Gothaer schätzt Flutschäden auf rund 450 Mio. Euro

In den vergangenen zehn Jahren gab es etwa dreimal so viele schwere Überschwemmungsereignisse wie tropische Zyklone. Quelle: Gothaer

Die Gothaer zieht eine erste Schadenbilanz nach Sturmtief „Bernd“: So schätzt der Versicherer die Kosten derzeit auf eine Summe zwischen 400 und 450 Mio. Euro. Dabei haben die Kölner nach eigenen Angaben bereits rund 140 Mio. Euro Soforthilfe an die Kunden ausgezahlt.

Bislang seien der Gothaer rund 7.200 Schäden gemeldet worden. Mehr als 28 Prozent der Schäden konnten bereits vollständig bewertet und reguliert werden, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Zudem habe der Versicherer einen Hilfsfonds mit einem Volumen von zunächst 500.000 Euro ins Leben gerufen. Damit sollen vor allem soziale Projekte oder solche Vorhaben gefördert werden, die zu einem nachhaltigen Wiederaufbau in den betroffenen Regionen beitragen.

„So ist es uns mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung unserer Schadenregulierer und Vertriebspartner vor Ort gelungen, binnen kürzester Zeit 3.444 der bislang rund 7.200 gemeldeten Schäden zu besichtigen. Fast 140 Mio. Euro Soforthilfe haben wir bereits an unsere Kundinnen und Kunden ausgezahlt, damit sie sich mit dem Notwendigsten versorgen und mit der Instandsetzung ihres Hab und Guts beginnen können.“

Oliver Schöller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer

Insgesamt werden die Schadenschätzungen durch Sturmtief „Bernd“ immer höher: Erst vor wenigen Tagen korrigierte die Provinzial ihre Zahlen deutlich nach oben. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) dürfte nach jetzigem Stand seine bisherige Schadenschätzung von 4,5 bis 5,5 Mrd. Euro nach oben korrigieren.

„Wir werden in dieser Woche noch einmal neue Zahlen zur Hochwasserkatastrophe bekommen. Was nun klar ist: Wir werden nicht am oberen Ende unserer vorherigen Schätzung bis 5,5 Mrd. Euro liegen, sondern deutlich darüber.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV auf Twitter

Laut Branchenverband zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sich das Jahr 2021 mit Stürmen, Überschwemmungen, Starkregen und Hagel insgesamt zu einem der schadenträchtigsten seit 2013 entwickeln könnte. Die größten Sachschäden verursachte bislang das August-Hochwasser des Jahres 2002 mit Schäden in Höhe von rund 4,7 Mrd. Euro.

Quelle: Statista

Anfang August 2021 war die Provinzial noch von einer Schadenbelastung von 761 Mio. Euro ausgegangen. Die deutschen Versicherer rechnen nach der Flutkatastrophe im Rheinland und in der Eifel mit Schäden von bis zu 5,7 Mrd. Euro. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der deutschen Finanzaufsicht Bafin hervor. Zudem rechnen die deutschen Rückversicherer schlimmstenfalls mit einer Nettobelastung von rund einer Milliarde Euro.

Laut einer aktuellen Studie der World Weather Attribution in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind die schweren Regenfälle im Juli 2021 sehr wahrscheinlich auch eine Folge des Klimawandels. „Zum einen haben wir gelernt, dass es ein sehr seltenes Ereignis war. Wir sehen ganz klar, dass der Klimawandel die Eintrittswahrscheinlichkeit deutlich erhöht hat und dass er die Intensität erhöht hat“, wird Frank Kreienkamp, Leiter des Regionalen Klimabüros beim DWD in Potsdam, bei tagesschau.de zitiert.

„Das sind ganz wichtige Ergebnisse, weil sie uns eben zeigen, dass es tatsächlich einen Einfluss des Klimawandels auf dieses Ereignis gegeben hat. Das war zunächst eine Vermutung, und jetzt lässt sie sich in Zahlen belegen“, ergänzt der Klima- und Wetterexperte Sven Plöger.

Autor: VW-Redaktion

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