zu fördern. Denn nur flexible, lernende Organisationen werden erfolgreich sein. Dabei gibt es keine Anleitung und keinen Lehrplan, der über Jahre identisch bleibt und den man abarbeiten könnte, um die perfekte Transformation zu vollziehen“. Neben Corporate Incubation setzt Axa unter Vollerts Führung klar auf eine Unternehmenskultur mit gelebten flachen Hierarchien und den sogenannten „New Way of Working“.

Außerdem: „Wir setzen alles daran, Mitarbeiter innerlich und äußerlich flexibler zu machen und zu motivieren, schneller Entscheidungen zu treffen, kundenorientierte Lösungen zu finden und bewusst die manchmal doch ausgetretenen Denkpfade der Branche zu verlassen“. All dies kostet mitunter viel Überzeugungskraft um die  „Lehmschichten“, wie Vollerts Vorgänger im Amt und heute Vorstandsvorsitzender der Axa S.A., Thomas Buberl es einmal ausdrückte, zu überwinden. Und dafür ist der große Kommunikator Vollert genau der richtige Mann. Wenn der Manager auf Podien, Konferenzen oder Sitzungen sein leicht dialektisch gefärbtes Wort ergreift, weiß sein Publikum sofort woran sie bei Vollert sind: freundlich, ja beinahe sympathisch im Ausdruck, führt er eloquent und faktensicher durch sein Programm, sodass am Ende die Zuhörer überzeugt sind, von der Person wie von dessen Agenda.

Vollert, der 1989 als Zwanzigjähriger an der Universität Karlsruhe ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens aufgenommen hatte und ab 1995 dortselbst als wissenschaftlicher Angestellter seine akademische Ausbildung 1999 mit der Promotion abschloss, hat sich erst relativ spät für die Versicherungswelt entschieden. Bevor er zur Allianz kam, war Alexander Vollert von 2000 bis 2005 zuerst als Berater und Projektmanager beim Unternehmensberater McKinsey & Company, Inc., München und von 2006 bis 2008 dort als Partner engagiert. Die nächsten Etappen auf der Karriereleiter erklomm Vollert mit zwei Stufen auf einmal: 2009 erfolgt sein Eintritt beim „Blauen Riesen“, Vollert wird Leiter der Betriebsorganisation der Allianz Deutschland AG um bereits zwei Jahre später im Range eines COO und ab 2014 zusätzlich auch für das Ressort Sachversicherung bei der Allianz Deutschland AG zu wirken.

Vorsitzender des Vorstandes der Allianz Versicherungs-AG in München wird Vollert dann im Jahr 2014 mit gerade einmal 44 Jahren. Das geht kaum schneller, aber für einen wendigen Geist, der sich immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung befindet, war auch diese Position nur eine kurze Zwischenstation, denn bereits nach zwei weiteren Jahren gewinnt Alexander Vollert noch mehr Verantwortung, nämlich als CEO der Axa in Deutschland. Es folgt der Umzug von der Isar an den Rhein und die Möglichkeit, endlich über alle Ressorts hinweg seine eigene Agenda umzusetzen. Gestählt als IT-Chef der Allianz, dort verantwortlich gewesen für 60.000 Computer, 1.300 Server und einem Datenvolumen von 20 Petabyte bei rund einer Milliarde Dokumenten im Archiv krempelt Vollert seit nunmehr fünf Jahren die französische Tochter der größten Rivalen auf dem europäischen Markt, Allianz und Axa eben, um.

Gleichzeitig muss Vollert aber auch die Risiken der Zukunft über den deutschen Tellerrand hinaus im Blick behalten: Neben Cyberrisiken, geopolitischer Instabilität, Umweltverschmutzung und sozialen und lokalen Konflikten dräuen die Risiken aus der Künstlichen Intelligenz, der Missbrauch neuer Technologien, volkswirtschaftliche Risiken und last but not least Pandemien. Deren Management scheint ihm auch zu gelingen, vor einem Jahr wurde Vollert vom führenden Magazin der Versicherungswirtschaft unter die Top Ten der besten Spitzenmanager in Deutschland gewählt. Doch Vollert hat noch viel Luft nach oben, denn derzeit muss er sich noch unterordnen und fügen, und zwar der Zentrale in Paris, die zwar erstmals von einem Deutschen geführt wird, aber eben den Himmel national begrenzt. Gut möglich, dass die Branche weiter von Vollert hören wird, egal ob als Vertreter der Axa oder woanders.

Autor: Alexander Kaspar

3 Kommentare

  • Wenn Herr Vollert COO-Chef der Allianz Deutschland AG gewesen ist, dann kann er nicht IT-Chef gewesen sein, das wäre der CIO. Bitte um präzisere Darstellung der Zusammenhänge. Danke.

  • Digitalisierung und Versicherung fühlt sich an wie Feuer und benzinriechendes Löschwasser. Schade das der Vermittlermarkt so Wirbel und Rückgratslos ist. Der Vertrieb sollte seine Aktivitäten einstellen. Das BaFin sollte sich die nicht besetzten Bestände nebenbei ansehen und gleichzeitig nachfragen wofür die Provisionsbeträge weiter einkalkuliert werden und dann sollten alle mal auf den Kriegsgewinner Clark und Check 24 hoffen. In der gesamten Versichererlandschaft geht in Minuten das Licht für immer aus. Eine fütternde Hand abzuschlagen macht nur Sinn, wenn nach der Völlerei der sofortige Tod einsetzt. Sonst könnte Leid eine längere Begleiterscheinung im Siechtum sein. Glaubt man nicht? Kann man glauben. Achtung! Lächeln nicht vergessen.

  • seit 1945 habe ich Methoden erlebt, die gescheitert sind, weil auch weiterhin der Mensch zum Verkauf von Versicherungen notwendig sein wird . KI und Digitales bringen doch nicht den notwendigen erhöhten Umsatz, weil die Schadenquoten hoch bleiben werden .

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