Streit um Hedgefonds: Wussten Allianz-Führungskräfte von drohendem Milliardenverlust?

Allianz Gebäude, Treptow-Towers in Berlin. Quelle: Allianz.

Die Unruhe bei der Allianz hält an: Im Streit um den US-Hedgefonds scheint sich Medienberichten zufolge nun auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin mit dem Fall zu beschäftigen. Demnach würden Beamte prüfen, ob Führungskräfte der Allianz außerhalb des Fondsbereichs von den Ereignissen, welche zu den Milliardenverlusten geführt hatten, wussten oder daran beteiligt waren.

So würden sich die Ermittlungen der Bafin derzeit noch in einem Anfangsstadium befinden, indem Fakten zusammengetragen würden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Allerdings hätten die Untersuchungen an Fahrt aufgenommen, nachdem die Allianz Anfang August die US-Untersuchungen bekannt gemacht habe. Derzeit steht der Münchener Versicherer auch im Fokus der US-amerikanischen Wertpapieraufsicht sowie des US-Justizministeriums.

Gegenstand der Ermittlungen sind die massiven Verluste mehrerer Allianz-Hedgefonds. Im Mittelpunkt stehen sogenannte „Structured Alpha Fonds“ – und milliardenschwere Schadensersatzklagen. Oliver Bäte, Chef des Münchener Versicherers, befürchtet „erhebliche Auswirkungen“ für den Konzern.

Die Papiere hatten in der Talfahrt an den Märkten zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 heftige Verluste erlitten. Zwei der Fonds wurden aufgelöst. Schon im Sommer 2020 hatte sich die US-Wertpapieraufsicht SEC eingeschaltet und von AllianzGI Auskünfte zu den Fonds gefordert. Die Investorenseite fordert einen Schadenersatz von sechs Mrd. Euro.

Zu den Klägern gehört neben dem Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundesstaat Arkansas (ATRS) auch der Fonds für die 70.000 Mitarbeiter des Betreibers der New Yorker Verkehrsbetriebe, der Metropolitan Transport Authority (MTA). Der Allianz wird konkret vorgeworfen, bewusst von der Strategie abgewichen zu sein, die Fonds mit Optionen gegen einen kurzfristigen Absturz an den Finanzmärkten abzusichern.

Keine offizielle Bestätigung

Die Bafin selbst wollte den Bericht der Nachrichtenagentur auf Anfrage von VWheute nicht kommentieren. Eine Stellungnahme der Allianz lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Weitere Geldstrafe in Australien

Schlechte Nachrichten kommen zu allem Überfluss auch noch aus Australien: So wurde der Versicherungskonzern wegen „irreführenden“ Reiseversicherungen zu 1,5 Millionen Dollar Strafe verurteilt. Ein australisches Gericht sah es demnach als erwiesen an, dass die Tochtergesellschaft der Münchener in Down Under sowie die mit ihr verbundene Allianz Worldwide Partners (AWP) „irreführendes und täuschendes Verhalten an den Tag gelegt“ haben, indem sie die Berechnung der Prämien nicht ordnungsgemäß offenlegten und Versicherungen an nicht berechtigte Kunden verkauft haben sollen. „Die Versicherungsbranche muss beim Verkauf und der Werbung für ihre Produkte transparent und genau sein“, wird Sarah Court, stellvertretende Vorsitzende der australischen Aufsichtsbehörde für Unternehmen (ASIC) bei Reuters zitiert.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

eins × 2 =