Halbjahresfazit: Thomas Bischof sieht die Gothaer auf dem Weg zum „führenden Partner für den Mittelstand“

Thomas Bischof, Vorstand der Gothaer im Gespräch. Quelle: Gothaer.

Der Lockdown verändert alles. Bei Thomas Bischof hat er unter anderem zu einer veränderten Sicht auf Job und Familie geführt, der letztlich in seinem Wechsel von der Württembergischen zur Gothaer resultierte. Die Pandemie erschwerte auch die Einarbeitung für ihn – und seine Vorstandskollegin Sylvia Eichelberg. Wie er die Situation meisterte, seine neue Aufgabe mit neuem (Produkt-)Fokus anging und warum er beim VVaG die „Kraft der Gemeinschaft“ spürt, erklärt er im Gespräch.  

VWheute: Herr Bischof, wie schwierig war es, einen passenden Vorstandsposten in Köln zu finden, wie lange dauert ein solcher Prozess von der Idee bis zur Umsetzung?

Thomas Bischof: Das klingt ein wenig, als hätte ich danach aktiv gesucht. Das ist aber nicht so. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte ich eine spannende Aufgabe, ein tolles Team, sichtbaren Erfolg und keinen Gedanken an einen Wechsel. Dann kam Corona und der erste Lockdown. In sechs Wochen zu Hause habe ich erst gemerkt, was mir die drei Jahre davor gefehlt hat: der Alltag mit meiner Familie. Als es wieder losging, fuhr ich dann mit etwas Trauer und Trennungsschmerz wieder nach Stuttgart. Genau in dieser Zeit kam dann der Anruf von der Gothaer und auch mit Blick auf die neue Rolle hier da fiel es mir letztlich doch nicht so schwer. 

VWheute: Auf was, welche Zahlen, Daten etc., haben sie nach ihrem Diensteintritt – oder bereits vorab – geschaut?

Thomas Bischof: Die Gothaer ist ja unglaublich vielseitig und es gibt für mich viel zu lernen und zu entdecken – dabei kann man sich leicht verzetteln. Daher habe ich zunächst damit begonnen, tief in die im letzten Jahr entwickelte Strategie Ambition25 einzutauchen und mir anzuschauen, wo die wesentlichen Handlungsfelder liegen. Dabei hat mir der von unserer Konzernentwicklung und dem Controlling organisierte Onboarding Prozess sehr geholfen. In einer Reihe von jeweils halbtägigen Workshops sind wir gemeinsam mit den jeweiligen Fachbereichen intensiv durch jeden Bereich gegangen und haben Zahlen und Planungen im Detail diskutiert und auch gleich weitere Maßnahmen festgelegt.

VWheute: In vorangegangen Gesprächen erklärten Sie, dass Sie bei (neuen) Fragen oder Aufgaben erst zuhören, dann handeln. Was haben Sie mitgenommen und in den ersten sechs Monaten umgesetzt?

Thomas Bischof: Besonders beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie wir bei der Gothaer gemeinsam mit unseren Kunden und Vertriebspartnern auch schwierigste Themen angehen. Alle Beteiligten versuchen immer, gemeinsam eine für alle gute Lösung zu finden. Das ist etwas, was die Gothaer auszeichnet und die Kraft der Gemeinschaft wirklich spürbar macht. Zudem zeichnet sich das Unternehmen durch ein ungeheures Fachwissen auf allen Ebenen und ein unglaubliches Know-how aus, um das uns viele im Markt beneiden. Das sind ideale Voraussetzungen, um die Position des Unternehmens als Partner des Mittelstands weiter auszubauen.

VWheute: Was planen Sie, welche Ziele haben Sie bekommen und sich persönlich gesetzt?

Thomas Bischof: Die zentrale Aufgabe ist die Umsetzung unserer Strategie Ambition25. Diese legt einen ganz klaren Fokus auf den Mittelstand. Wir sind in diesem Segment bereits heute der führende Partner für viele Makler und Kunden aufgrund der Breite unserer Kompetenzen, aber vor allem auch aufgrund unserer Verlässlichkeit, auch und gerade in komplexeren Themen oder Situationen. Diese Stärke bauen wir mit einer breiten Palette von Maßnahmen weiter aus, zum Beispiel mit neuen Produkten, verbesserten Services und zusätzlichen Dienstleistungen. Wichtige Treiber hierfür sind die deutlich stärkere Nutzung von Technologie, um Vertriebspartner*innen und Mitarbeitende zu entlasten und ihnen mehr Zeit für die Betreuung der Kundinnen und Kunden zu geben.

