Branchenpuls: Arbeitgeber, Ombudsmann, Commerzbank

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Branche selbst wirbt für sich als Arbeitgeber vor allem mit den Faktoren Sicherheit, wettbewerbsfähiger Vergütung, Ausgleich zwischen Arbeit und Beruf sowie einer generell hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Wichtige Punkte im sogenannten War for Talents. Trotzdem tun sich die Versicherer schwer in diesem Kampf. Doch wie attraktiv sind die Versicherer?

Was bisher geschah …

Die Branche selbst wirbt für sich als Arbeitgeber vor allem mit den Faktoren Sicherheit, wettbewerbsfähiger Vergütung, Ausgleich zwischen Arbeit und Beruf sowie einer generell hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Wichtige Punkte im sogenannten War for Talents. Trotzdem tun sich die Versicherer schwer in diesem Kampf.

Im großen Leistungsranking der Versicherungswirtschaft geht die Redaktion unter anderem folgenden Fragen nach: Wie sieht es im Innenraum wirklich aus? Was sagen die Mitarbeiter? Halten die Unternehmen immer, was sie versprechen? Mit mehr als 1.200 Klicks waren die ersten vier Analysen dazu das Topthema der letzten Tage.

Die Performance der Versicherer drückt sich allerdings nicht nur im Werben um die besten Köpfe aus – am Ende zählen auch die nackten Zahlen. Jüngstes Beispiel: Für den Arag-Konzern lief es 2020 besser als im Dezember prognostiziert und dies setzte sich mit dem eigenen Bekunden nach „historisch besten Jahresbeginn“ 2021 fort. In der Bilanzpressekonferenz sprach sich Vorstandssprecher Renko Dirksen auch für eine weitgehende Liberalisierung der außergerichtlichen Rechtsberatung aus.

„Die Allianz ist mit hervorragenden Ergebnissen über alle Geschäftsbereiche hinweg in das Jahr gestartet. Das ist ein ermutigender Auftakt für 2021 und macht uns zuversichtlich, unsere für das Jahr 2021 gesteckten Ziele zu erreichen.

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE

Pünktlich zu Christi Himmelfahrt haben auch eine ganze Reihe Versicherer und Finanzdienstleister einen Einblick in ihren Jahresstart 2021 gegeben. Und der scheint offensichtlich recht positiv ausgefallen zu sein. Allen voran glänzen die Allianz und der Schweizer Versicherer Zurich sowie die W&W-Gruppe mit einem deutlichen Gewinnplus im ersten Quartal. Und die Deutsche Familienversicherung gibt sich weiterhin zielstrebig, ihre ehrgeizigen Ziele in die Tat umzusetzen.

Was diese Woche jeder wissen muss

Eine Bilanz ihrer Performance für 2020 legt am morgigen Dienstag um 10 Uhr auch die Versicherungsgruppe Badische Versicherungen (BGV) vor. Natürlich hat auch die Pandemie ihre Spuren beim Karlsruher Versicherer hinterlassen. Konkrete Prognosen wollte Vorstandschef Edgar Bohn jüngst im VWheute-Interview zwar nicht wagen: „Wir gehen aber von einem moderaten Wachstum aus, vor allem im Privatkundengeschäft. Hier werden wir im Mai mit neuen Versicherungsangeboten speziell für Familien an den Start gehen. Hinzu kommt ein naturgemäß geringeres Schadenvolumen in der Kfz-Versicherung, solange die Corona-Einschränkungen anhalten. Auf der anderen Seite haben wir es weiterhin mit – trotz leichter Steigerung – niedrigen Zinsen sowie insgesamt unsicheren Finanzmärkten zu tun.“

„Der Rechtsschutzmarkt ist sehr umkämpft. Stichworte dazu sind Immobilienkredite, die zum Leidwesen der Banken massenhaft widerrufen werden, um in der Niedrigzinsphase bessere Konditionen zu erreichen, der andauernde Diesel-Abgasskandal oder die aktuelle Erhöhung der Anwalts- und Gerichtskostengebühren durch das Kostenrechtsänderungsgesetz. Aber natürlich auch Corona: Gerade beim ersten Lockdown war der Beratungsbedarf unserer Kunden sehr hoch. Stornierte Reisen und Veranstaltungen, vor allem aber Kurzarbeit waren die Themen.“

Edgar Bohn, Vorstandsvorsitzender der Versicherungsgruppe Badische Versicherungen (BGV)

Inwieweit die Versicherten mit der Performance ihres jeweiligen Versicherungsunternehmens zufrieden sind, wird die Jahresbilanz 2020 des Versicherungsombudsmannes am kommenden Donnerstag zeigen. Laut jüngstem Geschäftsbericht ist das Beschwerdeaufkommen in der Versicherungsbranche im letzten Jahr auf 17.413 (2019: 16.928) gestiegen. Dennoch sei die „Bereit­schaft, ent­täusch­ten Kun­den entgegenzukommen, erfreu­lich aus­ge­prägt“, konstatiert Wilhelm Schluckebier.

