Allianz X investiert erneut in Simplesurance und hat weitere Milliarden zur Hand

Die Gründer von Simplesurance, Joachim von Bonin (CFO), und CEO Robin von Hein (r.). Quelle: Simplesurance.

Das Berliner Insurtech erhält 15 Mio. Euro als Wandeldarlehen von Allianz X. Die Digital-Investment-Unit des Versicherers ist bereits seit dem Jahr 2016 strategischer Gesellschafter von Simplesurance. Der Bedachte will das Geld für Wachstum nutzen, der Geber will mit tiefen Taschen in weitere Unternehmen investieren. Auch in Berlin sind die Pläne ambitioniert.

Geld verbindet – Nazim Cetin, CEO von Allianz X („X“), will die Partnerschaft zum Berliner Unternehmen weiter stärken. „Simplesurance liefert einen spürbaren Mehrwert für das Kerngeschäft der Allianz. Die Zusammenarbeit mit Allianz Partners im schnell wachsenden E-Commerce-Geschäft und die kürzlich gestartete Kooperation mit der Allianz Private Krankenversicherung sind Beispiele dafür.“ Unterstützt durch das „erweiterte finanzielle Engagement“ wolle man die bestehenden Partnerschaften skalieren und neue aufbauen.

Die Investition erfolgt in Form eines Wandeldarlehens, eine typischen Form zur Unterstützung eines jungen Unternehmens. Bei dieser Form des Darlehens, auch Convertible Loans genannt, wird das gegebene Kapital bei der nächsten Finanzierungsrunde in Geschäftsanteile umgewandelt. Für den Empfänger ist es schnelles Geld, auf der anderen Seite wird der Geldgeber bei erfolgreichem Wachstum mit einem Anteil- und Wertzuwachs belohnt. Wie genau der Deal strukturiert ist, darüber schweigt Simplesurance. „Wir geben keine näheren Details zur Struktur der Transaktion bekannt“, heißt es knapp. Ebenso wortkarg gab sich „X“ auf Anfrage.

Selbstverständlich ist das Investment der Allianz X nicht. Das Unternehmen wirft verlorenem Geld keines hinterher. Ist der Glaube an den Erfolg erschüttert, ziehen die Münchener den Stecker, wie der Fall Abracar zeigt. Im Allgemeinen sind die Münchener aber investitionsbereit – und -willig. In diesem Jahr wurde ein Investment in Control Expert getätigt, einem Unternehmen im Bereich der KI-gestützten Schadenabwicklung im Automobilbereich. Doch das war nicht alles.

„Neben dem Kauf von Control Expert waren wir in diesem Jahr bei einer Reihe von Finanzierungsrunden bestehender Portfoliounternehmen dabei“, schreibt „X“. Dazu zählt neben Simplesurance etwa WealthSimple, das mit der jüngsten Runde zum „Einhorn“ geworden ist, oder auch das Unternehmen BIMA, das auf Telemedizin und Gesundheitsvorsorge in Schwellenländern spezialisiert ist. Im letzten Jahr haben die Münchener unter anderem gemeinsam mit der Debeka in die Serviceplattform SDA SE Open Industry Solutions investiert.

Die Allianz X hat vor rund drei Jahren einen Wechsel vollzogen und sich von einem Company Builder, wie beispielsweise Finleap, zu einer „strategischen Investmentgesellschaft für digitale Themen“ gewandelt. Seitdem führt Cetin das Unternehmen, zuvor stand Peter Borchers an der Spitze. Als Cetin kam, verließ er das Unternehmen und wechselte laut Manager Magazin im Jahr 2019 zum digitalen Beratungsunternehmen Founderslane. Aktuell steht in seinem LinkedIn-Profil, dass er „Blue-Chip-Unternehmen“ in digitalen Fragestellungen berät und Affiliate Professor an der ESCP Business School in Paris ist.

