Branchenpuls: Arbeitgeber, Außendienst, Arag, Lufthansa

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Versicherer sind für einige High Potentials nicht gerade die attraktivsten Arbeitgeber – gilt die Branche doch allgemein hin als langweilig, unattraktiv, unsexy. Auch die Zahl der Auszubildenden ist laut AGV seit Jahren rückläufig. Selbst bei der Mitarbeiterzufriedenheit haben die Unternehmen noch Nachholbedarf.

Was bisher geschah …

„Der Arbeitsdruck steigt, Mitarbeiter äußern mancherorts das Gefühl, nur noch als Kostenfaktor wahrgenommen zu werden“, konstatierte Martina Grundler, Bundesfachgruppenleiterin Finanzdienstleistungen bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, in der aktuellen Ausgabe der Versicherungswirtschaft. Immerhin: Die Branche punktet in Zeiten der Corona-Pandemie mit einem guten Krisenmanagement. Rund 5.800 Leser interessierten sich zu Beginn der Woche für die Ausführungen der Gewerkschafterin – das Topthema der Woche bei VWheute.

„Wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, bestimmte Beschäftigtengruppen werden vom Management nur noch als Kostenfaktor wahrgenommen, sinkt die Motivation.“

Martina Grundler, Bundesfachgruppenleiterin Finanzdienstleistungen bei ver.di

So wundert es nicht, dass in einer Analyse der Top-100-Arbeitgeber von Kununu Ende 2020 kein Versicherer vertreten war. Schaut man nur auf die Rubrik „Versicherung“ so kommt man auf ein überraschendes Ergebnis: Testsieger unter den Top 30 der mittelständischen Versicherer ist Adam Riese, die Digitalmarke der Württembergischen.

Auch bei jungen Leuten sind die Versicherungsunternehmen als potenzielle Ausbilder derzeit nicht sonderlich attraktiv. Versicherungsunternehmen scheinen jungen Leuten trotz guter Gehälter und sicherer Jobperspektiven nicht das geben zu können, was heute gefragt ist. So ist die Zahl der Auszubildenden nach Angaben des Arbeitgeberverbandes AGV seit Jahren rückläufig.

Im Rahmen des großen Versicherungswirtschaft-Rankings hat die Redaktion jüngst die Versicherer in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber bewertet. Untersucht werden die zehn stärksten Versicherer in Deutschland nach Beitragseinnahmen. Als Orientierungsbasis dienten uns Informationen der Plattform Kununu (ab 100 Bewertungen) sowie eigenes redaktionelles Wissen aus dem Maschinenraum der Branche. Benotet wurde auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 5 (Maximum). Heute starten wir unsere Serie mit Platz 10: Der Debeka.

Blickt man auf die Geschäftszahlen der Versicherer, scheint manch Unternehmen noch recht glimpflich durch die Pandemie zu kommen. So hat die Bayerische das Geschäftsjahr 2020 mit dem drittbesten Ergebnis der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Ähnlich sieht es auch bei der Öffentlichen Versicherung Braunschweig aus: So lag der Gewinn nach Steuern mit 24,6 Mio. Euro leicht unter dem Vorjahresniveau (2019: 25,2 Mio. Euro). Die Beitragseinnahmen stiegen leicht auf 422,5 Mio. Euro (2019: 411,3 Mio. Euro).

So verwundert es auch nicht, dass die Aktionäre auf den jüngsten Jahreshauptversammlungen nur wenig Anlass zur Kritik hatten. So will die Talanx an den bisherigen Jahreszielen festhalten. Der Konzern erwartet im laufenden Geschäftsjahr einen währungsbereinigten Anstieg der Bruttoprämien von rund fünf Prozent. Die IFRS-Kapitalanlagerendite „sollte bei rund 2,5 Prozent liegen“, das Konzernergebnis zwischen 800 und 900 Mio. Euro. Dies „dürfte einer Eigenkapitalrendite von 7,5 bis 8,5 Prozent entsprechen“ und im Bereich des „strategischen Mindestziels“ liegen.

Der Tochterkonzern Hannover Rück ist ebenfalls zuversichtlich die Jahresziele – unter anderem 1,15 Mrd. bis 1,25 Mrd. Euro Konzerngewinn und Kapitalrendite von 2,4 Prozent oder höher – zu erreichen oder zu übertreffen. Insbesondere auf den Bereich Nachhaltigkeit werde das Unternehmen weiterhin großen Wert legen.

