Trotz Gewinnrückgang: Inter blickt „optimistisch nach vorne“

Michael Solf, Ex-Chef der Inter. Quelle: Inter

Die Inter ist nach Eigenaussage gut durch Corona gekommen und plant bereits für das Kommende. Die Hilfsmaßnahmen für den eigenen Vertrieb waren so erfolgreich, dass sie sogar als Recruiting-Tool dienten. An die LV glaubt der Vorstand, der aktuell verstärkt wurde, weiter und rechnet insgesamt mit steigenden Zahlen. Einen Rückgang gab es im Überschuss des Konzerns.

Erfreuliche Zahlen im Bereich der Altersvorsorge. Der Gesamtüberschuss in der Lebensversicherung konnte auf 6,2 Mio. Euro (VJ: 2,4 Mio. Euro) gesteigert werden. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um 5,4 Prozent auf 89,7 Mio. Euro. Der Vorstand ist sich bewusst, dass eine Änderung am Markt eingesetzt hat. „Ich glaube weiter an das Produkt Lebensversicherung, allerdings im Fondsmantel“, erklärt Michael Solf, gleichzeitig Vorstand- und Vorstandssprecher des Konzerns, während der Online-Bilanzpressekonferenz. Die klassische LV sei dagegen „ein Auslaufmodell“.

Zufrieden zeigte er sich auch mit der Geschäftsbilanz in der Krankenversicherung. So stiegen die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen 0,8 Prozent auf 696,8 Mio. Euro (VJ: 691,2 Mio. Euro). In der Vollversicherung war der Bestand mit 134.528 Personen erneut rückläufig (VJ: 136.878). Bei der Krankenzusatzversicherung verbuchte die Inter hingegen ein Plus von 1,1 Prozent auf 258.801 Verträge. (VJ: 255.970). Die Aufwendungen für Versicherungsfälle stiegen um 7,5 Prozent auf 564,1 Mio. Euro (VJ: 524,5 Mio. Euro).

„Unsere traditionell hohe Eigenkapitalbasis haben wir weiter gestärkt. Der Rückgang beim Gesamtüberschuss ist in erster Linie auf einmalige Sondereffekte zurückzuführen. Die erhöhten Leistungsaufwendungen für Versicherungsfälle begründen sich in verbesserter Technik und schnellerer Erstattung der Rechnungen bzw. dem Abbau von Arbeitsrückständen zum Vorteil unserer Kunden. Hervorzuheben bleibt unsere im Marktvergleich hervorragende Nettoverzinsung der Kapitalanlagen“, betont Solf

Interessant war die Aussage des Vorstands, dass es „gar nicht so einfach ist“, die leicht gesteigerte Mitarbeiteranzahl von rund 1.620 zu halten. Wie bei vielen anderen Versicherern ist die Belegschaft bei der Inter tendenziell eher erfahren, wodurch es in den nächsten Jahren zu einem demografischen Abrieb kommen wird. Dieser könne auf einem „Vollbeschäftigungsmarkt“ nicht ausreichend mit qualifizierten Mitarbeitern ausgeglichen werden, erklärt Solf. Damit der benötigte Service gewährt bleibt, wird das Unternehmen verstärkt auf digitale Lösungen setzen, es sei aber nicht beabsichtigt, die Anzahl der Mitarbeiter zu verkleinern.

Corona als Werbetool

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben gut durch die Krise gekommen. „Unsere Erreichbarkeit im Servicebereich war trotz Corona hervorragend“, berichtet Vorstandsmitglied Roberto Svenda. Sein Kollege Michael Schillinger ergänzt, dass die hohen und zuvor verschärften Servicelevels „alle erfüllt wurden“.

Um den Vertrieb zu unterstützen hat die Inter ihren Vermittlern bis Jahresende eine auf ihren in den Vorjahren basierende Garantie bereitgestellt. Am Ende des Jahres wird Bilanz gezogen, ob der Vermittler diese mit seinen Provisionen erreicht hat, ist das nicht der Fall, wird die Differenz in ein zinsloses Darlehen umgewandelt. Das kam bei den Vertrieblern so gut an, dass sogar einige Vermittler von anderen Häusern zur Inter wechselten, erklärt Schillinger. Corona (-Maßnahmen) als Recruiting-Tool, das gab es wohl noch nie.

Bei der Inter, im gewerblichen Sektor hauptsächlich im Kleingewerbe tätig, gab es bisher 118 Schadenmeldungen in der Betriebsschließungsversicherung (BSV). Davon haben 90 einen Kompromiss angenommen, der auf der bayerischen Lösung basiert. Der Versicherer hat zudem Rückstellungen in Höhe 2,5 Mio. Euro gebildet. Das Ergebnis des Jahres 2019 war insgesamt solide, zurückging es beim Konzern Gesamtüberschuss.

Quelle: Inter

Ein neuer an Bord und Ausblick

Auch personell gibt es Neues: Dr. Sven Koryciorz wurde zum neuen Vorstandsmitglied des Inter Versicherungsverein, der Inter Krankenversicherung, der Inter Lebensversicherung und der Inter Allgemeine Versicherung bestellt. Er wird ab 1. September 2020 für die Bereiche Mathematik, Rechnungswesen, Zentrales In- und Exkasso, Rückversicherung, Unternehmensplanung, zentrales Controlling und Risikomanagement sowie Zentrale Dienste verantwortlich sein. Er war bisher unter anderem für die Karlsruher und Württembergische Lebensversicherung tätig.

Die Inter hat solide Zahlen und mit Sven Koryciorz einen neuen Vorstand. Quelle: Inter

Vorsichtig optimistisch ist der Gesamtvorstand für das laufende Jahr. „Für das Konzernergebnis 2020 erwarten wir coronabedingt einen moderaten Rückgang. Wir verfolgen die Entwicklung selbstverständlich kontinuierlich“, betont Solf. Das Unternehmen blickt „optimistisch in die Zukunft“, das liegt auch an dem, was noch kommen soll.

Es  wird ein spezielles Programm gestartet, das „alle Prozesse künftig noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden“ ausrichten soll. Weiter wird  das Markenbild der Inter im Jahresverlauf „noch weiter geschärft werden“.

Autor: Maximilian Volz

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