Die „X“ ist an mehreren Einhörnern beteiligt, also jungen Unternehmen, die auf einen Wert von mehr als einer Milliarde geschätzt werden, dazu gehören N26, Lemonade oder das genannte WealthSimple, ein Online-Investment-Management-Service. Der Geldspeicher der Investmenteinheit ist prall gefüllt, dafür haben Börsengänge wie der von Lemonade oder American Well gesorgt. „Aktuell haben wir rund eine Milliarde Euro für Investments verfügbar, erklärte Cetin im November gegenüber dem Handelsblatt. Die 15 Mio. für Simplesurance werden am prallen Geldbeutel nichts ändern, das Unternehmen bleibt investitionsbereit. Investiert wird nicht nur in versicherungsnahe Unternehmen, sondern auch in Fintechs und Plattformen in den Bereichen B2B und B2C. Im Bereich Digitalisierung werde „nichts ausgeschlossen“.

Auch in Zukunft soll es für „X“ Geld regnen. „Die Jahre 2021 und 2022 werden gute Zeitfenster für Exits. Wir haben dabei als strategischer Investor aber keinen Druck. Bei guten Unternehmen sind die Bewertungen trotz Corona weiter hoch, das sehen wir auch bei unseren Beteiligungen“, erklärt Cetin gegenüber der Wirtschaftszeitung.

Simplesurance hat große Pläne

Die Coronakrise hat in der Wirtschaft ihre Spuren hinterlassen, was auch die Insurtech- und Start-up-Branche zu spüren bekam. Ein Grund ist das ausbleibende Geld von Versicherern. Im November musste die Finleap-Tochter Joonko ihren Betrieb einstellen, weil sie in der Coronakrise kein frisches Kapital bekam.

Auf das Investment der Allianz hatte die Pandemie allerdings keinen Einfluss, erklärt Simplesurance. „Ein weiteres Funding war für dieses Jahr, unabhängig von Corona bereits geplant.“ Nicht kommentieren wollte das Unternehmen die Frage, welchen Einfluss die Transaktion auf die anderen Investoren haben wird.

Lieber als über Vertragsdetails spricht Simplesurance über Kommendes. Die momentane Partnerschaft mit der Allianz umfasst verschiedene Einheiten, beispielsweise in der Krankenversicherung und dem Schutz von  E-Commerce-Anbietern. „Weitere Produkte und Kooperationen befinden sich im Gespräch“, erklären die Berliner, ohne sich weiter in die Karten blicken zu lassen.

Die jüngste Investition wird die Einführung neuer Produkte und gemeinsamer digitaler Projekte zwischen den Unternehmen unterstützen. Außerdem wird es die Expansion von Simplesurance auf den bestehenden Märkten in Europa und Japan voranbringen – VWheute berichtete über den Plan im Land der aufgehenden Sonne. Das Unternehmen setzt weiter große Stücke auf die Expansion.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich unser Wachstum im Jahr 2021 in Japan weiter positiv fortsetzt. Einer unserer größten Distributionspartner, All Nippon Airways, ist stark durch Corona beeinflusst, dennoch sehen wir großes Potential, insbesondere im Travel Markt für 2021.“ Durch Partnerschaften mit TMNF oder Yamato sei das Unternehmen für das kommende Jahr „gut aufgestellt“. Weitere „spannende Partnerschaften“ sind bereits „in der Pipeline für nächstes Jahr“.

Das Unternehmen ist optimistisch, dass die eigene Zukunft rosig wird. „Acht Jahre nach der Gründung befinden wir uns auf einem stetigen Wachstumspfad“, sagt Robin von Hein, Gründer und CEO von Simplesurance. „Die Investition wird uns dabei unterstützen, unseren internationalen Wettbewerbsvorteil als führender Anbieter einer Versicherungsplattform zu stärken.“

Die Allianz teilt den Optimismus: „Simplesurance ist auf Wachstumskurs. […] Mit unserem Investment unterstützen wir das Unternehmen bei seinem Wachstumskurs.“

Autor: Maximilian Volz

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