Branchenpuls: Fusion, MLP, Lebensversicherer, Arbeitsunfälle

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die erste Hitzewelle dieses Sommers ist in den vergangenen Tagen über Deutschland gerollt – mit allen meteorologischen Folgewirkungen. Dabei könnten die Fusionspläne von Aon und Willis Towers Watson in den kommenden Wochen in ihre heiße Phase kommen.

Was bisher geschah …

Aktuell erfolgt die Prüfung durch die EU-Fusionskontrolle. Der Europaabgeordnete Markus Ferber verwies in einem Schreiben vom Mai mit Blick auf den Verkauf von Unternehmensteilen an Arthur J. Gallagher & Co. auf Wettbewerbsnachteile für Europa. Nun äußerte sich Margrethe Vestager, Exekutivpräsidentin der Europäischen Kommission, in einem internen Brief, der VWheute vorliegt, zur Sachlage. Kommt es zum Umdenken? Rund 1.500 Leser haben sich Anfang letzter Woche damit beschäftigt – und zum Topthema der Woche gemacht.

Wie es um die politische Zukunft des deutschen Gesundheitssystems bestellt ist, war letzte Woche auch ein Schwerpunkt der diesjährigen PKV-Verbandstagung. Die wettern – wie eigentlich bei jeder Gelegenheit – mal wieder gegen den „alten Hut“ der Bürgerversicherung.

Auch der Bundesvorsitzende des dbb Beamtenbund und Tarifunion, Ulrich Silberbach, hält die Bürgerversicherung für den falschen Weg. Es gebe damit keine Gerechtigkeit in der Versorgung, zudem würde der Fortschritt gebremst. Wer an die private Absicherung der Beamten heranwolle, würde eine rote Linie überschreiten. Das Ansinnen von Bündnis 90/Die Grünen, die laut Wahlprogramm die PKV nicht abschaffen, sie aber zwingen will, in den Gesundheitsfonds der GKV einzuzahlen, hält er für einen „Angriff auf die Beamten“, da sie dann doppelt zahlen müssten.

„Über all die Jahre galt und gilt es bei manchen als schick, bereits die Existenzberechtigung der Privaten Krankenversicherung in Zweifel zu ziehen und ihre Abschaffung zu fordern. Heute wie damals weisen wir mit Nachdruck darauf hin: Die gute Ausstattung des deutschen Gesundheitssystems, die Vielfalt an moderner Diagnostik, an neuen Behandlungsmöglichkeiten, an Forschung – das alles wäre ohne die PKV niemals möglich.

Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka

Debeka-Vorstandschef Thomas Brahm ist sich jedenfalls „sicher: Die PKV bleibt, aber sie bleibt anders.“ „Die gute Ausstattung des deutschen Gesundheitssystems, die Vielfalt an moderner Diagnostik, an neuen Behandlungsmöglichkeiten, an Forschung – das alles wäre ohne die PKV niemals möglich. Denn trotz ihrer im Vergleich zur GKV überschaubaren Mitgliederzahlen leisten die Privaten einen weit überproportionalen Anteil zur Finanzierung des gesamten Systems. Viele Business- und Investitionspläne, Therapiepläne und Finanzierungen würden auf der Stelle kollabieren, wenn es morgen keine PKV mehr gäbe“, lautet seine These.

Was diese Woche jeder wissen muss

Wie es um die Zukunft der deutschen Lebensversicherer indes bestellt ist, wird sich im Rahmen eines BdV-Pressegespräches am kommenden Donnerstag zeigen: Bereits zum fünften Mal veröffentlichen die deutschen Versicherungsunternehmen ihre Solvabilitätsberichte und geben damit Aufschluss darüber, wie zukunftsfähig sie aufgestellt sind, wie sie sich finanziell darstellen und mit welchen Kennzahlen sie aufwarten. Der BdV hat die Berichte der deutschen Lebensversicherer gemeinsam mit dem Analysten Carsten Zielke (Zielke Research Consult GmbH) erneut einer genauen Prüfung unterzogen. Die Ergebnisse liegen nun vor und sollen im Rahmen eines Pressegespräches vorgestellt werden. Darüber hinaus wurden erstmals auch die jeweils zehn größten Lebensversicherer aus Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden gemeinsam mit BETTER FINANCE analysiert.

Die Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer liegen im Schnitt bei knapp 390 Prozent und damit knapp zehn Prozent unter dem Vorjahr. 17 Gesellschaften befinden sich jetzt in „enger Manndeckung“ der Bafin. Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Policen Direkt hervor. Laut Franke & Bornberg konnten die Lebensversicherer jedoch ihre Kapitalausstattung erneut nicht ausbauen, sondern verlieren deutlich. Auch die privaten Krankenversicherer verzeichnen rückläufige Bedeckungsquoten.