Dabei ist der Rückversicherer nach den Worten von Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz „gut ins laufende Geschäftsjahr gestartet“. Die gebuchte Bruttoprämie erhöhte sich zum 31. März 2021 um 11,9 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro. Die verdiente Nettoprämie stieg um 11,7 Prozent auf 5,7 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) fiel um 5,3 Prozent auf 403,8 Mio. Euro. Der Konzerngewinn stieg dagegen um 1,7 Prozent auf 305,9 Mio. Euro.

Mit einem satten Gewinnplus ist auch die Munich Re in das Jahr 2021 gestartet. Ende März stand ein Überschuss von 589 Mio. Euro (Q1 2020: 221 Mio. Euro) in den Büchern – ein Plus von fast 170 Prozent. Wesentlicher Wachstumstreiber war erneut das einstige Sorgenkind Ergo.

Was diese Woche jeder wissen muss

Aktuelle Zahlen zum Jahresstart geben in dieser „kurzen“ Arbeitswoche auch die Allianz und der Finanzdienstleister MLP bekannt. So hatte die Jahreshauptversammlung beim deutschen Branchenprimus aus München wie erwartet wenig Überraschungen hervorgebracht. Konzernchef Oliver Bäte nutzte die Veranstaltung, um den Aktionären seine Vorstellungen für die künftige Produktwelt zu skizzieren. Die Pläne sind vielversprechend.

Statt global unterschiedlicher Produktlinien setzt der Allianz-Manager vor allem auf Einfachheit: „Wir führen eine überschaubare Zahl sogenannter Master-Produkte ein“. Bei der Konzerntochter Allianz Partners habe man bereits 16 Master-Produkte eingeführt, die mehrere tausend Produktvarianten ersetzen. In Italien seien zudem 777 Produktvarianten zu einem integrierten Schutz für Privatkunden zusammengefasst worden.

Zum Vergleich: 2020 brach der Nettogewinn um 14 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro ein, teilte Europas größter Versicherungskonzern Ende Februar 2021 in München mit. Der Umsatz des Konzerns sank leicht um 1,3 Prozent auf 140 Mrd. Euro.

Wesentlich zufriedener dürften dagegen die Manager beim Wieslocher Finanzdienstleister MLP sein: So erzielte das Unternehmen zu Beginn des Jahres 2021 ein vorläufiges Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von knapp 22 Mio. Euro (Q1 2021). Dieser Wert liegt deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres (Q1 2020: 10,7 Mio. Euro). Die vollständigen Zahlen zur Geschäftsentwicklung für das erste Quartal 2021 will MLP planmäßig am kommenden Mittwoch veröffentlichen.

„Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 in der Tat einen unfreiwilligen ‚Stresstest‘ erlebt und diesen mit Bravour bestanden.“

Oliver Liebermann, Vorstand der MLP Finanzberatung SE

Ebenfalls Mitte der Woche öffnet die Arag ihre Geschäftsbücher für die Öffentlichkeit. Nach jetzigen Erkenntnissen ist der Konzern nach den Worten seines neuen Vorstandssprechers Renko Dirksen „deutlich besser“ durch die Pandemie-Krise gekommen als erwartet. Mit einem Plus von voraussichtlich 4,3 Prozent auf 1,83 Mrd. Euro 2020 würden die vor der Krise gesteckten Wachstumsziele voll bestätigt, sagte er bei der online abgehaltenen Jahresend-PK im Dezember 2020. Das Inlandsgeschäft legt um 5,3 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro Prämie zu und damit offenbar erneut stärker als der deutsche Markt. Mehr als 90.000 Kunden wurden neu gewonnen.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Deutlich schlimmer sieht es derzeit bei der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa aus: So vermeldete die Airline jüngst den größten Verlust in der langen Firmengeschichte: Am Jahresende 2020 stand ein Verlust von 6,7 Mrd. Euro in den Geschäftsbüchern der größten deutschen Airline. Zeitweise hatte das Unternehmen sogar vor der Pleite gestanden. Zum Vergleich: 2019 hatte die Lufthansa noch einen Gewinn von 1,2 Mrd. Euro erwirtschaftet.