„Was ich aber jetzt schon sagen kann: Die Anzahl der neu eingegangen Beschwerden, für die wir zuständig sind – nämlich insgesamt 14.102 –, liegt trotz eines Anstiegs im Rahmen der üblichen Schwankungsbreiten. 2018 und 2019 hatten wir leichte Rückgänge zu verzeichnen. Davor wiederum gab es Jahre mit stärkeren Anstiegen. Mit anderen Worten: Da ist nichts erstaunlich. Und angesichts von rund 400 Millionen Versicherungsverträgen in Deutschland kann man wohl kaum von einer generellen Unzufriedenheit der Kunden sprechen.“

Wilhelm Schluckebier, Versicherungsombudsmann

Bei den privaten Krankenversicherern ist die Gesamtzahl (5.906) der Beschwerden 2020 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2019: 5.953) und liegt deutlich unter dem Mittelwert für die Jahre 2010 bis 2020 von 6.223 Antragseingängen jährlich. In den weitaus meisten Fällen (85,9 Prozent) erfüllten die Anträge die Vorgaben der Schlichtungsstelle; sie leitete also ein Verfahren ein.

Die Finanzaufsicht Bafin bearbeitete 2020 insgesamt 8.216 Beschwerden (2019: 7.851). Am häufigsten monierten die Verbraucher demnach die Art der Schadenbearbeitung oder die Höhe der Versicherungsleistung. Etwa 200 Eingaben gab es im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, berichtete jüngst die Deutsche Presseagentur (dpa), der die aktuellen Daten vorliegen. Im Mittelpunkt der Beschwerden standen laut Statistik vor allem die Reiserücktritts- oder Betriebsschließungsversicherungen.

Weiterhin wichtig: Am Mittwoch lädt die Finanzaufsicht Bafin zu ihrer Jahresbilanz für 2020 ein. Im Mittelpunkt dürften dabei auch die Folgen des Wirecard-Skandals stehen – mit den entsprechenden personellen Konsequenzen.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Überraschend gut performt hat zum Jahresbeginn 2021 die Commerzbank: Nach einem Verlust in Milliardenhöhe im Jahr 2020 ist Deutschlands zweitgrößtes Kreditinstitut mit einem satten Gewinn in das laufende Jahr gestartet. So stiegen die Erträge im ersten Quartal 2021 um 35 Prozent auf 2,49 Mrd. Euro (Q1 2020: 1,85 Mrd. Euro). Zudem verbuchte das Bankhaus in den ersten drei Monaten einen Gewinn von 133 Mio. Euro nach einem Verlust von 291 Mio. Euro vor Jahresfrist. Analysten hatten im Auftaktquartal im Schnitt noch einen Verlust von 131 Mio. Euro erwartet. 

„Wir haben bereits nach wenigen Monaten bedeutende Meilensteine unserer Transformation erreicht und wichtige strategische Projekte in allen Teilen des Konzerns auf den Weg gebracht. Diese Projekte setzen wir jetzt konsequent um. Die Einigung mit den Arbeitnehmergremien auf den Rahmen für den erforderlichen Stellenabbau ist dabei ein entscheidender Schritt. Nach dem sehr guten Jahresauftakt blicken wir trotz der anhaltenden Pandemie zuversichtlich nach vorn.“

Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank

Vorstandschef Manfred Knof will das Unternehmen in den kommenden Jahren grundlegend umbauen. Bis 2024 sollen weltweit insgesamt 10.000 Stellen gestrichen werden – da das Institut parallel aber 2.500 neue Jobs schaffen will, fallen unter dem Strich „nur“ 7.500 Jobs weg. Der ehemalige Allianz-Manager kalkuliert für den Umbau der Commerzbank mehr als zwei Mrd. Euro ein. Davon wurden Unternehmensangaben zufolge gut 900 Mio. Euro bereits in den vergangenen beiden Geschäftsjahren gebucht.

