5. Platz im Ranking: Wer ist der beste Arbeitgeber im der Versicherungsbranche?
Im War for Talents werben Versicherer mit Faktoren wie Sicherheit, Vergütung, Ausgleich zwischen Arbeit und Beruf sowie einer generell hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Doch wie sieht es im Innenraum wirklich aus? Was sagen die Mitarbeiter? Im Rahmen des großen Versicherungswirtschaft-Rankings bewertet die Redaktion die Versicherer in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber. Heute mit Platz 5: Die R+V Versicherung.
Firmenkultur: Die R+V ist in ihrer Grundstruktur ein genossenschaftlicher Versicherer, hinter dem ein Netzwerk von 18,5 Mio. Mitgliedern der deutschen Genossenschaftsbanken steht. Immer wieder betont das Unternehmen Werte wie Partnerschaft, Respekt und Verantwortung mit Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen, aber auch mit Blick auf die Umwelt. Hehre Ziele. Doch werden sie auch eingehalten? Das interne Meinungsbild über den Arbeitgeber R+V jedenfalls deckt sich an vielen Stellen mit den öffentlich kommunizierten Vorstellungen. Mitarbeiter sprechen von einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre, Transparenz in der Kommunikation und einer Kollegenschaft ohne die berühmt-berüchtigte Ellenbogenmentalität.
Satte 82 Prozent der Bewerter empfehlen die R+V als Arbeitgeber weiter. Das spricht für sich. Kleine Wehwehchen haben aber auch die Wiesbadener. Kritisiert werden etwa alte IT-Strukturen oder Aktionismus und Bürokratie bei strategischen Sachverhalten. Zu vernachlässigen ist das nicht.
Performance: Bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2022 will die R+V Versicherung ihre Beiträge auf 20 Mrd. Euro steigern. Mit Rollingers Amtsantritt 2017 betrug das Beitragsvolumen 15,3 Mrd. Euro, 2019 waren es bereits 17,3 Mrd. Euro und 2020 schon 18,9 Mrd. Euro. Der Wiesbadener Versicherer wächst seit 15 Jahren stärker als der Markt aufgrund des starken Filialnetzes der genossenschaftlichen Banken. Etwa 100.000 Kunden gewinnt der Versicherer pro Jahr, inzwischen sind es 8,9 Millionen. Doch wer inzwischen so groß ist, muss auch höhere Schäden durch Corona verkraften. Der Vorsteuergewinn brach 2020 um 70 Prozent auf 291 Mio. Euro ein. Auch das Kapitalergebnis sank um 72 Prozent aufgrund der Turbulenzen an den Börsen. Im aktuellen Jahr scheint sich das Wachstum fortzusetzen. Die Einnahmen der Erstversicherer legten in den ersten beiden Monaten 2021 um 5,9 Prozent zu.
Führung: An der Vorstandsspitze hat die R+V mit Norbert Rollinger einen ausgewiesenen Fachmann und engagierten Top-Manager der Branche unter ihrem Dach. Die Versicherungswirtschaft wählte den Experten mit McKinsey-Vergangenheit vor zwei Jahren zum besten Versicherungschef des Landes. Was in Sachen Führung ganz oben vorgelebt wird, dringt in der Praxis nicht zwangsläufig an die zahlreichen darunterliegenden Ebenen. Die R+V arbeitet kundenorientiert und strebt langfristigen Erfolg an. Nicht wenige Mitarbeiter kritisieren jedoch die konservativen Führungsstile im Haus. Demnach würden sie oft „kleingehalten“ und Ziele „aufgezwungen“
werden.
Gehalt: Die Gehälter liegen rund 8 Prozent über dem Branchendurchschnitt, heißt es bei Kununu. Basierend auf 658 Gehaltsangaben beträgt das durchschnittliche Gehalt bei der R+V zwischen 15.400 Euro für einen Lehrling und 119.800 Euro für die Position eines Abteilungsleiters. Ein Sachbearbeiter verdient durchschnittlich 48.100 Euro, ein Controller 64.300 Euro, ein Claimsmanager 64.400 Euro, ein Underwriter kommt auf etwa 71.200 Euro und ein Aktuar auf 72.300 Euro.
Gesamtbewertung: 4 von 5
Untersucht werden die zehn stärksten Versicherer in Deutschland nach Beitragseinnahmen. Als Orientierungsbasis dienten uns Informationen der Plattform Kununu (ab 100 Bewertungen) sowie eigenes redaktionelles Wissen aus dem Maschinenraum der Branche. Benotet wurde auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 5 (Maximum). Indes spielten aus unserer Sicht die Indikatoren Firmenkultur, Performance, Führung und Gehalt eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung der Qualitäten der Versicherungshäuser als Arbeitgeber:
- Unter dem Punkt Firmenkultur wurde etwa auf die Arbeitsatmosphäre, den Innovationsdrang, aber auch auf grundsätzliche Arbeitsstrukturen geblickt.
- Performance spiegelt die wirtschaftliche Stärke, Entwicklung und Perspektiven des Unternehmens wider.
- In der Kategorie Führung ging es darum, wie Führung innerhalb des Unternehmens interpretiert und ausgelebt wird flach, agil, hierarchisch?
- Im letzten Schritt widmen wir uns dem Gehalt mit Fokus auf Vertriebs-, Experten- und Leitungsebene.
Autoren: Michael Stanczyk und David Gorr
Das vollständige Ranking lesen Sie in der aktuellen Mai-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.