2. Platz im Ranking: Wer ist der beste Arbeitgeber in der Versicherungsbranche?

Bárbara Cascão auf Pixabay

Im War for Talents werben Versicherer mit Faktoren wie Sicherheit, Vergütung, Ausgleich zwischen Arbeit und Beruf sowie einer generell hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Doch wie sieht es im Innenraum wirklich aus? Was sagen die Mitarbeiter? Im Rahmen des großen Versicherungswirtschaft-Rankings bewertet die Redaktion die Versicherer in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber. Auf Platz 2: Zurich.

Firmenkultur: Lange konnten die Mitarbeiter der Zurich Deutschland die schicken neuen Büros nicht genießen. Wenige Monate nach dem offiziellen Umzug von Bonn nach Köln kam Corona – und das Homeoffice. Schade. Denn die Zurich hat sich für ihr Personal mächtig ins Zeug gelegt. Die Räumlichkeiten im Stadtteil Deutz stehen nicht nur symbolisch für eine neue Zurich, die nachhaltiger, moderner und effizienter sein möchte. „Geschäftlich ist es uns gelungen, das Schiff zu drehen“, sagt Zurich-Chef Carsten Schildknecht. „Das kombinierte Programm aus Kulturwandel auf der einen und Neuausrichtung der Strategie auf der anderen Seite funktioniert.“ Vor allem der Kulturwandel kommt bei der Belegschaft gut an. Auf Basis der letzten zwei Jahre würden unglaubliche 95 Prozent den Konzern als Arbeitgeber weiterempfehlen. Hervorgehoben werden etwa die guten Karrierechancen. In einer Bewertung heißt es, dass sehr viele duale Studenten zu Teamleitern werden würden und Teamleiter wiederum zu Abteilungsleitern. Die Zurich-Kultur insgesamt wird als eine beschrieben, in der man sich gegenseitig hilft. Zur Ausnahme gehören Kommentare über Arbeit im Siloprinzip und bürokratische Regeln. Auch wichtig: 2020 wurden 4.466 Beschäftigte bei Zurich gezählt. Seit 2015 wurden rund 20 Prozent der Stellen abgebaut.

Performance: Seit seinem Antritt 2016 hat Zurich-Gruppenchef Mario Greco dem krisengeschüttelten Versicherer wieder Halt gegeben. Die Deutschlandtochter leitete 2018 ein umfassendes Strategieprogramm ein. Die Halbzeitbilanz lässt sich sehen. Die Kostenlücke ist gegenüber dem Markt in den letzten zwei Jahren von 3,5 Prozent auf 1,2 Prozent gefallen. Der Beitragsabrieb bei der Schaden- und Unfallsparte von 1,3 Prozent pro Jahr wurde in ein Wachstum von 7,5 Prozent gewandelt. Im Lebensgeschäft wurde das Wachstum von minus 7,6 Prozent pro Jahr auf ein Plus von 13,3 Prozent gesteigert. Die Gesamtumsätze stiegen von 2018 auf 2019 um 9,3 Prozent. Im Coronajahr 2020 fielen die Einnahmen minimal um 2,8 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro, ebenso sank der Betriebsgewinn um geringe 1,9 Prozent auf 349 Mio. Euro.

Führung: Die Zurich sieht sich gerne als Vorreiter mit Blick auf agile Arbeitsweisen und -stile. Das hat seinen Grund. Auf dem Zurich Campus etwa sind Einzelbüros die Ausnahme, Vorstände sitzen offen bei ihren Teams. Der Versicherer fördert Strukturen des offenen Austauschs über hierarchische Grenzen hinweg. Wer etwas zu sagen hat, kommt auch zu Wort. Eine exemplarische Bewertung dazu: „Vorgesetzte loben Mitarbeitende und geben Ansporn und ermutigen. Alle tragen zur Fairness bei und es herrscht Vertrauen.“ Einer der wenigen Kritikpunkte: „Ideen für die IT sind da, am Ende entscheiden aber die Kostenvorgaben. Quartalsdenken, keine Entwicklung mit Weitblick. Viel ‚das haben wir schon immer so gemacht‘.“ Verdikt: Die Zurich versucht viel Neues und geht auch in Sachen Führung einen guten Weg.

Gehalt: Die Gehaltszufriedenheit liegt 8 Prozent über dem Branchenschnitt. Sachbearbeiter (52.300 Euro) und Außendienstler (56.200 Euro) verdienen mehr als bei der Konkurrenz, ein Controller mit 63.800 Euro hingegen weniger.

Gesamtbewertung: 4,18 von 5

Untersucht werden die zehn stärksten Versicherer in Deutschland nach Beitragseinnahmen. Als Orientierungsbasis dienten uns Informationen der Plattform Kununu (ab 100 Bewertungen) sowie eigenes redaktionelles Wissen aus dem Maschinenraum der Branche. Benotet wurde auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 5 (Maximum). Indes spielten aus unserer Sicht die Indikatoren Firmenkultur, Performance, Führung und Gehalt eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung der Qualitäten der Versicherungshäuser als Arbeitgeber:

  • Unter dem Punkt Firmenkultur wurde etwa auf die Arbeitsatmosphäre, den Innovationsdrang, aber auch auf grundsätzliche Arbeitsstrukturen geblickt.
  • Performance spiegelt die wirtschaftliche Stärke, Entwicklung und Perspektiven des Unternehmens wider.
  • In der Kategorie Führung ging es darum, wie Führung innerhalb des Unternehmens interpretiert und ausgelebt wird flach, agil, hierarchisch?
  • Im letzten Schritt widmen wir uns dem Gehalt mit Fokus auf Vertriebs-, Experten- und Leitungsebene.

Autoren: Michael Stanczyk und David Gorr

Das vollständige Ranking lesen Sie in der aktuellen Mai-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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