Branchenpuls: Arbeitgeber, Berufsunfähigkeit, Luftfahrt

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Versicherer verkörpern auch in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber die Ideale des eigenen Geschäftsmodells. Was manche als Traumarbeitgeber sind, interpretieren andere als tröge und langweilig. Dass es in der Branche alles andere als langweilig ist, zeigt die anhaltende Diskussion um die Beitragsgarantien in der Altersvorsorge.

Was bisher geschah …

„Im Vergleich aller privatwirtschaftlichen Wirtschaftszweige erreicht die Versicherungswirtschaft den höchsten Grad an Tarifbindung. Für junge Menschen sind die Versicherer attraktive Arbeitgeber“, konstatierten Michael Niebler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AGV, und Michael Gold, Geschäftsführer AGV, jüngst in einem Gastbeitrag.

„All dies bieten die Versicherer. Die Innenansicht der Mitarbeiter bestätigt das mehr als deutlich, so eine repräsentative Beschäftigtenbefragung, die jährlich im Auftrag des AGV durchgeführt wird. Aktuell sind 90 Prozent der Befragten mit ihrer Arbeit äußerst zufrieden bis zufrieden. Genauso viele bewerten ihren Arbeitsplatz als langfristig sicher“, stellen die Verbandsvertreter weiter fest. Immerhin: Mit rund 4.000 Klicks war deren Beitrag bei den Lesern von VWheute eines der Topthemen der Woche.

Glaubt man allerdings einer Umfrage der Welt unter 25.000 Akademikern, scheinen die Versicherer beim Thema Beliebtheit aber noch viel Nachholbedarf zu haben. Nach Automobilzulieferern, Hidden Champions aus dem Mittelstand oder Consulting-Firmen landete der erste Versicherer auf Platz 28, die Allianz (Vorjahr: 25). Munich Re befindet sich erst auf dem 102. Platz (Vorjahr: 95). Dazwischen ist die Sparkasse-Finanzgruppe auf Platz 72. Interessant ist, dass die Deutsche Bahn (Platz 9), die Bundeswehr (Platz 40) oder die Agentur für Arbeit (Platz 55) attraktiver für Akademiker sind als ein Job in der Assekuranz.

Deutlich positiver fällt hingegen die Halbjahresbilanz von Thomas Bischof als Vorstand der Gothaer aus: „Die zentrale Aufgabe ist die Umsetzung unserer Strategie Ambition25. Diese legt einen ganz klaren Fokus auf den Mittelstand. Wir sind in diesem Segment bereits heute der führende Partner für viele Makler und Kunden aufgrund der Breite unserer Kompetenzen, aber vor allem auch aufgrund unserer Verlässlichkeit, auch und gerade in komplexeren Themen oder Situationen.“

Weiter für Schlagzeilen sorgen indes die Pläne der Allianz: Der Versicherungskonzern will die volle Beitragsgarantie in der betrieblichen Altersversorgung ganz und die Garantien bis auf 60 Prozent senken. Die Allianz Lebensversicherung hat damit begonnen über das neue Produktportfolio 2022 der Direktversicherungen zu informieren. Teilweise greifen die Regelungen schon 2021. Mit rund 8.000 Klicks war der Beitrag erneut das Topthema der Woche.

Was diese Woche jeder wissen muss

Für Schlagzeilen hat vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie jüngst auch das Thema Berufsunfähigkeit gesorgt. So waren in der Vergangenheit Gerüchte aufgekommen, die Branche würde Menschen mit Covid-Vorerkrankung in der Kranken- oder Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) generell ablehnen oder nur mit horrenden Aufschlägen versichern. VWheute hatte den Gerüchten ein SCHLAGLICHT gewidmet und sie entkräftet.

„Sowohl beim Abschluss von Berufsunfähigkeitsversicherungen als auch bei der Leistungsprüfung unterliegt Covid-19 den üblichen Vorgaben des jeweiligen Versicherers. Diese werden von jedem Versicherer individuell festgelegt.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Am Donnerstag beschäftigt sich daher auch die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) in einem Web-Pressegespräch mit folgenden Fragen: Wie hat sich die Berufsunfähigkeitsgefahr in den vergangenen 20 Jahren verändert? Welche Verschiebungen gibt es zwischen Männern und Frauen? Und in welchem Alter sind Versicherungsnehmer besonders BU-gefährdet?

