CEOs im Dax: Drei Olivers, drei Christians und insgesamt drei Frauen

Allianz-Chef Oliver Bäte. Bildquelle: Allianz
Der Anteil der Frauen an den Vorstandsposten hat sich laut der einer Studie der Allbright Stiftung leicht erhöht. Allerdings gibt es unter den CEOs aller 160 Unternehmen der DAX-Familie mehr Männer namens „Christian“ (10) als weibliche Vorstandsvorsitzende (9). Männlich, deutsch und mit einem Wirtschaftsstudium – so sieht das Profil eines typischen Vorstands hierzulande aus. In der Versicherungsbranche ist es ähnlich. Von den zehn Vorständen bei der Ergo Deutschland gibt es zwei mit dem Namen „Christian“, aber auch eine Frau namens „Christine“. Die Düsseldorfer werden bald vom beliebten CEO-Vornamen „Oliver“ geführt.
Wir lösen auf. Oliver Willmes übernimmt zum 1. Januar 2025 den Job von Theo Kokkalas und führt das Deutschlandgeschäft der Ergo. Zu den „Christians“ im zehnköpfigen Vorstand der Düsseldorfer zählen der Vertriebschef Christian Gründl und der für das Lebengeschäft verantwortliche Christian Molt, für Finance ist Christine Voß zuständig. Auf der Group-Ebene gibt es zwar keinen „Christian“, aber mit Lena Lindemann eine Frau. Vorbildlicher in Bezug auf den Frauenanteil ist die Allianz Gruppe. Im neunköpfigen Gremium sitzen vier Frauen: Sirma Boshnakova, Claire-Marie Coste-Lepoutre, Dr. Barbara Karuth-Zelle und Renate Wagner. Ein „Christian“ ist nicht zu finden, allerdings wohl die internationale Version mit dem Briten Christopher Townsend.
Porsche ohne Frau im Vorstand
Mehr als drei Frauen im Vorstand: Das weisen bei den Dax-Konzernen neben der Allianz noch Airbus, Beiersdorf, Commerzbank, Telekom und Mercedes-Benz auf. Diese Erkenntnisse liefert eine aktuelle Studie der Allbright Stiftung, die nach eigenen Angaben eine politisch unabhängige und gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin ist. Fazit der Untersuchung: Bei den 40 großen im Deutschen Aktienindex Dax notierten Unternehmen ist mittlerweile jedes vierte Vorstandsmitglied eine Frau. Nur Porsche hat keine einzige Frau im Vorstand.
Im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern gibt es noch Nachholbedarf. Mit einem Frauenanteil von 24,7 Prozent (ein Plus um 1,5 Prozent) an den Vorstandsmitgliedern der DAX-Konzerne zum 1. September liegt Deutschland deutlich hinter Spitzenreiter Großbritannien (32,1 Prozent). Auf Platz zwei folgen die USA (30,1 Prozent) vor Frankreich (28,8 Prozent) und Schweden (28,2 Prozent). Nur Polen mit einem Frauenanteil von 18,2 Prozent im Top-Management schneidet schlechter als Deutschland ab.
Schaut man auf alle 160 Unternehmen der DAX-Familie, sprich alle im DAX, MDAX und SDAX gelisteten Firmen an, so liegt der Frauenanteil bei 19,7 Prozent – auf 559 Männer kommen 137 Frauen. Das sei laut der Studie ein Anstieg um 2,3 Prozentpunkte. Bei der 2023-Studie hatte der Anstieg bei 3,2 Prozentpunkten gelegen.
Anhand der Studie kann man feststellen, dass die meisten Vorstandsmitglieder männlich (zu 80 Prozent), deutsch (zu 75 Prozent), in im Durchschnitt im Jahr 1970 geboren sind. Zudem haben Sie ein Wirtschaftsstudium absolviert (zu 51 Prozent). Diese Personen entscheiden auch über die Neueinstellungen und wählen offenbar – ob bewusst oder unbewusst – das gleiche Profil. Neu in den Vorstand berufen wurden, wer tendenziell männlich (zu 68 Prozent) und deutsch (zu 70 Prozent) ist, im Jahr 1972 geboren wurde und ein Wirtschaftsstudium absolviert hat (zu 52 Prozent).
Auch bei den Namen fällt einiges auf. Lange wurden die meisten börsennotierten Firmen von einem „Thomas“ geführt. Seit drei Jahren dominiert „Christian“ in den Chefetagen. Allein drei davon befinden sich im Dax an der Spitze von Brenntag (Christian Kohlpaintner), der Deutschen Bank (Christian Sewig) und SAP (Christian Klein). Auch drei Oliver führen drei große Dax-Schwergewichte: Neben Oliver Bäte (Allianz) ist es Oliver Blume (Porsche) und Oliver Zipse (BMW).
Unternehmensberater dominieren die Chefetagen
Zurück zu den Versicherern, die eben auch die in der Studie genannten Eigenschaften des CEOs erfüllen. Allianz-Chef Oliver Bäte studierte Betriebswirtschaftslehre, Ergo-CEO Markus Rieß Volkswirtschaftslehre. Beide arbeiteten bei McKinsey. Früher waren es überwiegend Juristen auf dem Chefsessel der Aussekuranzhäuser, heute vermehrt Unternehmensberater. McKinsey sei „der Vorstandslieferant schlechthin“, schrieb Handelsblatt Research Institute bei der Auswertung der ehemaligen Arbeitgeber zahlreicher Vorstände der gesamten deutschen Wirtschaft. 22 der Ende 2023 aktiven Dax-Vorstände starteten oder entwickelten ihre Karriere demnach bei der weltweiten Nummer eins der Strategieberatungen.
Auch GDV-Präsident und R+V-Chef Norbert Rollinger, der Betriebswirtschaft studierte, startete 1990 als Berater und Projektleiter bei der Managerschmiede McKinsey. Ein Studium der Betriebswirtschaft absolvierte auch Thilo Schumacher. Der Axa-Deutschland-Chef landete ebenfalls bei McKinsey, wie übrigens auch sein Vorgänger Alexander Vollert. Auch der heutige Zurich-Deutschland-CEO Carsten Schildknecht fing 1993 bei McKinsey an.
Goather-Chef Oliver Schoeller, der ebenfalls Betriebswirtschaftslehre studierte, beriet bei der US- Unternehmensberatung Mitchell Madison Banken und Versicherungen. Bei Mummert + Partner (heute Sopra Steria) war der heutige Huk-Coburg-Boss Klaus-Jürgen Heitmann. Ulrich Leitermann von Signal Iduna war Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei Ernst & Young. Einen „Thomas“ gibt unter den größten Versicherern übrigens auch. Debeka-Chef Thomas Brahm schaffte indes das seltene Kunststück von einem Azubi zum CEO aufzusteigen.
Autor: David Gorr