Arag profitiert trotz zusätzlicher Schadenfälle von der Krise
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Arag-Tower in Düsseldorf. Quelle: Arag

Für den Arag-Konzern lief es 2020 besser als im Dezember prognostiziert und dies setzte sich mit dem eigenen Bekunden nach „historisch besten Jahresbeginn“ 2021 fort. In der Bilanzpressekonferenz sprach sich Vorstandssprecher Renko Dirksen für eine weitgehende Liberalisierung der außergerichtlichen Rechtsberatung aus.

Der akute Unterstützungsbedarf in der Pandemiekrise habe „eindrucksvoll“ das Interesse der Verbraucher an niedrigschwelligen Rechts-Services bewiesen. „Es ist an der Zeit, den Markt der Rechtsdienstleistungen in Deutschland mit zeitgemäßen Rechtsvorschriften auszustatten. Die im europäischen Vergleich anachronistische Schlechterstellung von deutschen Verbrauchern durch unnötige Monopole muss beendet werden“, sagte er.

Aktuell wird die Reform des Rechtsdienstleistungsgesetztes (RDG) diskutiert, womit sich Legal-Tech-Anbieter als Inkassodienstleister registrieren lassen und dann Rechtsdienste erbringen können. Der Düsseldorfer Familienkonzern ist unter anderem mit der Tochter Justix GmbH im“Legal Service“ in Deutschland und im europäischen Ausland aktiv, aber auch über Partnerschaften mit verschiedenen Dienstleistern.

„Das ist erst der Anfang eines Feuerwerks“ entsprechender Rechtsservices, so Dirksen. Die Arag könne die gesamte Wertschöpfungskette von der ersten rechtlichen Orientierung bis hin zur gerichtlichen Rechtsdurchsetzung anbietecn, die direkt mit digitalen Services verknüpft werden könnten. „Hier kann ein echtes digitales Ökosystem entstehen“, so der Vorstandssprecher. „Wir glauben, dass es entstehen wird, nicht, dass wir es orchestrieren werden oder wollen.“

Auch „After the event“-Schutz werde in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Arag bietet bereits für bestimmte Fälle im Verkehrs- sowie im Mietrechtsschutz Rückwärtsdeckungen. „Das ist ein Wachstumsfeld mit vielen Möglichkeiten“, sagte Vertriebsvorstand Matthias Maslaton.

Im ersten Quartal 2021 sind die Beiträge um 7,4 Prozent auf 575,8 Mio. Euro gestiegen. Im deutschen Markt betrug das 7,3 Prozent. Wachstumstreiber waren der Rechtsschutz mit einem Zuwachs von 6,9 Prozent und die Krankenversicherung mit 11,3 Prozent. International betrug das Plus 8,5 Prozent. Eine Prognose für 2021 wurde nicht abgegeben. Pandemiebedingt sei die Schadenentwicklung „lebhaft“, so Vorstand Hanno Petersen. Im Zusammenhang mit Covid-19 standen 2020 rund 33.000 Rechtsfälle mit einem Schadenvolumen von rund 20 Mio. Euro – davon etwa 19.000 deutsche Fälle mit elf Mio. Euro. Aktuell gebe es rund zehn Prozent mehr Schäden, wobei man bisher weder im Arbeitsrecht, noch im Zusammenhang mit Insolvenzen eine „Welle“ beobachte, so Petersen.

2020 fiel für den Konzern mit einem Beitragsplus von 4,8 Prozent auf 1,85 Mrd. Euro etwas stärker aus als im Dezember prognostiziert. Dabei wuchs das deutsche Geschäft um 6,1 Prozent auf 1,09 Mrd. Euro. Wachstumstreiber waren der Rechtsschutz und neue Tarife in der Krankheitskostenvollversicherung. Das internationale Geschäft wuchs nur moderat um drei Prozent, weil das Reiseschutzbriefgeschäft in Spanien pandemiebedingt 40 Prozent weniger Einnahmen erzielte. Alle Konzernsegmente lieferten positive Ergebnisbeiträge. Die Combined Ratio wird mit 87,6 Prozent (2019: 88,7 Prozent) angegeben. Die Verbesserung stammt aus dem Schadenbereich. Die Kosten stiegen um neun Prozent auf 673,9 Mio. Euro, was mit Provisionsaufwendungen sowie Investitionen in das „ARAG Smart Insurer Programm“ begründet wird.

Versicherungstechnisch wurde mit 112 Mio. Euro rund 13,8 Prozent mehr verdient. Das Kapitalanlagenergebnis hat sich aber auf 78,5 Mio. Euro (2019: 156,9 Mio. Euro) halbiert. Das Vorjahr profitierte von einer günstigen Marktentwicklung und zusätzlichen Abgangsgewinne durch Umstrukturierungen bei den Spezialfonds.

Damit sank das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit 83,2 Mio. Euro unter den durch Sondereffekte geprägten hohen Vorjahreswert von 119,9 Mio. Euro. Das Eigenkapital stieg auf 574,2 Mio. Euro (2019: 558,1 Mio. Euro).

Autorin: Monika Lier

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