Lebensversicherung unter Druck: Drei Strategien gegen den Knockout

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Selten waren die Herausforderungen für die deutschen Lebensversicherer so vielfältig wie heute: Niedrigzinsen, Regulatorik, demografischem Wandel und veralteten IT-Strukturen steht die digitale Transformation von Kunden und Gesellschaft gegenüber. Hinzu kommt: Die Zeiten, in denen das aktuelle Niedrigzinsumfeld als Phase bezeichnet wurde, sind vorbei. HDI-Vorstand Patrick Dahmen berichtet.

Das Niedrigzinsumfeld ist die neue Realität. Klassische Kapitalversicherungen, des Deutschen liebste Altersvorsorge, funktionieren in diesem neuen Umfeld nicht mehr. Einige Lebensversicherer wie HDI haben den Paradigmenwechsel bereits vollzogen – andere ziehen nach oder wählen auch andere Wege. Weg von konventionellen Lebensversicherungen alter Bauart, hin zu modernen, kapitalmarkteffizienten Produkten wie Fondspolicen, dynamischen Hybridprodukten, Indexpolicen, moderner Klassik. Diese sind im derzeitigen Kapitalmarktumfeld in der Lage, auskömmliche Renten für das Alter zu erwirtschaften. Für Kunden müssen einfache, digitale Produkte und Services angeboten werden. Es muss uns gelingen, einfache, smarte und digital gestützte Produkte und Services zu bieten, die in ihrer Handhabung so einfach sind wie Smartphones.

Eine weitere große Herausforderung ist die Regulatorik: Solvency, BSRG, DSGVO, Provisionsdeckel etc. stehen für eine Fülle von gesetzlichen Verordnungen, die die Lebensversicherer – sowohl national als auch auf europäischer Ebene – seit Jahren in Atem halten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Eine besondere Herausforderung etablierter Gesellschaften mit langer Tradition und vielen Verträgen im Bestand: Historisch gewachsene IT-Strukturen müssen auf ein einheitliches Bestandsführungssystem überführt werden, um kosteneffizient zu arbeiten und damit wettbewerbsfähige Kostenquoten vorzuweisen – dies erfordert gleichzeitig auch hohe Investitionen in die IT.

Auf die Herausforderungen können die deutschen Lebensversicherer mit unterschiedlichen Strategien reagieren:

Exit-Strategie (externer bzw. internen Run-off): Ergo, Generali und Nürnberger haben das Neugeschäft in Teilen eingestellt und ihre Bestandsverträge in den internen (Ergo,) bzw. externen (Generali) Run-off geschickt. Beide Optionen sind legitim und können, wenn sie professionell gemacht sind, auch für Kunden vom Vorteil sein.

Eine zweite Möglichkeit ist die Fokussierung bzw. Spezialisierung – auf Produkte, wie z. B. die IDEAL Versicherung, die sich auf Pflegeversicherung spezialisiert hat, auf spezifische Zielgruppen, wie die Deutsche Ärzteversicherung, auf einen Vertriebskanal (Dialog Lebensversicherung AG) oder auf ausgewählte Teile der versicherungstechnischen Wertschöpfungskette, wie Viridium als Run-off-Plattform.

Der dritte Weg ist vielleicht der anspruchsvollste: Versicherer wie die Allianz bleiben Vollsortimenter und bietet weiterhin die ganze Bandbreite – vom umfangreichen Produktportfolio über alle Vertriebswege mit der Abbildung der gesamten Wertschöpfungstiefe. Für diesen Weg hat sich auch HDI entschieden, der seine Strategie in der Lebensversicherung in den letzten Monaten weiterentwickelt hat. Hierbei wurden sechs Handlungsfelder identifiziert – drei nach außen und drei nach innen gerichtete – mit dem Ziel, bevorzugter Partner unserer Vertriebe sowie verlässlicher Partner für Kunden mit nachhaltigen Lösungen für ein Leben voller Zuversicht zu sein.

Autor: Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender HDI Lebensversicherung AG und als Mitglied des Vorstands der HDI Deutschland AG verantwortlich für Leben und Kapitalanlagen

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