„Der Königsweg zur Absicherung des Arbeitskraftverlustes ist die Berufsunfähigkeitsversicherung.“

Stefanie Schlick, Vorständin für Vertrieb und Marketing der Dialog Versicherung

Über die derzeit größten Risiken der Luftfahrt informiert heute auch der Industrieversicherer AGCS in einem Pressegespräch. Mit der Corona-Pandemie sind viele Airlines allein 2020 mit ihren Maschinen am Boden geblieben. Für die Versicherer hat dies auch enorme Auswirkungen auf die Prämiengestaltung: „Die Policen für Fluggesellschaften basieren überwiegend auf anpassbaren Raten, die Veränderungen der Gefährdungslage je nach durchschnittlichem Flottenwert, beförderten Passagieren, Zahl der Abflüge und der Beförderung von Fracht berücksichtigen. Wir arbeiten mit unseren Kunden und ihren Maklern zusammen, um die Prämien zurückzuerstatten, die ihnen nach der Reduzierung der wichtigsten Risikokennzahlen im Vergleich zu dem, was sie vor Covid-19 geschätzt haben, zustehen. Solche Anpassungen werden auf Einzelfallbasis vorgenommen“, betonte Axel von Frowein, Leiter Luftfahrtversicherung für AGCS Zentral- und Osteuropa, bereits im Oktober 2020 gegenüber VWheute.

Weitere relevante Termine: Am Dienstag legt zudem die Inter Versicherung ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 vor. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2019 stiegen die gebuchten Bruttobeiträge des Konzerns um 1,8 Prozent auf 881,3 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss sank hingegen um 18,4 Prozent auf 27,6 Mio. Euro.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Die bislang arg gebeutelte Luftfahrt schnuppert angesichts der bevorstehenden Sommerferien wieder Morgenluft. Immerhin sind seit Mai rund 800 geparkte Maschinen wieder in Betrieb genommen worden. Das bringt indes ein weiteres Problem mit sich: Laut European Transport Workers Federation (ETF) haben insgesamt 16 Prozent der Luftfahrtbeschäftigten in Europa ihren Beruf gewechselt. Besonders groß sei dabei der Aderlass bei den Bodendienstleistern, wo sich laut ETF 44 Prozent der Mitarbeiter verabschiedet hätten.

„Es reicht nicht, Konzerne zu retten. Was wir aber nun brauchen, ist die nachhaltige Sicherung der Arbeitsplätze. Hier hat die Politik in den zurückliegenden eineinhalb Jahren zu wenig Engagement gezeigt.“

Stefan Herth, Präsident der Piloten-Vertretung Vereinigung Cockpit (VC)

Lufthansa-Chef Carsten Spohr will immerhin wieder eine stärkere Nachfrage erkennen – getrieben durch die sinkenden Infektionszahlen und die weiter fortschreitenden Impfungen. Getrieben werde der Aufschwung vor allem durch Privatreisende: „Die Erholung wird im touristischen Segment eine schnellere Entwicklung nehmen als im Geschäftsreisemarkt“, so Spohr.

Zudem hofft die Airline darauf, dass auch wieder vermehrt Flüge in die USA möglich sein werden. „Uns fehlen natürlich die Geschäftsreisenden und uns fehlt insbesondere die Öffnung mit den USA“, betonte der Lufthansa-Chef. Seine Hoffnung: „Die Leute haben genug von Begegnungen per Videokonferenz. Sie wollen und müssen sich wieder persönlich sehen“.

Die Hoffnungen auf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf eine erfolgreiche Teilnahme der Europameisterschaft haben sich allerdings mit der wenig schmeichelhaften Niederlage gegen den Erzrivalen England bereits im Achtelfinale in Luft aufgelöst. Vielleicht ein schwacher Trost: Gemeinsam mit Weltmeister Frankreich – der gegen tapfere Eidgenossen im Elfmeterschießen ausgeschieden ist – sowie Vize-Weltmeister Kroatien, Titelverteidiger Portugal und den Niederlanden darf sich „Die Mannschaft“ das Turnier nun vom heimischen Sofa aus ansehen.

Quelle: Statista

Die Kritik am Ausscheiden und am Weltmeister-Trainer Joachim („Jogi“) Löw war in den heimischen Sportgazetten entsprechend scharf. Dennoch kann er auf eine beachtliche Trainerkarriere zurückblicken. Löw zählt allein schon durch die Anzahl der gewonnenen Titel zu den erfolgreichsten Trainern der Herren-Fußballnationalmannschaft. 

„Natürlich muss man über das System diskutieren, weil die Spieler das System nicht spielen wollten. Jogi Löw ist stur gewesen und hat wieder an etwas festgehalten, was im Endeffekt keinen Erfolg gebracht hat.“

Lothar Matthäus, deutscher Rekordnationalspieler

Entsprechend groß sind die Hoffnungen in Jogis Nachfolger Hansi Flick: „Hansi Flick wird Dinge verbessern, verändern vor allem. Das ist zum Wohle der deutschen Nationalmannschaft, des deutschen Fußballs“, glaubt Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Die Hoffnung scheint begründet: Flick war in den letzten zwei Jahren als Trainer des FC Bayern München besonders erfolgreich und gewann zwei deutsche Meisterschaften, den DFB-Pokal und die UEFA Champions League. Auf die Dienste von Toni Kroos kann Flick indes nicht mehr zählen. Der Weltmeister von 2014 und Triple-Sieger 2013 mit den Bayern erklärte nach 106 Länderspielen am Freitag den Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Autor: Tobias Daniel

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