Um Personalkosten zu sparen, hatte der Konzern bereits im letzten Jahr die Mitarbeiterzahl um rund 20 Prozent reduziert. Allein im Januar und Februar dieses Jahres sind weitere 3.000 Angestellte ausgeschieden. Auch in diesem Jahr sollen die Einsparungen weitergehen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 haben innerhalb eines Jahres rund 30.000 von einst 140.000 Mitarbeitern den Konzern verlassen, berichtet das Fachmagazin Aero.de. Das Catering-Geschäft in Europa sei verkauft worden, die Airlines Germanwings und SunExpress Deutschland wurden geschlossen.

Dabei hatte der Konzern jüngst bekräftigt, allein in Deutschland weitere 10.000 Vollzeitstellen streichen zu wollen oder entsprechende Einsparungen zu benötigen. Ende März gab es laut Fachmagazin noch 93.500 Vollzeitstellen im Konzern, von denen 52.200 auf Deutschland entfielen.

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

11.05.2021: Die Eisheiligen (bis 15.04.2021) umfassen mehrere Gedenktage von Heiligen im Mai und gelten in Mitteleuropa als meteorologische Witterungsregelfälle. Laut Volksmund wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „kalten Sophie“ am 15. Mai stabil. Bei den Eisheiligen handelt es sich um Bischöfe und Märtyrer aus dem 4. und 5. Jahrhundert.

13.05.2021: Der Feiertag Christi Himmelfahrt bezeichnet bei Christen den Glauben an die Rückkehr des Jesus von Nazareth als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel und zugleich einen christlichen Feiertag, bzw. ein katholisches Hochfest. In Deutschland fällt auf diesen Tag auch der Vatertag. Mit dem Tag des Fastenbrechens (bis 15.04.2021) endet auch der islamische Fastenmonat Ramadan. Es ist nach dem Opferfest das zweite Hauptfest des Islams. In manchen Gegenden – etwa in der Türkei – ist es auch als Zuckerfest bekannt.

15.05.2021: Am Samstag startet die Pazifische Hurrikansaison 2021. In dieser liegen besonders gute Bedingungen für die Bildung tropischer Stürme vor, da der Ozean warm und die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist und kaum Windscherungen vorliegen. Davon betroffen sind vor allem Mexiko, der US-Bundesstaat Kalifornien sowie der Nordwesten Zentralamerikas.

16.05.2021: Der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel wurde 1967 von Papst Paul VI. (1963–1978) als Welttag der Massenmedien eingeführt und findet immer am Sonntag vor dem Pfingstfest statt.

Auf der Jahreshauptversammlung sorgte dies bei den Anteilseignern jedenfalls für deutliche Kritik. So monierten einige Aktionäre, dass sich die Airline nicht schnell genug verschlanken und sich zu hohe Gehälter leisten würde. „Die Lufthansa betreibt nur ein halbherziges Krisenmanagement, obwohl sie in der schwersten Krise ihrer Geschichte steckt“, kritisierte Michael Gierse, Fondsmanager bei Union Investment.

Immerhin: Ohne staatliche Hilfen von rund neun Mrd. Euro wäre die Lufthansa längst insolvent. Dabei stehen die Flotten von Lufthansa, Eurowings, Austrian und Brussels Airlines sowie Swiss coronabedingt noch immer am Boden. „Die Restrukturierung der Lufthansa bleibt auch 2021 allerhöchste Priorität“, erklärte Karl-Ludwig Kley.

Vorstandschef Carsten Spohr hat dennoch ehrgeizige Pläne: So wollen die Airline und ihre Tochter Eurowings noch in diesem Sommer über 100 Urlaubsziele anfliegen. „Das ist absoluter Rekord in der Firmengeschichte“, sagte Spohr jüngst der Bild am Sonntag. Dabei setzt die Fluggesellschaft auf den grünen EU-Impfpass, den die Europäische Kommission noch im Juni einführen will. Neben negativen Corona-Tests und überstandenen Erkrankungen sollen auch Impfungen dort eingetragen werden.

Quelle: Statista

Eine positive Schlagzeile hat die Lufthansa in diesem Jahr dann doch noch produziert: Am 1. Februar 2021 hatte die deutsche Airline auf dem Charterflug LH2574 rund 92 Polarforscher von Hamburg nach Mount Pleasant auf den Falklandinseln transportieren. Flugdauer: 15 Stunden auf einer Strecke von mehr als 13.700 Kilometern. Anders als die restlichen Flugrouten wird diese jedoch nicht regelmäßig bedient werden.

Autor: VW-Redaktion

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