„Wir haben auch im Auftaktquartal den positiven Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt und sind mit dem Jahresstart sehr zufrieden. Erfolgsentscheidend ist und bleibt gerade in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Umfeld die enge Betreuung unserer Kunden in allen Teilen der MLP Gruppe. Auch im Gesamtjahr werden wir entschlossen die Chancen nutzen, die unsere Märkte bieten.“

Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP SE

Ebenfalls am Donnerstag lädt auch MLP zu seiner Jahreshauptversammlung ein. So ist der Finanzdienstleister gut in das Geschäftsjahr 2021 gekommen. Dabei erzielten die Wieslocher ein vorläufiges Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von knapp 22 Mio. Euro (Q1 2021). Dieser Wert liegt deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres (Q1 2020: 10,7 Mio. Euro). Allerdings scheinen MLP und die Bürgerbewegung Finanzwende in diesem Leben keine Freunde mehr zu werden. Damit die Wieslocher das nicht vergessen, hat die Bürgerbewegung ihre Kritik am Hochschulprogramm des Finanzdienstleisters mit einem Kurzreport erneuert.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Die Versicherer derweil setzen ihre Impfkampagnen für ihre Mitarbeiter weiter fort. Allein beim Volkswohl Bund haben sich diese Woche bereits 210 MitarbeiterInnen sowie deren Ehe- und Lebenspartner gegen Corona impfen lassen. In drei bis sechs Wochen sollen dann die Zweitimpfungen erfolgen. Auch die VPV hat in dieser Woche 118 Mitarbeiter und Vermittler gegen Covid-19 impfen lassen.

„Es profitieren nicht nur unsere Mitarbeiter davon. Als Unternehmen leisten wir mit der betrieblichen Impfung auch einen kleinen Beitrag, um Arztpraxen und Impfzentren zu entlasten.“

Stephan Tocholski, Personalchef beim Volkswohl Bund

Die veränderten Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie haben die Zahl der Unfälle bei der Arbeit auf ein Allzeittief gesenkt. Stark gestiegen ist hingegen die Zahl der gemeldeten Berufskrankheiten. Das geht aus den Kennzahlen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen für das Jahr 2020 hervor, die ihr Verband, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), heute veröffentlicht hat.

Laut einer aktuellen Statistik sank die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle von 871.547 im Jahr 2019 auf 760.492 im Jahr 2020. Das ist ein Rückgang um fast 13 Prozent. Die Zahl der meldepflichtigen Wegeunfälle ging um rund 18 Prozent auf 152.823 zurück. Noch stärker sanken die Zahlen in der Schüler-Unfallversicherung. Gab es 2019 noch 1.176.664 Schulunfälle, so waren es 2020 noch 691.284. Das entspricht einem Rückgang um gut 41 Prozent. Die Zahl der Schulwegunfälle ging um 34 Prozent zurück auf insgesamt 71.764.

„Homeoffice, Homeschooling, eingeschränkte Mobilität – die Kennzahlen 2020 der gesetzlichen Unfallversicherung sind ein Abbild des Alltags während der Pandemie.“

Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)

Allerdings erhielten die Unfallversicherungsträger im letzten Jahr insgesamt 106.491 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit, fast 33 Prozent mehr als im Vorjahr. 30.329 dieser Anzeigen wurden im Zusammenhang mit einer Erkrankung an Covid-19 gestellt. 101.206 Verdachtsanzeigen wurden im Jahr 2020 entschieden (plus 29 Prozent). In 52.956 Fällen wurde das Vorliegen einer Berufskrankheit bestätigt (plus 50 Prozent). Davon wurde in 37.181 Fällen eine Berufskrankheit anerkannt, dies entspricht einem Anstieg von über 100 Prozent im Vergleich zu 2019. Von den Verdachtsanzeigen auf Covid-19 wurden bis zum Jahresende 18.065 anerkannt, ein Teil der Anzeigen wird weiter im laufenden Jahr 2021 bearbeitet. Im Jahr 2020 starben insgesamt 2.380 Menschen infolge einer Berufskrankheit, das sind 175 weniger als 2019.

Bleibt zum Schluss natürlich noch der obligatorische Blick auf den Fußball: Gleich am zweiten Tag sorgten die Bilder um den dänischen Star Christian Eriksen länderübergreifend für einen Schockmoment bei Zuschauern, Fans und Spielern selbst. Da rückt die Frage, wer sich am Ende mit dem EM-Titel schmücken kann, zweifelsohne weit in den Hintergrund.

Quelle: Statista

Einer hat sich beim diesjährigen Turnier bereits eine Krone aufgesetzt: Bei seiner fünften EM-Teilnahme hat Cristiano Ronaldo mit seinen beiden Treffern den bisherigen Rekordhalter Michel Platini nun endlich überholt. Neben Antoine Griezmann und Zlatan Ibrahimovic ist der portugiesische Superstar der einzige aktive Spieler in den Top 10 der Torschützenliste. Auch die beiden erstgenannten haben die Möglichkeit den Rekord zu brechen. Griezmann ist amtierender EM-Torschützenkönig – bei der letzten Europameisterschaft 2016 netzte der Franzose sechsmal ein und gewann den goldenen Schuh. Sollte ihm das dieses Jahr wieder gelingen, könnte er sich an die Spitze befördern. Die besten EM-Knipser der deutschen Nationalelf sind übrigens Mario Gómez und Jürgen Klinsmann mit jeweils fünf Treffern.

Autor: Tobias Daniel

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