Ranking-Spezial: Wer ist der beste Arbeitgeber der Versicherungsbranche?

Quelle: Bárbara Cascão auf Pixabay

Über 203.000 Mitarbeiter beschäftigt die deutsche Versicherungswirtschaft aktuell. Im War for Talents wirbt die Branche mit Faktoren wie Sicherheit, Vergütung, Ausgleich zwischen Arbeit und Beruf sowie einer generell hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Doch wie sieht es im Innenraum wirklich aus? Was sagen die Mitarbeiter? Halten die Unternehmen immer, was sie versprechen? Im Rahmen des großen Versicherungswirtschaft-Rankings bewertet die Redaktion die Versicherer in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber. Heute mit Platz 7: Die Allianz.

Firmenkultur: Die Allianz erlebt turbulente Zeiten. Mitte März kündigte der Versicherer an, die mächtige Deutschland-Holding aufzulösen. Die Zentralfunktionen der Allianz Deutschland AG sollen entweder den Spartengesellschaften bzw. der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) zugeordnet werden, sofern sich ihre Aufgaben hauptsächlich auf einen Produktgeber oder Vertrieb beziehen oder der Allianz SE bzw. einer ihrer Tochtergesellschaften soweit sich daraus Größenvorteile ergeben. Für die Belegschaft dürfte die Nachricht nicht aus dem Nichts gekommen sein. Schon im November gab es Gerüchte. Seit Jahren werden die Strukturen des Versicherungsriesen auf Effizienz getrimmt. Das prägt die gesamte Firmenkultur, die immer mehr Performancekultur zu werden scheint.

Die Arbeitsplätze bei der Allianz sind sicher, doch die Mitarbeiter haben zu liefern. Auf Basis der letzten zwei Jahre würden 78 Prozent den Münchener Versicherer als Arbeitgeber weiterempfehlen. Ein guter Wert für das Powerhouse der Branche. Mit mehr als 8.200 Vertretern und 26.400 Mitarbeitern erwirtschaftet die Allianz Deutschland AG einen Umsatz von 42,0 Mrd. Euro. Sie trägt damit fast ein Drittel zum Gesamtumsatz der Konzerngruppe bei.

Performance: Konzernchef Oliver Bäte war es bislang gewohnt, stets Rekorde bei Umsatz und Gewinn zu präsentieren. Im Geschäftsjahr 2019 lag der operative Gewinn bei 11,5 Mrd. Euro, im Corona-Jahr 2020 sank er auf 10,8 Mrd. Euro. Und doch waren Analysten überrascht, wie gut Europas größter Versicherer durch die Pandemie kam. Einen großen Anteil hat daran die Deutschlandtochter. Die Umsätze sanken nur leicht um 2,8 Prozent auf 40,8 Mrd. Euro: Bei der Leben-Sparte fielen sie um 5,4 Prozent. Dennoch bleibt dies der zweithöchste Umsatz in der Geschichte nach dem Rekordjahr 2019. Die Widerstandsfähigkeit des Konzerns in einer der größten Krisen ist beeindruckend. Angesichts der prall gefüllten Kassen würden die Kunden es lieber sehen, wenn die Allianz mehr Kulanz beim Streit um die Betriebsschließungsversicherungen gezeigt hätte.

Führung: Die Allianz ist stets bemüht, dass sich die Belegschaft wohlfühlt. Flexible Arbeitszeiten, betriebliche Altersvorsorge, Mitarbeiterrabatte, Events und mehr gehören zum Angebot. Das Problem: Andere Versicherer bieten das auch. So trivial es klingen mag, die Lenker der Allianz stehen vor der Mammutaufgabe, Silos aufzubrechen, Abstimmungsprozesse effizient zu managen und den Führungston zu ändern. Sie haben aber auch die Chance, Mitarbeiter mitzunehmen und gutes Personal über gute Führung langfristig zu binden. Indes muss der Versicherer einen schwierigen Balanceakt bewältigen. Das Personal droht müde zu werden vom Gefühl, sich immer wieder neu erfinden zu müssen. Mit den neuen Projekten werden die Herausforderungen bei der Allianz allerdings nicht abnehmen.

Gehalt: Der Sachbearbeiter (43.500 Euro) und der Software-Entwickler (63.800 Euro) verdienen im Vergleich zu Konkurrenz wenig. Der Underwriter mit 73.000 Euro etwas mehr, ebenso der Außendienstmitarbeiter mit 51.000 Euro. Aktuare und Controller erhalten um die 75.000 Euro jährlich.

Gesamtbewertung: 3,7 von 5.

Untersucht werden die zehn stärksten Versicherer in Deutschland nach Beitragseinnahmen. Als Orientierungsbasis dienten uns Informationen der Plattform Kununu (ab 100 Bewertungen) sowie eigenes redaktionelles Wissen aus dem Maschinenraum der Branche. Benotet wurde auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 5 (Maximum). Indes spielten aus unserer Sicht die Indikatoren Firmenkultur, Performance, Führung und Gehalt eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung der Qualitäten der Versicherungshäuser als Arbeitgeber:

  • Unter dem Punkt Firmenkultur wurde etwa auf die Arbeitsatmosphäre, den Innovationsdrang, aber auch auf grundsätzliche Arbeitsstrukturen geblickt.
  • Performance spiegelt die wirtschaftliche Stärke, Entwicklung und Perspektiven des Unternehmens wider.
  • In der Kategorie Führung ging es darum, wie Führung innerhalb des Unternehmens interpretiert und ausgelebt wird flach, agil, hierarchisch?
  • Im letzten Schritt widmen wir uns dem Gehalt mit Fokus auf Vertriebs-, Experten- und Leitungsebene.

Autoren: Michael Stanczyk und David Gorr

Das vollständige Ranking lesen Sie in der aktuellen Mai-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Ein Kommentar

  • Die größtmögliche Renditechance überlässt Baete der Konkurrenz. Wenn das der Fall ist, wird das Bestände, auch in scheinbar sicheren Gruppenverträgen, reduzieren.
    Wer bleibt schon nach allen Kosten in Verträgen mit vielleicht 3% Rendite, wenn er bestimmt genauso sicher 9% bis 13% Rendite erzielen kann. Beispiel: Person beginnt im 20. Lebensjahr mit € 100,00
    monatlich-ohne Betragserhöhung-bis zum 67. Lebensjahr ergibt bei
    3% € 122.433,53 9% € 788.906,79 13% € 3.076.699,67 bestimmt nicht weniger sicher, als die vielleicht aktuell erzielten 3%.
    Wegen wesentlich niedrigeren Fixkosten können sich dann nicht nur 20% adäquate Zukunftsvorsorge leisten, sondern früh begonnen fast alle Bürger.
    Abgesehen davon, dass Beratungsprotokolle nicht von jedem guten Anwalt zerpflückt werden können. Aber natürlich sin 0,1% Kosten, nur für erzieltes Geschäft, viel zu teuer.
    Das man bei Nichtumsetzung dieser Idee keine Kosten hat, ist ja auch wirklich ein Hindernis, dass die Allianz auf keinen Fall goutieren kann..

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