Nach Aon jetzt Willis: Marsh erneut wegen illegaler Abwerbungspraktiken angeklagt

Eine Urteil für alle Versicherer. . Quelle: Hermann Traub auf Pixabay

Achtung, Leserkontrolle: Welche beiden Unternehmen hatten sich zuletzt wegen illegaler Abwerbungspraktiken als “konspirativer Dieb” bzw. “armselige Manager” bezeichnet? Richtig: Aon und Marsh. Welchen Schluss zieht der Unterlegene Marsh aus der Sache; richtig, er versucht es in einem anderen Bundesstaat noch einmal. Verblüffenderweise  scheint es diesmal zu gelingen.  

Aus Fehlern lernt man (nicht). Marsh hatte dem Mitbewerber AON – das zum Zeitpunkt eine mittlerweile gescheiterte Fusion mit Willis anstrebte –  in Florida „illegal“ 44 frühere Angestellte auf einmal abgeworben. AON hatte daraufhin eine “restraining order” angestrebt und schließlich durchgesetzt. Die Richter entschieden pro AON. Einige abgeworbene Schlüsselpersonen durften 90 Tage nach der Kündigung „nicht woanders arbeiten“; für weitere Betroffene galt die Hälfte. Man sollte meinen, dass Marsh aus dem Fall gelernt hat.

Oder auch nicht

Aktuell hat Willis Towers Watson im Zusammenhang mit der Abwerbung von 25 Mitarbeitern Klage gegen Marsh LLC vor dem Staatsgericht in Chicago, Illinois,  eingereicht.  Wie im Fall zuvor wurde erneut eine einstweilige Verfügung auf „Abwerbungsunterlassung“ eingereicht. Marsh habe die (ehemaligen) Mitarbeiter „in unzulässiger Weise aufgefordert“, ihr Geschäft zu Marsh zu verlagern. Das und ein damit einhergehender Kundenschaden hätten zu einem Verlust von „mehr als 7,5 Millionen Dollar“ an Einnahmen geführt. Marsh hat die Vorwürfe von Willis zurückgewiesen und die Abweisung der Klage beantragt.

Dieses Mal sieht es für Marsh besser aus: Der Richter Neil H. Cohen lehnte die Willis-Anträge auf einstweilige Verfügung und beschleunigte Offenlegung ab, meldet businessinsurance. Entschieden ist aber noch nichts: In seiner kurzen Verfügung  gab Richter Cohen dem Kläger Willis eine Frist bis zum 4. Oktober, um Widerspruch gegen die Klageabweisung einzulegen. Marsh wiederum hat bis zum 15. Oktober Zeit, um darauf zu antworten.

Das Rad dreht sich weiter

Die geplante Fusion von AON und Willis hat die Beziehungen zu Marsh vergiftet. Marsh hatte beim U.S. Department of Justice Klage eingereicht, um die geplante Fusion zu verhindern. Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass sich die Streithähne eine weitere Gerichtsschlacht in Chicago schenken werden. Also: Auf ein Neues.

Autor: VW-Redaktion