Versicherer als Arbeitgeber: Kontrast zwischen Ruf und Realität

Quelle: Bild von Tumisu auf Pixabay

Die Versicherer sind stabile, gute Arbeitgeber mit dem Potenzial, schlaue Köpfe und Talente zu begeistern. Die Branche bietet ihren Beschäftigten attraktive Arbeitsbedingungen, ein hohes Maß an Sicherheit und spannende, sinnstiftende Aufgabenfelder in einem dynamischen Umfeld. Mit der Vielfalt der Themen und Aufgaben bietet die Versicherungswirtschaft für fast jedes Berufsbild eine Perspektive. Ein Gastbeitrag von Michael Niebler und Michael Gold.

Im Vergleich aller privatwirtschaftlichen Wirtschaftszweige erreicht die Versicherungswirtschaft den höchsten Grad an Tarifbindung. Für junge Menschen sind die Versicherer attraktive Arbeitgeber. Die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Arbeitsplatzes sind für sie das Einkommen, die Sicherheit des Arbeitsplatzes, eine sinnvolle Tätigkeit und die Work-Life-Balance, so eine aktuelle GDV-Umfrage.

All dies bieten die Versicherer. Die Innenansicht der Mitarbeiter bestätigt das mehr als deutlich, so eine repräsentative Beschäftigtenbefragung, die jährlich im Auftrag des AGV durchgeführt wird. Aktuell sind 90 Prozent der Befragten mit ihrer Arbeit äußerst zufrieden bis zufrieden. Genauso viele bewerten ihren Arbeitsplatz als langfristig sicher. Vier von fünf Beschäftigten haben eine ausgezeichnete bis gute Work-Life-Balance. Ferner würden sich drei Viertel der Versicherungsangestellten wieder bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bewerben.

Wenngleich das verstaubte Image der Branche ein gutes Stück überwunden werden konnte, sind die Versicherer als Arbeitgeber weiterhin gefordert, ihre Stärken laut auf den Arbeitsmarkt hinauszurufen. Die Zukunftsaufgabe für die Branche ist, ihre Arbeitgebermarke stärker zu positionieren und ihre Außenwirkung nachhaltig zu lenken. Das Ziel muss sein, den Kontrast zwischen Ruf und Realität aufzulösen.

Der Beginn des Kulturwandels

Der Digitalisierungsschub durch die Pandemie treibt auch den Kulturwandel in den Unternehmen. Neue Arbeitsformen und veränderte Prozesse stärken den Wandel von klassischer Führung zu einem modernen, partizipativen Führungsstil. Neben der sichtbaren Veränderung wie dem Arbeiten im Homeoffice, der Nutzung neuer Technik für virtuelle Meetings oder dem Einsatz von Kollaborationstools für gemeinsames Arbeiten an Dokumenten haben sich auch die Strukturen und das Verhalten verändert. Kollaboration innerhalb der Häuser, wie auch Agilität und Dynamik bekommen einen neuen Stellenwert. Insgesamt haben die neuen Herausforderungen während der Pandemie das unternehmensweite „Wir-Gefühl“ verstärkt. Das ist eine wichtige Grundlage für den Kulturwandel insgesamt. Für die digitale Transformation ist es entscheidend, die Mitarbeiter mitzunehmen. Die Beschäftigten müssen sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Es gilt den digitalen Wandel weiter zu gestalten, denn nachhaltig positive Zukunftsaussichten werden die Unternehmen haben, die die Chancen der digitalen Transformation nutzen.

In dieser „neuen“ Zeit ergeben sich für die Versicherer auch neue Chancen. Die Pandemie beeinflusst den Arbeitsmarkt maßgeblich. Arbeitnehmer treffen heute auf eine andere Realität am Arbeitsmarkt als vor der Pandemie. Stabilität und Sicherheit sind heute für Bewerber wichtiger denn je. Insgesamt zeichnet sich eine Tendenz weg vom Arbeitgebermarkt hin zum Bewerbermarkt ab. Top-Absolventen hatten vor der Pandemie einen besonders ausgezeichneten Ausgangspunkt auf dem Arbeitsmarkt und waren oftmals in der Position zwischen den attraktivsten Arbeitgebern wählen zu können. Im „War for Talents“, der vom demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel immer weiter befeuert wird, hatten Microsoft, Google, Amazon und deutsche Autohersteller fast immer die Nase vorne.

Die Versicherungsbranche kämpfte teilweise darum, vakante Stellen mit Spezialisten besetzen zu können. Die Versicherer müssen nun die Möglichkeit nutzen, Talente zu gewinnen und vor allem zu binden, deren erste Wahl vor der Krise nicht unsere Branche gewesen wäre. Die Top-Player am Markt sind nach wie vor sehr stark, doch die Stellung der Versicherer am Arbeitsmarkt hat sich während der Krise verbessert.

Autoren: Michael Niebler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AGV, und Michael Gold, Geschäftsführer AGV

Lesen Sie den vollständigen Bericht in der aktuellen Juni-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

2 Kommentare

  • Ich schaue mir gerade Stromberg an. Wenn das der Maßstab für das Bild, Versicherungsbranche gleich Spaß am Leben, Spaß an der Arbeit, dann trifft der Beitrag voll und ganz auf den beruflichen, gesellschaftlichen und sozialen Ausblick, Zukunft in der Finanzdienstleistungsbranche zu. ??

  • „Wenngleich das verstaubte Image der Branche ein gutes Stück überwunden werden konnte, sind die Versicherer als Arbeitgeber weiterhin gefordert, ihre Stärken laut auf den Arbeitsmarkt hinauszurufen.“

    Das verstaubte Image wird bis jetzt fortgeführt und immer wieder gefüttert, es wird Jahrzehnte dauern, bis man es schaffen könnte (!), als modern und attraktiv zu gelten. Man hat wissentlich die Digitalisierung soweit wie möglich verzögert und verschlafen, gleiches passiert beim Image-Wandel.

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