VWheute: Sind „Arbeitskraftabsicherung“ und „Pflege“ auch in Köln Ihre Themen?

Thomas Bischof: Nein, diese Themen sind bei der Gothaer in der Lebens- bzw. Krankenversicherung angesiedelt. Unser Schwerpunkt wird auf dem Angebot für das Gewerbe liegen. Wir werden unser modular aufgebautes Produkt Gothaer GewerbeProtect weiter ausbauen und um weitere Komponenten wie einen Cyberschutz erweitern. Ein weiteres Thema, das ich bei der Gothaer Allgemeine vorantreiben möchte, ist das Thema Nachhaltigkeit. Wir haben als Marktführer bei Windkraft bereits viel Expertise auf diesem Gebiet und dazu ein starkes Netzwerk von Partnern. Hier können wir eine deutlich aktivere Rolle bei der Energiewende spielen, zum Beispiel bei der Absicherung neuer Technologien und natürlich auch in der Begleitung unserer Kunden. Da haben wir viele Ideen und haben auch schon mit der Umsetzung begonnen.

Seit einem halben Jahr bei der Gothaer und guter Dinge: Thomas Bischof. Quelle: Gothaer.

VWheute: Mit welchen Mitteln möchten Sie den Vertrieb in Position bringen, wie wichtig sind dabei digitale Parameter wie Sichtbarkeit, Schnittstellen und Kundenkommunikation?

Thomas Bischof: Der Gothaer Vertrieb ist richtig stark, sowohl der selbstständige Außendienst in der Ausschließlichkeit als auch der Maklervertrieb. Das sage gar nicht ich, sondern unsere Kund*innen und unsere Maklerpartner: Sie bescheinigen uns Verbindlichkeit, Flexibilität, Engagement und Kreativität. Deswegen geht es für mich vor allem darum, unsere Vertriebspartner bestmöglich beim Kunden glänzen zu lassen. Unsere Produkte sind in vielen Bereichen bereits spitze. Deswegen fokussieren wir uns derzeit besonders darauf, Prozesse schlanker und einfacher zu gestalten, um unseren Partnerinnen und Partnern mehr Zeit für die Beratung und Betreuung der Kundinnen und Kunden zu geben. Hier sind Technologie und Digitalisierung ganz zentrale Hebel. In der gewerblichen und industriellen Versicherung geht zusätzlich darum, Vertrieb und Sparte noch enger zu vernetzen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

VWheute: Die „Obereinheit“ der Gothaer Allgemeine ist eine VVaG, in Stuttgart war es eine AG, macht sich das bemerkbar?

Thomas Bischof: Ja, das ist schon zu spüren. Es macht vor allem auch für die Mitarbeitenden und die Vertriebspartner einen großen Unterschied. Ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit wie die Gothaer plant langfristiger, denkt nachhaltiger und lässt sich bei Entscheidungen auch etwas mehr Zeit. Das bringt die Verlässlichkeit, die unsere Kunden und Partner schätzen. Aber gleichzeitig gibt es auch einen großen Gestaltungswillen und eine hohe Innovationskraft.

VWheute: Der Vorstand der Gothaer war zuletzt in Bewegung, einige Zu- und Abgänge. Wie lange dauerte die Findung und woran machen Sie den Abschluss fest?

Thomas Bischof: Das war im Lockdown schon speziell. Anfang Juni hatten wir mit einem nach wie vor strengen Hygienekonzept unsere erste gemeinsame Vorstandsklausur. Für Sylvia Eichelberg und mich war es das erste Mal, dass wir mit unseren neuen Kollegen im gleichen Raum waren. Aber die Zusammenarbeit im Vorstand ist auch mit digitalen Mitteln sehr intensiv und wir sehen uns bilateral auch regelmäßig im Büro – da war das Ankommen nicht schwer. 

VWheute: Das erste Jahr der Gothaer Allgemeine unter meiner Führung wird ein Erfolg, weil …

Thomas Bischof: … wir ein gutes Stück weitergekommen sind auf unserem Weg zum führenden Partner für den Mittelstand und in diesem Markt einmal mehr stärker als der Markt gewachsen sind.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.