Kommt es zur Wende in den Fusionsplänen um Aon und Willis Towers Watson?

Die EU-Kommission in Brüssel, Quelle: Jai79/ Pixabay

Der Zusammenschluss von Aon und Willis Towers Watson rückt näher. Grünes Licht soll Anfang August kommen. Aktuell erfolgt die Prüfung durch die EU-Fusionskontrolle. Der Europaabgeordnete Markus Ferber verwies in einem Schreiben vom Mai mit Blick auf den Verkauf von Unternehmensteilen an Arthur J. Gallagher & Co. auf Wettbewerbsnachteile für Europa. Nun äußerte sich Margrethe Vestager, Exekutivpräsidenten der Europäischen Kommission, in einem internen Brief, der VWheute vorliegt, zur Sachlage. Kommt es zum Umdenken?

Vor rund einem Monat warnte Ferber, dass sich durch die Veräußerung von Firmenanteilen an den US-amerikanischen Akteur Arthur J. Gallagher & Co. die Marktkonzentration bei vielen Finanz- und Versicherungsdienstleistern weiter erhöhe, da eines der größten Unternehmen in diesem Bereich gestärkt werde. „Zum anderen würde dieser Schritt einen Ausverkauf europäischer Unternehmen an US-amerikanische Konkurrenten darstellen, was nicht im strategischen europäischen Interesse sein kann.“

EU-Abgeordneter Markus Ferber, Quelle: www.Markus-ferber.de

Ferber appellierte an die EU-Kommission bei den strukturellen Auflagen im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens darauf zu achten, dass vorzugsweise europäische Unternehmen zum Zuge kommen. Seine Worte haben in EU-Kreisen Gewicht. Der Politiker ist seit 1994 Mitglied des Europäischen Parlaments und gilt als einflussreich und bestens vernetzt.

Analyse unabhängig von Nationalität potenzieller Käufer

Nun meldete sich Margrethe Vestager, Exekutivpräsidenten der Kommission und EU-Wettbewerbskommissarin, im heiß diskutierten Branchenthema zu Wort. Sie weist diplomatisch darauf hin, dass es das wesentliche Ziel von Abhilfemaßnahmen sei, wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen, zu denen ein Zusammenschluss Anlass gebe.

„Mögliche Erwerber des zu veräußernden Geschäfts werden dabei von den anmeldenden Unternehmen zur Zustimmung der Kommission vorgeschlagen. Die Kommission prüft die Eignung vorgeschlagener Erwerber anhand einer Reihe transparenter Kriterien, einschließlich ihrer Finanzstärke, Marktkenntnisse sowie Kapazität, die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit des zu veräußernden Geschäfts zu erhalten.“

Margrethe Vestager, EU-Wettbewerbskommissarin, Quelle: EU-Kommission

Im Rahmen der Genehmigung des Erwerbers berücksichtigt die Kommission zudem, ob durch die Abhilfemaßnahme ihrerseits Wettbewerbsprobleme in den relevanten Märkten entstehen. Das könnte im Fall von Aon und Towers Wills Watson durchaus der Fall sein. Allerdings analysiert die EU hier unabhängig von der Nationalität des potenziellen Erwerbers.

Dem EU-Abgeordneten und potenziellen europäischen Kaufinteressenten stößt das sauer auf. „Mit ihrer völlig dogmatischen Vorgehensweise bei der Fusionskontrolle erweist die Kommission der europäischen Wirtschaft mal wieder einen Bärendienst“, kritisiert Ferber. „Die Kommission hat in diesen Verfahren einen erheblichen Ermessensspielraum. Es wäre nicht zu viel erwartet, dass sie diesen Ermessensspielraum dazu nutzt, europäische Unternehmen zu stärken und nicht ihre internationalen Wettbewerber. Im Kleinen zeigt dieses Fusionskontrollverfahren sehr anschaulich, was im europäischen Wettbewerbsrecht alles falsch läuft.“

Indes sorgt der Deal national und international für große Umwälzungen am Markt. Zuletzt wurde etwa bekannt, dass das britische Beratungshaus für betriebliche Altersversorgung Lane Clark & Peacock LLP (LCP) einen festgelegten Vertrag unterschrieben hat, um das deutsche Pensionsberatungsgeschäft mit Versicherungsvermittlung, Pensionsplanverwaltung und Investment Consulting von Aon zu übernehmen.

Für großes Aufsehen sorgte auch das 3,57 Mrd. Dollar schwere Paket mit Arthur J. Gallagher. VWheute berichtete ausführlich.

Autor: Michael Stanczyk