„Profite auf Kosten der Werkstätten“: Kfz-Versicherer erneut mit Preisdumping-Vorwürfen konfrontiert

Erneut sehen sich die Versicherer Dumpingvorwürfen ihrer KFZ-Partner ausgesetzt. Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay.

Werkstätten und Kfz-Versicherer werden so schnell keine Freunde mehr. Nachdem zuletzt Abzockvorwürfe u.a. vom Karosserieverband aufgekommen waren, fordert nun der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) mehr Unterstützung bei der Hygienekosten in Folge der COVID-Pandemie. Der Verband spricht von „Profiten auf Kosten der Werkstätten“ und Preisdumping. Alles Vorwürfe, die die Branche bereits kennt, insbesondere die Allianz kommt schlecht weg.

 „Seit einiger Zeit“ führt der BVdP Gespräche mit dem Service Partner Netzwerk (SPN) zum Thema Desinfektionsmaßnahmen und dem „Umgang mit dem Partnernetz“. An der Frage einer einzelnen Maßnahme wird ein tiefer liegender Konflikt der Parteien deutlich.

Der Aufwand für Desinfektionsmaßnahmen gehöre in die Gemeinkosten der Reparaturbetriebe und sollte als Anlass genommen werden, den Stundenverrechnungssatz neu zu verhandeln, argumentiert Dominik Hertel laut BVdP. Er ist Geschäftsführer des SPN und gleichzeitig Leiter Kraftschaden bei der Allianz.

Der Verband ist bei den Hygienekosten anderer Meinung. Die angesprochenen Maßnahmen seien Einzelkosten. Hinzu komme, dass es der Werkstatt obliegt, welche Punkte mit den Gemeinkosten verrechnet werden.

Nutzen Versicherer Corona als Hebel?

Der Vorwurf gegenüber den Versicherern geht weit tiefer als die Frage, der angesprochenen Kostenteilung. Die Werkstätten werfen den Versicherern vor, sie in der Krise allein zu lassen und darüber hinaus auch noch die Preise zu drücken.

Laut dem Werkstattverband habe Hertel angeführt, dass man aus Sicht des SPN einen „größeren Beitrag zur Unterstützung der Betriebe leiste“, indem man mehr Auftragsvolumen in die Partnerbetriebe vermittele. Doch diese Argumentation greife zu kurz. Die Mitglieder des BVdP würden „bereits seit langem“ kritisieren, dass das ausschlaggebende Kriterium bei der Vermittlungen im SPN‐Netzwerk der Preis sei. Die Partner‐Werkstätten mit höheren Stundenverrechnungssätzen werden nicht oder weit unten gelistet und haben somit „keine oder nur eine geringe Chance“, auf Aufträge.

Der verantwortliche Hertel verneine eine reine Preisentscheidung laut BVdP. Aus wirtschaftlichen Gründen wähle die SPN „die günstigste Werkstatt unter Berücksichtigung der Entfernung aus“, auch könne der Kunde die Wahl noch beeinflussen.

Der BVdP schenkt der Argumentation keinen Glauben. In der Realität wäre rein der Preis entscheidend. „In unseren Augen ist das eine fragwürdige Partnerschaft, da sie in der Praxis zu einem ruinösen Wettbewerb unter den Werkstätten führt.“

Großangriff auf die Allianz

Die Situation stelle die Werkstätten vor ein Dilemma. Wenn ein zu hoher Stundenverrechnungssatz zu weniger oder keinen Aufträge führe, sei eine Erhöhung des Stundenverrechnungssatz sinnlos. Die Werkstätten hätten Angst, in der schwierigen Corona-Zeit noch mehr Aufträge zu verlieren, glaubt der Verband. Indirekt schwingt der Vorwurf mit, die Versicherer würden dies bewusst tun.

Der Vorschlag zur Stundensatzerhöhung Hertels sei eine „eher taktische und fragwürdige Maßnahme“. Das hat für den BVdP „wenig mit Fairness, Partnerschaft und kooperativem Schadenmanagement zu tun“. Die Verbitterung des BVdP ist zu spüren: „Es muss endlich Schluss sein mit Stundenverrechnungssätzen, bei denen Mitarbeiter nicht auskömmlich und wertschätzend bezahlt werden können. Es muss Schluss damit sein, dass ein ,Partner‘ Profite auf Kosten der Leistungsfähigkeit der Werkstätten macht.“

Alles bekannt, alles vergessen?

Aufmerksame VWheute-Leser kennen die Dumping-Vorwürfe gegenüber der Branche bereits. Die angeblich oder tatsächlich zu geringen Stundensätze für die Werkstätten waren kürzlich mehrmals Thema. „Die Versicherer vereinbaren mit den Werkstätten bewusst zerstörerische Stundensätze. Sie nutzen die Unwissenheit der Betriebe über ihre tatsächliche Kostensituation aus, um die Preise zu drücken”,  erklärte Thomas Aukamm, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) im vielgelesenen SCHLAGLICHT zum Thema. Kürzlich legte er im Interview nach und erklärte, dass die Versicherer die Werkstätten „ausbluten lassen„. Im Kern sind das die selben Vorwürfe wie die vom BVdP. Die Versicherer wiesen die Anschuldigungen von sich.

Autor: Maximilian Volz

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