Lockt MLP Studenten in Verkaufsgespräche? Finanzwende legt im Dauerstreit nach

Ist auf den Campus Platz für MLP und Co.? Bild: Universitäts-Bibliothek. Bild von Andrew Tan auf Pixabay.

Finanzwende und MLP werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Damit die Wieslocher das nicht vergessen, hat die Bürgerbewegung ihre Kritik am Hochschulprogramm des Finanzdienstleisters mit einem Kurzreport erneuert.

Im Grunde dreht sich die Debatte um die Frage, ob und wie ein Finanzdienstleister wie MLP in den Universitäten präsent sein darf. Ein Komplettverbot von MLP-Vermittlern auf dem Campus fordert Finanzwende, MLP will seine Arbeit dort fortsetzen. Bei der Präsentation der MLP-Zahlen erklärte CEO Uwe Schroeder-Wildberg, dass Finanzwende eine „faktenlose Kampagne“ gegen MLP fahre.

Genützt hat es wenig, Finanzwende legt mit einem „Kurzreport“ nach. Der Wieslocher Finanzvermittler würde sich über Karrierezentren, Institute und Fachschaften Zugang zu Studierenden verschaffen und sie so in „Verkaufsgespräche locken“.  Die Karrierezentren der Universitäten gelten schon länger „als beliebtes Einfallstor für MLP“. Wenn der Finanzvermittler dort auf ein „Nein“ treffe, versuche er es weiter an Instituten und bei Fachschaften.

Lena Blanken, Leiterin Kampagnen bei Finanzwende, sagt dazu: „Finanzvermittler müssen endlich runter vom Campus. MLP und Co. haben ein offenkundiges Verkaufsinteresse, das hinter dem vermeintlichen Lehrangebot steht. Indem Hochschulen dem Finanzkonzern Tür und Tor öffnen, verleiht sich MLP einen seriösen Anstrich.“

MLP hat unter anderem Kooperationen mit Universitäten in Städten wie Mannheim, Heidelberg, Köln und Chemnitz geschlossen und bietet dort Kurse über die offiziellen Webseiten der Career Center an. Sie dienen dem Unternehmen letztlich zum Verkauf von Finanzprodukten wie etwa Renten- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen, sagt Finanzwende.

Nach der Recherche von Finanzwende baue MLP zudem Kooperationen mit einzelnen Instituten auf, etwa dem für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Rostock, „wenn der Zugang über die Career Center nicht möglich ist“.

Dunkle Wege?

Fachschaften sind ein „weiteres Einfalltor“ für MLP. Unterfinanzierten und wenig sensibilisierten Fachschaften nimmt der Konzern beispielsweise aufwendige Services wie die Koordination von Examensprotokollen im Fach Jura ab, beispielsweise in Leipzig.

MLP plant das Hochschulgeschäft noch weiter auszubauen. Die Zahl der Vertriebler, die über Hochschulen und Universitäten Kundenakquise betreiben, steigerte MLP von 150 im Jahr 2017 auf 440 gegen Ende des Jahres 2020. Bis 2022 solle die Zahl auf „600“ steigen. Ein Fan davon ist Finanzwende nicht. „Unis und Hochschulen dürfen keine vorgelagerte Verkaufsplattform für MLP sein. Die öffentliche Infrastruktur einer Bildungsstätte sollte nicht für solche Aktivitäten genutzt werden“, erklärt Blanken.

Dass manche Hochschulen offenbar unkritisch derartige Kooperationen eingehen, gehe zulasten der wissenschaftlichen Unabhängigkeit der Lehre und zulasten der Studierenden, die sich im Vertrauen auf ihre Hochschule auf den Finanzvermittler einlassen würden.

Da sagt MLP

Die Wieslocher haben eine andere Sicht auf die Dinge. Gegen den Kopplungsvorwurf wurde im Januar eine Untersuchung in Auftrag gegeben. „Wir haben die Studie in Auftrag gegeben, damit die oft sehr verkürzte und dadurch nicht sachgerechte Diskussion über die Kopplung von Basisrente und Berufsunfähigkeitsschutz nun auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten geführt werden kann.“ Pauschale Ablehnungen gekoppelter Lösungen seien nicht haltbar – genau das würden die Berechnungen des ifa-Instituts zeigen.“

Zu den Vorwürfen bezüglich des Uni-Engagements verweist das Unternehmen auf ein früheres Statement. Darin heißt es unter anderem: „Die von der selbsternannten Bürgerbewegung heute erhobenen Vorwürfe sind weder substanzhaltig noch neu. Vielmehr versucht Finanzwende hier wiederholt mit dem Mittel der Skandalisierung die anscheinend dringend benötigte Aufmerksamkeit für sich und die eigene Mitgliedergewinnung zu erreichen.“

Es gäbe keinen wesentlichen Ansatzpunkt, den Finanzwende nicht bereits mit den Veröffentlichungen zu Jahresbeginn genannt hatte. Erstaunlich sei, dass nach längerer Zeit des Schweigens „dieser kalte Kaffee nun wieder aufgewärmt wird“.

Eine der betroffenen Universitäten hatte sich im Verlauf des Streites ebenfalls geäußert: „Die Goethe-Universität (Frankfurt) versteht sich als Teil der Bürgergesellschaft. Dazu gehören auch Kooperationen mit externen Partnern wie Verbänden, Gesellschaften, Stiftungen, Vereinen und auch Unternehmen. Bei jeder dieser Kooperationen wird zuvor geprüft, ob diese sich mit dem Leitbild der Universität und dem Stifterkodex vereinbaren lassen. Danach gehört es zu den Grundsätzen der Goethe-Universität, in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen insbesondere darauf zu achten, dass die Freiheit von Forschung und Lehre gewahrt bleibt. MLP respektiert und akzeptiert diese universitären Compliance-Regeln.“

Autor: Maximilian Volz

Links: Den Kurzreport von Finanzwende finden Sie unter dem folgenden Link. Die MLP-Studie zur Kopplung finden Sie hier.