Allianz, Meag, Talanx: So reagieren die Big Player auf Schwankungen am Finanzmarkt

Corona beeinflusst auch die Finanzmärkte. Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Kranke Menschen, volle Intensivstationen: Die Entwicklung von Sars-CoV-2 (Coronavirus) sorgt weltweit für schmerzliche Bilder. Zurecht untergegangen ist unter diesen Eindrücken die Talfahrt der Wirtschaft und der Börsen. Für die Finanzvorstände der Versicherer ist das Problem schon jetzt – auch wenn die Auswirkungen auf die Kapitalanlagen erst in Jahren sichtbar würden.

Eines ist sicher, eine allgemeine Antwort oder ein Allheilmittel gibt es nicht, die Versicherer haben verschiedene Taktiken auf die Finanzmarktkrise entwickelt. Im Interview mit der Versicherungswirtschaft erklärte der Finanzvorstand der Talanx, Immo Querner, dass „durch Panikverkäufe und die Flucht in vermeintlich sichere Titel“ die Zinsen noch weiter in den Keller gehen. „Der Schock ist für uns als recht fristenkongruent investiertes Unternehmen dabei jedoch eher gering“, führt er weiter aus.

Die aktuelle Ausgabe der Versicherungswirtschaft. Quelle: VVW

Ein Unternehmen könne sich „ex ante gegen den Schock wappnen“, wenn es unter Vermeidung zu hoher Kreditrisiken nahezu fristenkongruent investiert ist. „Das schafft niemand perfekt, aber man kann es besser und schlechter hinbekommen“, erläutert Querner.

Der Chef der Deutschen Familienversicherung, Stefan M. Knoll, erklärte bei der Präsentation der Unternehmenszahlen, dass sein Unternehmen wegen der Talfahrt der Märkte circa zehn Millionen Euro gegenüber dem Jahresultimo 2019 verloren habe. Das sei ein Minus von etwa zehn Prozent und, „noch ganz brauchbar“, erklärt Knoll. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Finanzmarktkrise habe man Cash-Positionen aufgebaut und dafür insbesondere spanische und italienische Staatsanleihen verkauft. Bei Unternehmensanleihen wolle man mit Blick auf Zinszahlungen durchhalten, erklärte Knoll.

Axa, Munich Re und Allianz

Die Versicherer reagieren auf die cornabedingten Änderungen an den Kapitalmärkten, einige erstarren oder wollen ihre Maßnahmen nicht mitteilen, zum Beispiel die Axa. Es sei noch zu früh, „die tatsächlichen Auswirkungen dieser Krise abzuschätzen“. Zu Details wolle man sich „nicht äußern“.

Etwas mehr kommt aus München, die MEAG, der Asset-Manager von Munich Re und Ergo schreibt: „An den Kapitalmärkten beobachten wir derzeit weiter fallende Zinsen, einen starken Rückgang an den Aktienmärkten und eine Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge für Anleihen. Dies wirkt sich auf unsere Solvenzquote aus, allerdings werden die Auswirkungen aufgrund von Absicherungen und breiter Diversifikation unserer Kapitalanlagen teilweise reduziert. Zum aktuellen Stand befindet sich die Solvenzquote von Munich Re (Gruppe) komfortabel im optimalen Bereich (175 Prozent bis 220 Prozent) gemäß unserem internen Limit- und Triggersystem. Munich Re bleibt gemäß aller Anforderungen sehr solide kapitalisiert und mit ihrer starken Bilanz ein verlässlicher Partner ihrer Kunden“, schließt das Unternehmen.

Noch auskunftsfreudiger ist der Münchener Nachbar, die Allianz. Das Unternehmen beobachtet derzeit starke Kursschwankungen an den Kapitalmärkten, die durch die Sorge vor den Auswirkungen des Coronavirus verursacht werden. Die Anlagestrategie werde laufend angepasst. Konkret bedeute das, dass die hauseigenen Experten die Lage an den Märkten täglich analysieren und daraus „Handlungsoptionen ableiten“. Es werde an der Strategie festgehalten, das Geld der Kunden breit gestreut „in mehr als 50 Anlageklassen sowie in verschiedenen Ländern, Regionen und Währungen anzulegen“.

Die Bewegungen an den Märkten könnten abgefedert werden, denn große Teile der Aktienbestände sind, z.B. über Derivate, abgesichert und können so die gegenwärtig zu beobachtenden Schwankungen abfedern. Das Unternehmen ist selbstbewusst und schreibt: „Wir werden – so wie auch in der Vergangenheit – robust durch diese Phase gehen.

Sicherungsvermögen und grüne Anlagen

Eine weitere Frage ist, wie weit die coronabedingten Einflüsse Auswirkungen auf das Sicherungsvermögen haben. Für die Münchener dient es als „hocheffizientes, stabilisierendes Element“, das Schwankungen an den Kapitalmärkten ausgleicht.

„Wir haben einen langfristigen Anlagehorizont mit gut planbaren Ein- und Auszahlungen.“ Im Kollektiv minimiere das Unternehmen Risiken und „glätte auch turbulente Entwicklungen“. Die Kunden sollen sich bei der Vorsorge auf die Allianz verlassen können, dieser Anspruch sei „das oberste Ziel“.

Im oben zitierten Gespräch mit Hr. Querner war auch Thema, dass die Talfahrt der Aktienmärkte eine Flucht in vermeintlich sicherer Anlagen befördere, die den Gesetzen des Marktes folgend dadurch seltener und teurer werden. „Durch Panikverkäufe und die Flucht in vermeintlich sichere Titel gehen die Zinsen noch weiter in den Keller“, erklärt der Vorstand.  

Die Allianz sieht die Gefahr nicht in dem Maße, zumindest nicht bei sogenannten grünen Investments. „Wir investieren derzeit jeden dritten Euro in Alternative Anlagen“. Diese Investments würden für Stabilität im Sicherungsvermögen sorgen, erläutern die Münchener. „Den Anteil dieser Investments werden wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen“.

Aufmerksam aber zuversichtlich beschreibt das Stresslevel der genannten Versicherer derzeit treffend. Die Allianz möge den Diebstahl ihres Fazitsatzes in leicht abgeänderter Version verzeihen, er passt zu gut: „Als langfristiger Kapitalanleger übernimmt die Versicherungswirtschaft  (ursprünglich Allianz Leben) in dieser Krise eine wichtige Funktion zur Stabilisierung der Finanzmärkte.

Autor: Maximilian Volz

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