Tränen bei Bernardino-Abschied

Eiopa-Chef Gabriel Bernardino, Quelle: Eiopa

Erst technisch, dann emotional. Die letzte (Online-) Konferenz des scheidenden EIOPA-Vorsitzenden Gabriel Bernardino wurde ein Spiegel sowohl seiner Amtszeit wie auch seiner Person. Er setzte sich mit Verve für die Europäische Union ein und stellte harte Forderungen; am Ende brach die Stimme, als sich die Journalisten für seine Arbeit und die stets menschliche Art bedankten.

Eine Dekade der Aufsicht endet mit einem Online-Call. Das zentrale Element des Events waren aber nicht die Errungenschaften der Vergangenheit, die er in seiner lesenswerten Rede darstellte, sondern die Zukunft. Leidenschaftlich und entschlossen präsentierten Executive Director Fausto Parente und Chairman Gabriel Bernardino ihre Vision der Aufsicht von morgen.

Das Ringen um Regulation sei niemals beendet, immer diskutabel allerdings unabdingbar, ist wohl die Kernessenz aus der einstündigen Konferenz mit den beiden Aufsehern. „Eiopa ist bemüht, eine Balance zwischen Regulierung und Ertrag für die Konsumenten zu finden“, erklärt Parente. An dieser Stelle sei „noch viel zu verbessern“. Das bestätigte auch Bernardino, ihn ärgert ein zu viel an Informationen, die am Ende kein Konsument liest. „Too much information kills information“, bringt er es auf den Punkt – und ist damit auf einer Linie mit Branchengrößen.

Um eine validere Oberaufsicht zu generieren, sei mehr Zentralität nötig, erklärt Bernardino. International agierende (Versicherungs-) Konzerne müssten von einer zentralisierten Behörde überwacht werden, was aber nicht bedeute, dass „alles zentralisiert werden müsse“. Am Ende bedeute eine starke zentrale Aufsicht allerdings eine Gleichheit in der Auslegung von Regelwerken wie Solvency II und die nötige Kraft, diese auch durchzusetzen. Damit reagierte er auf einen zentralen Kritikpunkt, Versicherer in Ländern wie Frankreich und Deutschland fühlen sich oft benachteiligt, weil ihre nationalen Aufsichten die Regeln eher streng interpretieren. Wann die von EIOPA vorgeschlagenen Solvency II Änderungen in Kraft treten, könne er nicht sagen, das sei Aufgabe der EU-Politiker. Für ihn persönlich gelte, „so schnell wie möglich“.

Eine ausführliche Kurzversion der Story und der wesentlichen Gegebenheiten finden sie auch auf VWheute.

Die Vision

Das ganze Bild im Blick erklärte Bernardino, dass die Europäische Union und ihre Institutionen immer für den Bürger arbeiten müssten. Die Frage sei nicht, was der Einzelne für Europa, sondern was Europa für den Einzelnen tue – der Bezug zu der berühmten Aussage des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedys war wohl nicht versehentlich.

Für ihn ist die Einführung von Pepp ein Weg, um den Menschen den Nutzen von Europa aufzuzeigen. Er sehe auch bereits eine „bedeutende Nachfrage“. Letztlich müsse aber jeder gesellschaftliche, politische und aufsichtsrechtliche Wandel aus den Bürgern selbst kommen. „Ich glaube fest daran, dass der Fortschritt zu einer besseren Gesellschaft für unsere Kinder möglich ist“, erklärte er.

Eigentlich müsste der Artikel mit diesem Satz enden, doch mit der Frage nach der Zukunft von Gabriel Bernardino ist der wichtigste Punkt noch offen. „Nach zehn Jahren an der Spitze von EIOPA habe ich mir eine Pause verdient. Ich werde mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und gegen Ende des Sommers entscheiden, wie ich meine Fähigkeiten weiter für meine Überzeugungen einsetzen kann.“

Autor: Maximilian Volz

Anmerkung: Wer mehr über die angedachten Solvency II-Änderungen und die Folgen der lesen möchte, dem sei die aktuelle Geschichte in der Januar-Ausgabe der Versicherungswirtschaft ans Herz gelegt.

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