Nur jeder zweite abhängig Beschäftigte gegen Berufsunfähigkeit abgesichert – wegen hohen Kosten
Die Gefahr, im Lauf des Berufslebens berufsunfähig zu werden, ist sehr hoch. Durchschnittlich jeder vierte Arbeitnehmer ist laut GDV in seinem Leben betroffen. Doch nur jeder zweite abhängig Beschäftigte hat eine BU-Versicherung abgeschlossen – Männer eher als Frauen und Jüngere eher als Ältere. Das hat mehrere Gründe, wie eine forsa-Umfrage im Auftrag der Hannoversche Lebensversicherung offenbart. Dass manche Menschen trotz Verweis auf zahlreiche Leistungsstudien immer noch nicht vor der Sinnhaftigkeit der Police überzeugt sind, berichtete kürzlich der Versicherungsmakler Bastian Kunkel.
„Im Schadenfall zahlen Versicherer doch eh nicht.“ Diese Legende hält sich besonders bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Der Versicherungsmakler Bastian Kunkel berichtete kürzlich ausführlich in einem LinkedIn-Beitrag, dass er auf einer Party dazu angesprochen wurde. „Der Fragesteller möchte meine Meinung zur Berufsunfähigkeitsversicherung hören. Er ist der Meinung, dass damit nur der Vermittler Geld verdient und man sich im Leistungsfall auf jahrelange Streitigkeiten vor Gericht einstellen muss. Deswegen hat er erst gar keine abgeschlossen. Zudem arbeitet er sowieso in einem ungefährlichen Bürojob. Ich zögere mit meiner Antwort. Nicht, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, sondern aus einem anderen Grund: ich bin müde. Nicht aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit, sondern aufgrund der fortgeschrittenen Jahre, mit immer den gleichen Fragen, den gleichen Antworten und keiner Veränderung im Denken der Menschen“, erzählt Kunkel und verweist in seiner Antwort auf zahlreiche Leistungsstudien. Doch als Bemerkung kommt dazu nur: „Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast.“
So ticken nicht alle Menschen, aber es gibt sie noch, die auch mit Argumenten und Statistiken nicht überzeugt werden können. Auch der GDV hat auf seiner Seite unlängst einen Faktencheck zur BU-Versicherung zusammengefasst. Neue Daten kommen nun von einer forsa-Umfrage im Auftrag der Hannoversche Lebensversicherung, die in Deutschland 1004 abhängig Beschäftigte zwischen 18 und 67 Jahren zum Thema „Arbeitskraftabsicherung“ befragte.
Das Ergebnis: Vier von zehn abhängig Beschäftigten (42 Prozent) glauben nicht, dass sie finanziell ausreichend abgesichert sind, falls sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sind, ihre derzeitige Arbeit auszuüben. Dies trifft vor allem auf Frauen, 18- bis 49-Jährige und Befragte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 3.000 Euro zu. Doch auch wenn das Bewusstsein dafür da ist und sich die deutliche Mehrheit (85 Prozent) der Befragten laut eigenem Bekunden schon einmal mit dem Thema „Berufsunfähigkeitsversicherung“ beschäftigt hat, hat erst jeder zweite abhängig Beschäftigte eine BU-Versicherung abgeschlossen (49 Prozent) – Männer eher als Frauen und Jüngere eher als Ältere. Befragte, die jemanden kennen, der berufsunfähig geworden ist, haben tendenziell auch selbst eher eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit sind laut Daten der Hannoversche Lebensversicherung sowohl bei Männern als auch bei Frauen psychische Erkrankungen – wobei diese bei Frauen mit 33,6 Prozent etwas häufiger der Grund für die Berufsunfähigkeit sind als bei Männern (26,1 Prozent). Bei Männern folgen Erkrankungen des Bewegungsapparats (24,9 Prozent), bei Frauen Krebs (25,1 Prozent). Von den BU-Leistungsfällen der letzten fünf Jahre sind rund 52 Prozent Männer und 48 Prozent Frauen. Obwohl 40 Prozent der Befragten der Meinung sind, im Falle einer Berufsunfähigkeit auf das Gehalt bzw. Unterhalt von ihrem Partner zurückgreifen zu können, finden etwa zwei Drittel der abhängig Beschäftigten, dass bei Paaren jeder Erwerbstätige eine eigene BU-Versicherung haben sollte (64 Prozent). Lediglich jeder Zehnte hält es dagegen für ausreichend, wenn nur ein (Ehe-) Partner eine BU-Versicherung abschließt (10 Prozent).
Die Gründe, keine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, sind vielfältig: An erster Stelle stehen für Befragte ohne BU-Versicherung die Kosten (38 Prozent) – egal ob einkommensschwach oder einkommensstark: Vielen Menschen ist eine BU-Versicherung zu teuer. Oft wird auch das persönliche Risiko, den eigenen Beruf längere Zeit nicht ausüben zu können, unterschätzt – rund jeder fünfte „Nicht -Versicherte“ sieht für sich kein Risiko. Aber auch Unsicherheit, welche Leistungen Versicherten im Falle einer Berufsunfähigkeit zustehen (22 Prozent) ist ein Grund gegen den Abschluss. Informationsdefizite halten Jüngere vergleichsweise stärker als Ältere vom Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Männer neigen eher als Frauen dazu, kein Risiko für Berufsunfähigkeit zu sehen.
Autor: VW-Redaktion