Für das erste Quartal 2021 hatte die Bank Anfang April die Bildung von weiteren Rückstellungen in Höhe von rund 470 Millionen Euro angekündigt. Diese sind unter anderem für ein Freiwilligenprogramm vorgesehen. Mitarbeiter, die dieses Angebot nutzen, verlassen die Bank spätestens zum Jahresende 2021. Daher würden die Einsparungen bereits vom kommenden Jahr an wirksam werden. Die verbleibenden Aufwendungen für den Personalabbau werden im zweiten Quartal 2021 gebucht, heißt es weiter.

Zudem sei vorgesehen, dass die Bank im Jahr 2023 den Stand des vereinbarten Abbaus prüft. Sollte sie dann feststellen, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, sprechen Bank und Arbeitnehmergremien im ersten Quartal 2023 über erforderliche weitere Schritte. Dazu würden auch kollektive Arbeitszeitverkürzung oder betriebsbedingte Kündigungen als letztes Mittel gehören.

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

17.05.2021: Der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie ging von Louis-George Tin aus, der heute der französischen Sektion der International Lesbian and Gay Association vorsteht. An diesem Tag sollen internationale Aktivitäten koordiniert sowie Respekt für Lesben und Schwule eingefordert werden. 1990 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an diesem Tag Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel gestrichen.

23./24.05.2021: An Pfingsten feiern die Christen das Wunder der Aussendung des Heiligen Geistes auf die zwölf Apostel. Die Kirchengemeinden zelebrieren das Fest im Gottesdienst mit eigenen Pfingstliedern und -gebeten sowie der anschließenden Pfingstprozession. Dabei wird der Heilige Geist zu Pfingsten traditionell als Flamme oder Feuerzunge dargestellt. Die Weiße Taube gilt dabei ebenfalls als geläufiges Symbol für den Heiligen Geist.

Bereits Anfang vergangener Woche hatte sich die Commerzbank mit den Arbeitnehmergremien auf einen Rahmeninteressenausgleich und einen Rahmensozialplan für die AG Inland geeinigt. Die verbindlichen Vereinbarungen bilden die Grundlage für einen möglichst sozialverträglichen Stellenabbau im Rahmen der im Februar dieses Jahres beschlossenen „Strategie 2024“. Den Abbau will das Kreditinstitut vor allem über Altersregelungen, wie Altersteilzeit oder Vorruhestand umsetzen. Im Zuge dessen hat sie die Vorruhestandsregelung auf sieben Jahre ausgeweitet.

„Uns ist es wichtig, die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen zu berücksichtigen. Sowohl die Interessen derer, die in der Bank bleiben, als auch die der Kolleginnen und Kollegen, die die Bank verlassen. So ein Schritt geht nur mit einer sozialverträglichen Gestaltung des Abbaus. Mit den getroffenen Vereinbarungen sind wir auf einem guten Weg und werden dies in den weiteren Verhandlungen ausbauen.“

Uwe Tschäge, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Commerzbank

Für die über der ursprünglichen Planung ausgeweiteten Altersregelungen sieht die Bank zusätzliche Restrukturierungsaufwendungen von rund 225 Mio. Euro vor. „Dieses Geld ist gut investiert, denn es erhöht unsere Planungssicherheit bei der Umsetzung des Stellenabbaus. Wir haben intensiv verhandelt und ein Ergebnis erzielt, mit dem wir die Transformation zügig weiter vorantreiben können. Ich danke allen Beteiligten für die trotz aller Interessenunterschiede konstruktive Zusammenarbeit“, betonte Knof. „Wir haben für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Lösungen gefunden, die fair, verständlich und sozialverträglich sind. Interessenausgleich und Sozialplan bilden den Rahmen, um die Verhandlungen bis zum Jahresende abschließen zu können“, ergänzte Personalvorständin Sabine Schmittroth.

Quelle: Statista

Bei den deutschen Bankkunden genießt die Commerzbank jedenfalls bislang noch großes Vertrauen. Laut Statista Global Consumer Survey haben acht Prozent der befragten Menschen in Deutschland dort ihr hauptsächlich genutztes Konto. Damit liegt das Kreditinstitut derzeit auf Rang drei. Zum Vergleich: Nur die Sparkasse (37 Prozent) und die Volksbanken Raiffeisenbanken (13 Prozent) kommen auf einen zweistelligen Anteil. Die Deutsche Bank landet mit einem Anteil von sechs Prozent nur auf Rang fünf.

Autor: Tobias Daniel

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