„Klassische LV nicht tot“: Verzinsungskönig Ideal macht der Branche Hoffnung
Die verhältnismäßig kleine Ideal ist bei der LV-Verzinsung top. Doch auch die Berliner um ihren Chef Rainer M. Jacobus kommen um eine Anpassung für das Jahr 2021 nicht herum, obwohl sie dank einer vom Gesamtmarkt divergierenden Anlagepolitik gut dastehen. Die Mitbewerber halten sich momentan bei den Angaben zum kommenden LV-Jahr noch weitestgehend bedeckt, selten ein gutes Zeichen.
Der Versicherer aus der Hauptstadt bietet seinen Kunden für das kommende Jahr eine laufende Verzinsung von 3,0 Prozent, im Vorjahr waren es 3,3 Prozent gewesen. Trotz des deutlichen Rückschritts liegt die Ideal seit Jahren vor vielen größeren Mitbewerbern.
Bisher haben sich noch wenige Unternehmen zu ihrer Verzinsung im kommenden Jahr geäußert. Eine Ausnahme ist die LV1871, die ihren Überschuss stabil hält. Die laufende Verzinsung liegt im kommenden Jahr unverändert bei 2,40 Prozent, 0,9 Prozent Rechnungszins plus 1,5 Prozent Zinsdividende. Auch die Bayerische will bei den Zinsen stabil bleiben. Die anderen Häuser haben sich noch nicht aus der Deckung gewagt, was eher für Reduktion oder maximal eine Stabilisierung spricht.
Anderer Weg?
Generell ist das Mehrwertschaffen für die Versicherer im Niedrigzinsumfeld schwieriger geworden. Mit herkömmlichen Anlagen ist kaum noch Geld zu verdienen. Ein Grund, warum die Ideal schon früh auf Immobilien gesetzt hat, gerade in der Hauptstadt. Der Wertzuwachs beim Betongold zahlt sich jetzt aus. „Wir verfolgen seit vielen Jahren eine nonkonformistische Kapitalanlagepolitik, die unserem Unternehmen ein komfortables Polster verschafft hat“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Ideal, Rainer M. Jacobus.
Perspektivisch werde sich die Ideal „weiter an langfristig erfolgreichen Unternehmen“ sowie „Infrastruktureinrichtungen beteiligen“. Der Immobilienfokus bleibe „unverändert“. Offenbar zahlt sich das aus. Bereits im April meldete das Unternehmen, dass das hesamte Kapitalanlageergebnis 2019 von 74,4 Mio. Euro im Vorjahr auf 104,3 Mio. Euro stieg. Zuwächse gab es auch beim Versicherungsbestand und den Brutto-Beitragseinnahmen. Diese stiegen im Jahr 2019 um 34,5 Prozent auf 322,2 Mio. Euro.
Nicht nur bei der Anlage, auch sonst schwimmt Jacobus gerne einmal gegen den Strom. „Die klassische Lebensversicherung ist nicht tot – ganz im Gegenteil“ erklärt er aktuell gegenüber dem Handelsblatt. Damit stellt er gegen so ziemlich jeden anderen Marktteilnehmer, beispielsweise den Vorstand der Stuttgarter Guido Bader.
Das ist Jacobus aber ganz recht, sichert es ihm doch ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. Gerne biete er weiter klassische Lebensversicherung als Garantieprodukt an, denn „bundesweit sucht noch immer jeder dritte Deutsche bei einem Neuabschluss nach einem solchen Produkt.“ Der Marktführer Allianz ist da anderer Meinung und hat sich aus dem Garantiegeschäft praktisch verabschiedet. Die Ergo, deren Lebensversicherung sich im Run-Off befindet, denkt offenbar über den selben Schritt nach, wie der CEO Markus Rieß erklärt.
Jacobus ficht das nicht an. Mit der „stetig wachsenden Nachfrage“ nach der Ideal UniversalLife sieht sich das Management in seiner „strategischen Ausrichtung auf Garantieprodukte“ bestätigt. Fünf Jahre nach Produkteinführung macht das „klassisch konzipierte aber flexible“ Produkt fast 50 Prozent des Neugeschäfts der Ideal Leben aus.
Autor: Maximilian Volz
Wegen der in Solvency II oft zu strengen Kapitalanforderungen bei Aktien/Immobilien (keine Anerkennung von Risikoprämien) und demnächst auch der Annahme, dass man auch noch negativere Zinsen erdulden müsste ohne auf Bargeld ausweichen zu können, kann man sich klassische LV in größerem Umfang aber nur mit sehr guten Reserven leisten.
Inter, LV 1871, Allianz und auch Ideal sind hier tatsächlich bei den Bewertungsreserven der Kapitalanlagen top, daneben spielen auch noch Reserven in freier RfB und Schlussüberschussfonds eine Rolle sowie eine vorteilhafte Struktur des Bestands mit viel BU-Versicherung und fondsgebundenen Verträgen. Aber für alle wird reine Klassik auf Dauer nicht die Lösung sein können. Andererseits sind auch Fondsgebundene Renten mit Teilgarantien ohne gute klassische Kapitalanlage nicht konkurrenzfähig.